1322 - Rebellion der Haluter
sollte, um Druck auf die politisch sehr einflußreiche Familie der Bass-Thet auszuüben.
Das war allerdings noch nicht geschehen.
Dafür hatte es vor Jahren wieder Gerüchte gegeben. Sie besagten, daß Iruna an mehreren Orten gesehen worden wäre, einmal sogar zusammen mit dem Unsterblichen Atlan aus der arkonidischen Herrscherfamilie der Gonozal.
Sofort hatte Harkon eine großangelegte Suchaktion durchführen lassen. Das Ergebnis war mager gewesen. Wieder waren keine Zeugen gefunden worden, sondern nur vage Informationen aus dritter Hand - und Atlan, auf den die Bass-Thets ihre größte Hoffnung gesetzt hatten, war nicht erreichbar. Vertrieben durch ein Ränkespiel der Kosmokraten, sollte er irgendwo im Exil leben.
Es wurde sogar gemunkelt, daß er insgeheim gegen den Kriegerkult arbeitete.
Ob das zutraf oder nicht, es war ausschlaggebend für Harkons weitere Handlungsweise gewesen. Da er sich sagte, daß er früher oder später mit Atlan zusammentreffen würde, falls der Arkonide gegen den Kriegerkult arbeitete und er, Harkon, in die Oberschicht des Kriegerkults eingesickert sei, war er in eine Upanishad eingetreten.
Er hatte in relativ kurzer Zeit eine steile Karriere gemacht - und heute kommandierte er 120.000 Gardisten bei der Landung und bei ihren Operationen auf dem Planeten Halut.
Daß er seit seinem ersten Aufenthalt in einem Dashid-Raum nicht mehr sein eigener Herr war und bei einer Begegnung mit Atlan nicht mehr aus der Linie des Kriegerkults aussteigen konnte, um sich mit dem hochgeachteten Arkoniden zusammenzutun, das war ihm noch gar nicht bewußt geworden. Er würde es erst merken, wenn er Atlan gegenüberstand und sich gezwungen sah, ihn zu bekämpfen.
Harkon von Bass-Thet zog den winzigen Memowürfel aus einer Tasche seiner Shant-Kombination, aktivierte ihn und musterte die farbige dreidimensionale Abbildung seiner Schwester, wie sie vor siebzehn Jahren ausgesehen hatte und wie sie, das spürte Harkon instinktiv, noch heute aussah.
Eine Akonin aus der Hocharistokratie, 1,70 Meter groß, schlank, durchtrainiert, mit edlen weiblichen Proportionen, samtbrauner Haut mit goldfarbenem Schimmer, kupferrotem Haar, schwarzen Augen, edlem, absolut symmetrischem Gesicht und einer ungeheuer starken Ausstrahlung, die alle Intelligenzen mit schwächerer Ausstrahlung sofort in ihren Bann zog.
„Ich finde dich, Iruna!" flüsterte Harkon.
Er deaktivierte den Memowürfel, steckte ihn weg - und hatte ihn im selben Augenblick schon wieder vergessen.
Auf seinen Kontrollen sah er, daß die ersten Landungsschiffe bereits in die Atmosphäre von Halut einflogen und abbremsten.
Er beschleunigte seine Kommandoeinheit, ließ sie um Halut herumschwingen und bremste ebenfalls ab, als die Spitzengruppe der Landungsboote auf seinen Ortungsschirmen voraus auftauchte ...
*
Nagy Bogdan betätigte den Öffnungsmechanismus seines Landungsboots, als die Kontrollen ihm anzeigten, daß es auf der Oberfläche von Halut zum Stillstand gekommen war.
Die Wabenröhre zerlegte sich und gab dadurch Waffen- und Ausrüstungsbehälter frei.
Für einen kurzen Moment noch spürte der Gardist den Zug der hohen Schwerkraft Haluts, 3,6g, dann aktivierte sich der Antigrav seines Gravopaks und schaltete sich soweit auf, daß nur noch knapp 1g zu spüren war.
Nagy erhob sich und sah sich um.
Er war inmitten einer riesigen Ansammlung anderer Landungsboote auf einer weiten baumlosen Ebene gelandet. Überall stiegen Gardisten in ihren Shant-Kombinationen aus und blickten sich um.
Nagy winkte Hadar Scoven, Irsai Kamusoki und Lenny Shipgon zu, die er von der Ausbildung an der Tschomolungma-Upanishad her kannte. Die anderen Gardisten in unmittelbarer Nähe waren keine Terraner, sondern Arkoniden, Topsider, Gäaner, Ferronen und Angehörige anderer Galaktischer Völker.
„Achtung!" klang es in seinem Kom auf, der sich als dünne Spange über seinen Schädel spannte. „Gardisten! Hier spricht Harkon von Bass-Thet, euer Kommandeur. Ich befinde mich in meiner Kommandoeinheit über eurem Landegebiet. Rund hundert Kilometer westlich von hier sammeln sich ein paar tausend Haluter zwischen uns und dem Berg, auf dem die Upanishad MOJUG TORBED steht. Wir werden nicht sofort stürmen, sondern erst einmal ihre Reaktion testen. Zu diesem Zweck formieren wir uns zu den Hundertschaften, zu denen euch die positronischen Lenkelemente in der Kommandoeinheit zusammenstellen. Danach starten wir und fliegen in hundert Metern Höhe mit einer
Weitere Kostenlose Bücher