1307 - Die toten Frauen von Berlin
mühsam drehte sich Eve auf die Seite.
So konnte sie sich beim Hochkommen zumindest mit der rechten Hand abstützen.
An ihren Kopf wollte sie dabei nicht denken, aber sie schaffte es, denn sie saß plötzlich normal, auch wenn sie in ihrem Rücken keine Stütze spürte.
Stiche im Kopf. Ein richtiges Brennen. Sie spürte die Kälte, aber auch die Hitze in ihrem Körper. Ein Schüttelfrost überkam sie, und erst als das Klappern ihrer Zähne verstummt war, stellte Eve fest, dass es um sie herum verdammt still geworden war.
Das heißt, es war schon immer so still gewesen. Diesmal aber spürte sie die Stille deutlicher, die sie für eine Belastung hielt. Sie drückte von oben und presste sich gegen sie.
Eve verzog das Gesicht. Aus ihrem Mund drang ein tiefes Stöhnen.
Sie erinnerte sich daran, dass man gewisse Situationen nur durch eine gewisse Ruhe ändern konnte. So war es auch hier. Sie durfte nicht durchdrehen. Sie musste, wenn eben möglich, cool bleiben, was leichter gesagt als getan war, aber sie sah keine Alternative.
Angst und Panik hätten sie nur behindert.
Eve Sandhurst wunderte sich über sich selbst, dass sie sich so gut im Griff hatte. Sie hatte es eben gelernt, sich in gewissen Situationen zu behaupten und nicht die Nerven zu verlieren.
Das Tuckern in ihrem Kopf war zwar noch vorhanden, hatte sich jedoch auf ein erträgliches Maß reduziert. Jetzt war sie in der Lage, sich wieder mit sich selbst zu beschäftigen, was sie auch tat. Die Kleidung klebte an ihrem Körper, sie würde in einer Umgebung wie dieser nicht so leicht trocknen. Wärme gab es nicht. Genau danach sehnte Eve sich. Dieser Gedanke sorgte dafür, dass sie sich immer stärker mit ihrer Flucht beschäftigte. Sie wollte hier weg. Zunächst musste sie herausfinden, wo sie sich befand.
Sie stand nicht auf. Dafür kniete sie sich hin. Etwa in Hüfthöhe tastete sie mit einer Hand die Umgebung ab. Sie ärgerte sich jetzt, dass sie Nichtraucherin war und kein Feuerzeug bei sich hatte. Das hätte ihr jetzt geholfen.
So aber blieb sie im Dunkeln. Tasten, suchen. An Wände geraten, vielleicht auch an eine Tür, und dann darauf hoffen, dass sie nicht verschlossen war. Das alles ging ihr durch den Kopf, und irgendwie machte es ihr auch Mut, obwohl sie in dieser dichten Dunkelheit nicht mal sah, wo vorn oder hinten war. Rechts und links gab es zwar, doch als sie dorthin tastete, griff sie nur ins Leere.
Sich kniend zu bewegen, war auch nicht das Wahre. Deshalb wollte Eve sich hinstellen. Es gelang ihr nur unter großen Schwierigkeiten, obwohl sie sehr vorsichtig war.
Sie stand, aber sie schwankte. Die Dunkelheit schien plötzlich von tanzenden Schatten durchzogen zu sein. Eve Sandhurst wusste genau, was sie tun musste, um nicht zu Boden gerissen zu werden.
Sie ging noch zwei kleine Schritte nach vorn und ließ sich dabei schon auf die Knie sinken.
Ja, jetzt war es besser.
Sie kniete auf dem Boden. Den Kopf hielt sie gesenkt. Wieder holte sie Luft, und dabei blieb sie so ruhig wie möglich. Sie wollte nichts überstürzen. Noch hatte ihr niemand etwas getan, und das musste auch so bleiben.
Die Energie war vorbei. Zum ersten Mal überkam sie so etwas wie eine Depression. Es lag auch an den Schmerzen, die sich wieder gemeldet hatten. Sie fuhrwerkten durch ihren Kopf, drehten sich im Kreis, und Eve schob sich weiter nach vorn. Das Ziel hatte sie trotzdem nicht aus den Augen gelassen.
Dann passierte es.
Sie hatte auch den rechten Arm angehoben. Sie wollte einen Halt suchen, was plötzlich klappte.
Ihre Hand erwischte einen Widerstand.
Hart?
Nein, es war komisch. Er war auf eine gewisse Art und Weise hart. Aber er war auch weich und nachgiebig. Sie kannte das, wogegen sie gefasst hatte, aber sie war noch nicht in der Lage, genau herauszufinden, was es war. Deshalb tastete Eve sich vor.
Von links nach rechts führte sie ihre Handfläche. Die Glätte blieb, auch der leichte Widerstand. Sie konnte etwas eindrücken und ihre Hand auch zur Seite geweben.
Es blieb flach und weich. Sie fühlte weiter, glitt dabei mehr nach rechts und wusste plötzlich, was sich unter ihrer Hand befand, obwohl sie es nicht glauben konnte.
Es war eine weibliche Brust. Sehr genau ertastete sie die Warze, die sie zwischen Mittel- und Zeigefinger spürte.
Eve bewegte sich um keinen Millimeter. Sie glaubte, zu Eis geworden zu sein. Noch einmal fühlte sie nach und war sich damit völlig sicher, dass sie einen nackten Frauenkörper ertastet hatte.
Aber einer, der
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