1319 - Der Bote des schwarzen Tods
aufgefallen war, denn sie brachten ihn mit der Mafia in Verbindung. Angeblich war er jemand, der unliebsame Personen verschwinden ließ, die der Mafia nicht genehm waren.
Beweisen konnte man ihm nichts. Er hatte einige Male vor Gericht gestanden und war immer wieder aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Und mit dieser Gestalt sollte ich mich also herumschlagen. Das war alles andere als eine Freude für mich.
Suko und ich waren es jedoch gewohnt, jeder Spur nachzugehen.
Manchmal verbündeten wir uns mit Beelzebub, um dem Teufel eins auszuwischen. Wobei der Beelzebub bei uns Justine Cavallo hieß.
»Und dieser McCormick weiß also, was mit dem Schwarzen Tod los ist und wie er es geschafft hat, sein Reich zu verlassen?«
Auf meine Frage hatte ich keine direkte Antwort bekommen. »Es gibt etwas, das dich interessieren wird. Darauf kannst du dich verlassen. Tu dir selbst den Gefallen.«
Nun ja, den hatte ich mir getan, denn alles, was mit dem Schwarzen Tod in einem direkten Zusammenhang stand, das wühlte auch mich auf.
Dieser Flavio McCormick lebte außerhalb von London und nicht mal weit von diesem Treffpunkt entfernt. Eigentlich hätte er schon hier sein müssen. Stattdessen stand ich allein im Mittelkreis und kam mir vor wie ein Schiedsrichter, der auf die beiden Mannschaften wartet, um das Spiel endlich anpfeifen zu können.
Es kam vorerst niemand.
Ich drehte mich im Kreis. Dabei glitt auch die primitive Tribüne vorbei, doch Suko entdeckte ich nicht. Er hatte es geschafft, Deckung zu finden, und so blieb mir nichts anderes übrig, als noch länger zu warten. Auch auf Justine Cavallo. Ich konnte mir vorstellen, dass sie sich unsere Begegnung nicht entgehen ließ.
Der Tag war warm gewesen. Leider auch schwül. Ein verhangener Himmel. Wenn mal die Sonne durchgekommen war, dann hatte sie wie eine glühende Orange ausgesehen, doch zu dieser Zeit war es ihr bereits gelungen, tief im Westen unterzutauchen. Die Luft hatte sich wieder mit Feuchtigkeit gefüllt. Wo ich auch hinschaute, ich sah einen dünnen Nebelschleier über dem Land liegen.
Es gab keine normale Straße, die zum Platz führte. Wer ihn erreichen wollte, der musste über einen etwas breiteren Feldweg gehen oder fahren. Das hatten Suko und ich auch getan, und genau auf diesem Weg sah ich die Bewegung.
Die Feuchtigkeit in der Luft hatte es nicht ganz geschafft, den Staub zu binden, sodass der dunkle Wagen eine dünne Wolke aufwirbelte und sie wie einen Geist hinter sich herschleifte.
Für mich stand fest, dass Flavio McCormick in dem dunklen Mercedes hockte, dessen Scheinwerfer eingeschaltet waren und sich als helle Glotzer näherten.
Auch Suko hatte den Wagen gesehen. Mein Handy meldete sich mit einem leisen Ton.
»Du weißt Bescheid, John?«
»Ja.«
»Soll ich kommen?«
»Nein, nein, bleib mal da.«
»Gut, bei mir ist alles ruhig.«
Ich musste lachen. »Das will ich auch hoffen. Auf unangenehme Überraschungen kann ich verzichten.«
Ich steckte den Apparat wieder weg und konzentrierte mich auf den dunklen Mercedes, der dort anhielt, wo der Weg zu Ende war.
Zuerst wurden die Lichter gelöscht, dann schwangen die Vordertüren auf. Zwei Männer stiegen aus, denen man auch aus einer gewissen Entfernung ihren Beruf sofort ansah.
Leibwächter. Bodyguards. Typen, die ihre Bosse beschützten. Das hatte auch ein gewisser Flavio McCormick nötig, der jetzt ausstieg, als man ihm die hintere Tür aufhielt.
Von den Kollegen der Fahndung wusste ich, wie McCormick aussah. Er war es, den seine Bodyguards hergeschafft hatten. Ein nicht besonders großer Mann, dafür kompakt. Vom Alter her war er um die 50. Mutter Italienerin, Vater Schotte. So hatte es in den Unterlagen gestanden. McCormick war Geschäftsmann. Diesen Beruf konnte man wirklich dehnen wie Kaugummi.
Er zupfte sein Jackett zurecht und sprach mit einem seiner Aufpasser, während der zweite in meine Richtung blickte. Wenn er nicht blind war, musste er mich am Anstoßkreis gesehen haben.
McCormick war zufrieden. Die Aufpasser gingen nur mit bis zum Rand des Spielfelds. Den Rest der Strecke legte McCormick allein zurück. Trotz seiner Schwere besaß er einen federnden Gang, als wollte er jedem demonstrieren, wie fit er war.
Dass seine Mutter Italienerin war, darauf wiesen wohl die schwarzen Haare hin, die glatt auf seinem Kopf lagen. Schwarz war auch seine Kleidung und blütenweiß das Hemd.
Nur das Gesicht zeigte keine sonnenbraune Farbe. Es wies eine recht helle Haut auf, und
Weitere Kostenlose Bücher