1317 - Horror-Puppen
Geräusche, die auf eine schnelle Flucht hingedeutet hätten, und war zunächst darüber froh, denn was ich sah, wenn ich an der rechten Seite des Rovers vorbeispähte, ließ meinen Adrenalinspiegel in die Höhe steigen und förderte die Angst.
Sheila lag leblos im hohen Gras. Bill, der sie mit seinem Körper schützte, bewegte sich schon. Ich hörte auch sein Keuchen. Er brauchte mir nichts zu sagen, er drehte mir nur den Kopf zu, sodass ich einen Blick in sein Gesicht warf.
Es sprach Bände!
Bill hatte schreckliche Angst um seine Frau. Und dieses Gefühl hatte sich in sein Gesicht eingefressen. Da »schrie« mir das entgegen, was in ihm hochkochte.
Tu was! Sheila ist…
Mein Gott! War sie tot? Hatte der Schütze etwa einen Volltreffer gelandet?
Ich wollte es nicht glauben. Ich wehrte mich dagegen, aber irgendwo in meinem Hinterkopf wollte diese Möglichkeit einfach nicht verschwinden, und das war schlimm.
Es lag auf der Hand, dass wir etwas tun mussten. Wir würden es auch so handhaben, doch Panik war ein schlechter Ratgeber. Wir mussten cool bleiben. Das tat Bill ebenso wie ich.
Trotz seiner Angst hielt er sich unter Kontrolle.
Ich warf einen Blick an ihm vorbei auf das Haus, dem wir einen Besuch abstatten wollten. Es war nicht in seiner vollen Breitseite zu sehen, weil einfach zu viele Büsche zwischen ihm und uns standen, die ihre volle Blätterpracht zeigten. Dahinter malte sich das Haus ab. Ich sah es nur, wenn mir ein Blick durch die Zwischenräume zwischen den Gewächsen gelang. Es schimmerten Frühsommerblumen in verschiedenen Farben innerhalb des großen Grundstücks, mit dem das frei stehende Haus umgeben war. Man konnte wirklich von einer friedlichen Gegend sprechen. Uns hatte auch nichts gewarnt, bis es eben zu dem verdammten hinterhältigen Angriff gekommen war.
Wer hatte geschossen?
Iris Freeman lebte in diesem Haus. Ihr hatten wir einen Besuch abstatten wollen. Diesmal war Sheila die treibende Kraft gewesen.
Niemand von uns hatte ahnen können, dass wir auf eine so schreckliche Art und Weise begrüßt werden würden.
Für einen Moment hatte sich die dunkle und mörderische Seite des Lebens gezeigt, während jetzt wieder alles so friedlich war und sogar die Vögel wieder zu zwitschern begannen.
Natürlich konnte ich nicht länger an meinem Platz bleiben. Ich wollte unbedingt zu meinen Freunden. Aufrecht ging ich nicht. Es konnte sein, dass der Schütze noch irgendwo lauerte. So bewegte ich mich fast im Kriechgang durch das dichte Gras.
Es war etwas passiert, was ich bei meinem Freund Bill Conolly eigentlich sehr selten erlebt hatte. Er konnte nicht mehr sprechen.
Der Schock hatte ihm die Sprache geraubt. Auch als ich in seiner Nähe war, da sagte er kein Wort.
Ich nickte ihm zu. Danach stellte ich ihm eine Frage. »Was ist mit Sheila passiert?«
Er schüttelte den Kopf.
Er sprach nicht. Er schaute auch nicht hin, was mit seiner Frau geschehen war. In seinem Zustand wollte er es nicht wissen.
Ich schon.
Bill wehrte sich nicht, als ich ihn zur Seite schob, um mich um Sheila zu kümmern. Sie lag auf dem Bauch, aber nicht mit dem Gesicht nach vorn. Den Kopf hatte sie zur Seite gedreht.
Während Bill noch immer unter dem Schock litt, schaute ich mir Sheila an. Was ich von ihrem Körper sah, war normal. Es gab kein Einschussloch, doch das besagte nichts. Bevor ich sie behutsam zur Seite drehte, suchte ich die Umgebung ihres Kopfes ab.
Auch an der linken Seite war nichts zu sehen. Weder in ihren Haaren, noch an ihrer Wange. Irgendwo musste die Kugel sie erwischt haben. Ich kümmerte mich weiterhin um Bills blonde Frau.
Behutsam drehte ich Sheila auf den Rücken. Ich warf dabei einen Blick in ihr Gesicht. Ob sie die Augen ganz geschlossen hielt, erkannte ich nicht, aber ich merkte jetzt etwas anderes, das in mir ein Gefühl des Glücks hochjagte.
Sheila lebte!
Es war daran zu merken, dass sie atmete. Allerdings sehr schwach, und einem Menschen, der unter Schock steht, konnte das kaum auffallen. Sie war nicht tot!
Ich sprach mit Bill noch nicht darüber. Er wäre kaum aufnahmefähig gewesen, denn er starrte ins Leere.
Ich drehte Sheila behutsam etwas weiter, weil mir was aufgefallen war. Durch die blonden Strähnen sah ich auf ihrem Kopf den dunklen Streifen und wenig später auch das Blut, das in den Haaren klebte.
Jetzt war klar, dass die verdammte Kugel sie am Kopf getroffen hatte.
Meine Freude zog sich wieder etwas zurück. Ich machte mich daran, die Stelle genauer zu
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