130 - Die Hexe mit dem Todesatem
Sie wird sich dafür erkenntlich zeigen. Vielleicht mit Gold, oder mit Geld… Irgendwie.«
»Ich höre mir diesen Schwachsinn nicht länger an!« sagte der Engländer wütend. »Ich nehme jetzt mein Amulett und verschwinde, und du würdest gut daran tun, mich nicht daran zu hindern. Wenn ich fort bin, kannst du diese Oma aus der Mauer holen und mit ihr spielen. Ich fliege mit der nächsten Maschine nach England zurück, und du kannst Sandor Feges bestellen, er soll sich nie mehr bei mir blicken lassen, sonst drehe ich ihm eigenhändig den Hals um.«
Boro bleckte die Zähne. »Ich dachte, Sie wollten mich umbringen.«
Van Bowmans Lider flatterten. »Vielleicht tu ich das noch, bevor ich abreise.«
Er wollte sich das Amulett holen, da drang ein rasselndes Atemgeräusch aus dem Mauerloch. Van Bowman hielt schaudernd inne.
»Sie erwacht!« sagte Boro ehrfürchtig. »Ich wußte, daß der Satansrubin sie wiederbelebt.«
Das Geräusch, das Bowman vernommen hatte, hörte sich an, als würde die Hexe den Atem, den sie zweihundert Jahre lang angehalten hatte, ausstoßen.
Ihre Augen waren nicht mehr blicklos, sie bewegten sich, und die pergamentene Haut begann zu zucken.
Fassungslos verfolgte Van Bowman dieses einmalige Schauspiel. Die Hexe erwachte tatsächlich. Sie hob die mumifizierte Hand. Van Bowman schluckte und wich zurück.
Lange, spitze Fingernägel hatte Inaza. Wie dicke Schnüre zeichneten sich die Adern auf ihrem Handrücken ab. Inaza spreizte die Finger, hielt sich an der Mauer fest.
Die zweite Hand kam zum Vorschein. Inaza wollte aus der Mauernische steigen, doch die schlaffen Stricke spannten sich und hielten sie zurück.
Mit einem unwilligen Ruck zerriß die Hexe sie, und im nächsten Moment stand sie in voller Lebensgröße vor Boro und Van Bowman.
Eine lebende Mumie!
Eine Schauergestalt, wie sie schrecklicher nicht aussehen konnte.
Bowmans Mund trocknete aus. Mußte er das Amulett vergessen? Würde es ihm Inaza zurückgeben? Er glaubte nicht, daß sie bereit war, sich davon zu trennen.
Blieb nur, auf ihre Dankbarkeit zu hoffen.
In welcher Form würde sie sich erkenntlich zeigen?
Plötzlich zuckten rote Lichter durch die Nacht. Polizei!
Meinetwegen! durchfuhr es Van Bowman, als er seinen Namen durch ein Megaphon hörte. Und dann war der Teufel los.
***
Seit Monaten war Inspektor Cliff Greene hinter Van Bowman her. Nie konnte er den gerissenen Gangster dingfest machen. Nie reichten die Beweise, um den gefährlichen Verbrecher ins Zuchthaus zu schicken. Ein frustrierender Job für Greene, doch er biß die Zähne zusammen und machte weiter.
Er wußte, daß Van Bowman über seine Niederlagen lachte, doch er gab nicht auf. Er war felsenfest davon überzeugt, daß er den Mann irgendwann einmal kriegen würde.
Einen Zeugen bekam er weich. Er gestand, daß ihn Bowman bestochen und eingeschüchtert hatte. Zwanzigtausend Pfund hatte Bowman ihm gegeben, damit er nichts gesehen und nichts gehört hatte.
Mit Hilfe dieses Zeugen konnte Greene den Gangster endlich aus dem Verkehr ziehen. Er hetzte zum Richter und ließ sich einen Haftbefehl ausstellen, und als er Van Bowman dann abholen wollte, war er nicht mehr daheim.
Jemand sagte dem Inspektor, er habe Bowman zum Flugplatz fahren sehen. Eine halbe Stunde später wußte Cliff Greene, daß der Schwerverbrecher nach Ungarn unterwegs war.
Er bearbeitete seinen Vorgesetzten, und dieser wandte sich weiter nach oben. Über mehrere Stationen lief die Nachricht nach Budapest, wer zu Besuch kam.
Kurz darauf liefen auch in der ungarischen Hauptstadt die Telefone heiß. Einen Schwerverbrecher und eiskalten Mörder wollte man nicht im Land haben.
Es wurden unverzüglich Maßnahmen angeordnet, Van Bowman abzufangen, doch ehe der Befehl die richtigen Steilen erreichte, wurde Bowman schon von Boro abgeholt und zum Kloster gebracht.
Allerdings geschah dies schon nicht mehr ohne Wissen der Miliz. Nach einer kurzen Rückfrage setzten sich mehrere Mann in Marsch, umstellten das Kloster und warteten auf den Befehl zuzuschlagen.
Und der ließ nicht lange auf sich warten…
***
»Du mieses Schwein!« fauchte Van Bowman. »Elender Verräter! Warum hast du mich an die Bullen verraten?«
Uniformierte sprangen in den Schloßhof. Sie hielten Maschinenpistolen in ihren Händen. Die scharfen ungarischen Befehle konnte Van Bowman nicht verstehen.
Er kümmerte sich nicht um die Polizisten. Haßerfüllt stürzte er sich auf den jungen Zigeuner. Sein Faustschlag wischte
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