132 - Entführt!
ließ. »Du hast Faathme gefunden«, begeisterte er sich.
»Ich habe Honeybutt ausfindig gemacht, nicht Faathme«, stellte Biinura richtig.
»Was letztendlich keinen Unterschied machen wird, da bin ich mir sicher.« Saad legte seiner Schwester anerkennend die Hand auf die Schulter. »Ich danke dir. Beschreibe mir den Weg.«
Biinuras Miene verfinsterte sich. »Sie ist auf der verbotenen Insel.«
Die wenigen Worte genügten, Saad einen gewaltigen Schrecken einzujagen. »Im See der Mureenen? Diese Närrin!«
»Ich finde die Wahl des Verstecks durchaus gelungen«, widersprach Nausaa, Saads zweite Schwester. »Aruula und ihr Begleiter sind auf Flugandronen eingetroffen, und wenn Honeybutt und Faathme ebenso durch die Luft unterwegs sind, droht ihnen von den Mureenen keinerlei Gefahr.«
»Wie jeder Jäger weiß, sind die Fischbestien nicht die einzige Gefahr auf der Insel«, sagte Saad düster. »Aber offensichtlich weiß Faathme das nicht.« Er straffte seine kleine Gestalt, und er bat Biinura und Nausaa: »Ihr müsst Aruula und ihren Begleiter aufhalten. Ich werde zur Insel aufbrechen und Faathme zurückholen.«
»Du kannst dich auf uns verlassen.«
Zu dritt verließen sie den Kellerraum. Saad eilte davon, während seine beiden Schwestern vor die Hütte traten. Er lief ohne Umweg zu den beiden zurückgelassenen Andronen.
Wenn er sich eine davon auslieh, konnte er den verbotenen See bald erreichen. Er musste Faathme und vor allem sein Ungeborenes retten, ehe sie in eine Gefahr gerieten, von der sie nichts ahnten. Und das ohne die Einmischung von Fremden, die ihre Traditionen nicht kannten.
Als er die Flugandronen erreichte, band er eines der Tiere los, das unruhig mit den Beinen scharrte. Saads Herz rutschte einige Zentimeter tiefer und seine Knie wurden weich, als die riesenhafte Ameise wie drohend den Kopf senkte.
Doch er gab nicht auf, und es gelang ihm mit einiger Mühe, an ihr empor zu klettern und sich auf ihren Rücken zu schwingen. Auf dem riesigen Tier und dem überdimensionalen Sattel kam er sich verloren vor.
»Los!«, rief er und riss an den Zügeln. Die Androne machte keine Anstalten, sich in die Luft zu erheben. »Auf geht’s«, versuchte er, und sogar: »Hü!«
Die Androne stand bewegungslos. »Du störrisches Biest!«, fluchte Saad und schlug mit aller Kraft die Zügel auf den Rücken des Reittiers. Und wurde fast aus dem Sattel geschleudert, als die Androne unvermittelt abhob und rasch an Höhe gewann.
Es war atemberaubend, die Siedlung aus der Luft zu betrachten. Die Hütten und ihre Bewohner sahen zunehmend winziger aus, und für einen Moment vergaß er sogar sein bemitleidenswertes Schicksal und den drohenden Tod seines Ungeborenen.
Nur eines sah er gar nicht gerne. Aruulas Begleiter – Mr. Hacker – eilte zu dem Landeplatz der Andronen, erreichte ihn in diesem Moment, blickte sich um und schließlich auch nach oben.
»Verdammt«, zischte Saad und stieß der Androne die Hacken in die Seiten. Damit bewirkte er allerdings nicht, wie er beabsichtigt hatte, einen schnelleren Flug. Das Tier bockte in der Luft, und Saad musste die Arme um den Sattel schlingen, um nicht hinab geschleudert zu werden.
Durch die Gewichtsverschiebung vollführte das Tier einen wilden Tanz in der Luft. Statt auf den verbotenen See zuzufliegen, entfernte es sich immer weiter davon.
***
»Ist die zweite Androne noch da?« Aruula kochte vor Wut über Saads Verrat.
»Am Landeplatz«, erwiderte Mr. Hacker, während sie los rannten und die drei Kleinwüchsigen einfach stehen ließen.
»Wozu bei Orguudoo braucht er eine Androne? Was hat er…« Aruula verstummte , als es ihr schlagartig klar wurde. Er musste eine Spur von Faathme gefunden haben. Vielleicht hatten seine telepathisch begabten Schwestern etwas herausgefunden. Und nun war er zu ihr unterwegs – ohne seine neue Verbündete mitzunehmen oder einzuweihen.
»Verbündete – ha!« Aruula spie das Wort aus.
»Was meinst du?«, keuchte Hacker neben ihr.
»Ich muss hinter ihm her, sofort!«, antwortete Aruula. »Ich bin sicher, dass er zu seiner Frau unterwegs ist – und damit auch zu Honeybutt!«
Sie erreichten die verbliebene Androne, und Aruula enterte sie mit einem einzigen Satz.
»Nimm mich mit!«, forderte Mr. Hacker.
»Wir beide sind zu schwer für das Tier.« Ohne sich auf eine Diskussion einzulassen, schlug Aruula der Riesenameise die Zügelleine auf das hintere Körpersegment und erhob sich in die Lüfte. Mr. Hacker blickte ihr fluchend
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