1318 - Terror am Totenbett
daraus wieder erwacht. Was dann für Schäden zurückbleiben, das weiß ich nicht.«
»Verstehe.«
Der Professor schaute auf seine Uhr. »Wenn ich Ihnen sonst noch behilflich sein kann, lassen Sie es mich bitte wissen.«
»Schon gut. Sie haben bestimmt einen Termin.«
»Das in der Tat.«
Er brachte mich noch zur Treppe und verabschiedete sich mit einem Händedruck.
Ich ging dem Ausgang entgegen, der Professor fuhr mit dem Aufzug wieder hoch in seine Station.
Die Klinik war nicht besonders großzügig gebaut worden. Entsprechend gestaltete sich auch der Eingangsbereich. Er war recht klein, und auch die Tür passte sich dem an.
Ich musste an der Anmeldung vorbei und sah dort eine dunkelhaarige junge Frau stehen, die mir den Rücken zudrehte. Bekleidet war sie mit einer grauen Jeanshose und einer ebensolchen kurzen Jacke. Die Nähte an ihrer Kleidung waren mit einer dünnen roten Borde abgesetzt, sodass ihr Outfit etwas Farbe bekam.
Ich wollte sie schon passieren, als ich ihre Worte unabsichtlich mitbekam.
»Ich kann also nicht zu Mr. Rifkin.«
»Nein.« Die Stimme der Frau klang schon leicht ungeduldig. »Er liegt auf der Quarantänestation, das sagte ich Ihnen bereits. Ich kann Ihnen auch nicht mitteilen, ob und wann er sie wieder verlassen wird.«
»Nichts zu machen?«
»Wirklich nichts.«
Ich war keinen Schritt mehr weiter gegangen und stand hinter der Frau, die sich jetzt umdrehte. Sie erschrak, als sie mich erblickte.
Ich sah in hellgrüne Augen und in ein Gesicht, das perfekt geschnitten war, wobei die leicht hochstehenden Wangenknochen die junge Frau noch interessanter machten. Ihr Haar war schwarz, hing glatt bis zu den Schultern hinab und bildete an der Stirn einen Fransenpony. Der etwas breite Mund sah aus, als würde er gern lachen. Jetzt waren die Lippen zusammengepresst, und der Blick war auch nicht eben freundlich.
»Wollen Sie was von mir, Mister?« Sie schüttelte leicht den Kopf.
Die beiden bunten Kugeln an ihren Ohren gerieten in heftige Bewegungen.
»Nicht direkt, aber…«
»Hören Sie zu.« Sehr forsch ging sie auf mich zu. Mit einer Hand umfasste sie den Riemen einer Beuteltasche, die an ihrer rechten Seite hing. »Ich lasse mich nicht anmachen. Das sollten Sie begreifen. Außerdem habe ich mich soeben geärgert und…«
Ich war zurückgegangen und sagte für sie völlig überraschend:
»Ja, das weiß ich. Es ging um Kor Rifkin.«
»Ach.« Jetzt blieb sie stehen und fixierte mich, wobei sich die grünen Augen verengten und die Dame so etwas wie einen Katzenblick bekam.
»Sie haben richtig gehört.«
Ein wenig entspannte sie sich. »Und was haben Sie mit Kor Rifkin zu tun? Wollen Sie von ihm auch eine Wohnung oder ein Haus kaufen? Schließlich ist er Makler.«
»Das ist mir bekannt. Ich denke allerdings, dass Sie sich einen anderen Geschäftspartner suchen sollten.«
»Ach, warum das? Geht es ihm so schlecht?«
»Kann man wohl sagen.«
»Und wie schlecht geht es ihm?«
Jetzt lächelte ich. »Können wir das nicht woanders besprechen als hier zwischen Tür und Angel?«
»Ach ja, wieder die Anmache.«
»Nein, ich muss Sie abermals enttäuschen. Es ist eine dienstliche Angelegenheit.«
Wenig später nahm sie sich den Ausweis zur Prüfung vor, lächelte und meinte: »So kann man sich täuschen. Unter diesen Umständen nehme ich Ihr Angebot natürlich gern an, Mr. Sinclair.« Sie streckte mir die Hand entgegen. »Ich heiße übrigens Claudia Anderson.«
Nachdem wir das geklärt hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Lokal. Ein italienisches Bistro lag nicht weit entfernt. So konnten wir die Autos stehen lassen.
Der Besitzer hatte sein Lokal eben erst geöffnet. Er stand in der Tür und schaute nicht eben fröhlich in den Nieselregen hinein. Die Tische und Stühle, die aneinandergekettet vor dem Bistro standen, brauchte er nicht aufzustellen.
Claudia Anderson klappte den Schirm zusammen, unter dessen Dach wir beide Schutz gefunden hatten und betrat nach mir das Lokal. Ein zweiter Gast saß an einem der grauschwarzen Tische mit den Steinplatten und las Zeitung. Vor ihm stand ein Espresso.
»Jetzt bin ich aber gespannt, was Sie mir zu sagen haben«, meinte sie lächelnd, während ich ihr aus dem leichten Sommermantel half.
»Ein Makler und jemand vom Yard. Eigentlich lässt das tief blicken, meine ich.«
»Wieso?«
»Ich will nicht viel sagen, aber Makler haben nicht immer den besten Ruf.«
»In diesem Fall geht es um etwas anderes.«
»Was meine Neugierde
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