1325 - In der Höhle des Löwen
seiner Nähe hörte. Suko hatte nicht gesehen, dass es einem Wesen gelungen war, sich aus dem Pulk der Angreifer zu lösen. Nur das Flattern hatte ihn rechtzeitig gewarnt.
Zum Glück wuchs in der Nähe ein Bambus wie eine grüne Wolke aus dem Boden hervor. Seine langen spitzen Blätter sahen aus wie geschliffenes dünnes Glas.
Suko drückte sich dicht neben den Bambus. Dass die Blätter leise raschelten, störte ihn nicht weiter. Für ihn war wichtig, dass er mit der Pflanze verschmolz.
Das fliegende Vampirmonster war noch da. Eigentlich hätte es weg sein müssen, aber es flog weiter. Und das ließ nur den Schluss zu, dass es etwas bemerkt hatte.
Konnte es die Menschen riechen?
Suko rechnete mit allem. Er hielt den Blick in die Höhe gerichtet und bekam mit, dass die Kreise immer enger wurden und dass das verdammte Ding an Höhe verlor.
Er wusste Bescheid!
Für Suko stand das fest. Es ging kein Weg daran vorbei. Der Angreifer hatte nur noch nicht herausgefunden, wo genau sich das Ziel befand. Lange würde es nicht mehr dauern.
Suko gehörte zu den Menschen, die nicht so leicht die Nerven verloren. Das war auch hier der Fall. Er blieb eiskalt und lauerte auf seine Chance.
Der Angreifer fiel in die Tiefe.
Er landete.
Die Flügel falteten sich zusammen, und beim ersten Hinschauen wirkte er wie eine große Taube.
Suko wartete noch immer. Er war bereit, seine Position blitzschnell zu verändern. Er wusste zudem, dass er es mit keinem dämonischen Wesen zu tun hatte. Eine normale Kugel hätte es ebenfalls getötet, aber Suko wollte keinen Schuss riskieren. Das hätte die anderen gewarnt. Er musste das kleine Monster lautlos vernichten.
Johnny Conolly hatte es mit einem Taschenmesser geschafft, wie Suko wusste. Genau darauf setzte er auch. Ein nicht sehr dickes und mehr flaches Schweizer Messer trug er immer bei sich, und das holte er mit vorsichtigen Bewegungen aus der Tasche hervor.
So gut wie nichts war zu hören, als er die Klinge aus dem Griff klappte.
Jetzt konnte der Angreifer kommen.
Er enttäuschte Suko nicht.
Allerdings machte er es ihm sogar leicht. Das kleine Monster stieg nicht in die Höhe. Es hüpfte wie eine Taube voran, bewegte dabei seine Schwingen, aber es stieg nicht in die Luft.
Suko blieb still.
Er atmete nicht mal.
Aus den Augenspalten hielt er den Angreifer im Blick.
Das Wesen stoppte dicht vor ihm. Suko sah schon das helle Schimmern der Zähne. Dann bewegte es seine Schwingen und sah aus, als wollte es jeden Moment in die Höhe steigen.
Das konnte Suko auf keinen Fall zulassen. Er war es, der die Initiative ergriff.
Ohne Vorwarnung warf er sich nach vorn – und überraschte mit dieser Aktion das Monster.
Die Hand mit der Klinge zuckte nach oben. Das Biest sollte auch keinen Warnschrei abgeben, und so rammte Suko das Messer in den Nacken der Bestie.
Das Ding sackte zusammen!
Suko hatte es praktisch gegen den Erdboden genagelt. Er zerrte das Messer aus der Wunde hervor und rammte seine Hand noch mal nach unten. Diesmal jagte er die Klinge in den Schädel.
Das reichte.
Unter seinen Händen spürte er das Zucken des Körpers. Es waren letzte Bewegungen, dann lag das verdammte Ding, und Suko zog die Klinge zum zweiten Mal hervor.
Er war zufrieden. Dieser kleine Sieg brachte ihn zwar nicht viel weiter, aber er hatte ihm gut getan. Ab jetzt stand Vincent van Akkeren wieder auf seiner Liste.
Er überstürzte nichts. In der Ruhe lag die Kraft. Suko bewegte sich wie ein Kampfschwimmer, der das Ufer erreicht hatte, und mied dabei jedes laute Geräusch. Von seinem Plan ging er dabei nicht ab. Die Westseite des Grundstücks war ihm wichtig.
Die Vampirmonster versuchten es noch immer. An Aufgabe war bei ihnen nicht zu denken. Sie flogen das Haus an, prallten gegen die Rollos, kratzten über das Metall hinweg, und sie setzten sich auch auf dem Dach fest, um dort verbissen nach einem Durchschlupf zu suchen.
Hin und wieder flogen sie einen bestimmten Punkt oder Ort an, der im Garten der Conollys liegen musste. Das fiel Suko schon auf.
Er sah die Monster verschwinden und danach wieder auftauchen.
Dabei war dann ihr Ziel erneut das Haus, und Suko stellte sich die Frage, ob sie sich Anweisungen geholt hatten.
Den Conollys drohte keine unmittelbare Gefahr. Deshalb brauchte Suko auch nichts zu überstürzen. Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, fühlte er sich sicherer.
Schließlich blieb er dort stehen, von wo aus er einen recht guten Blick auf die Rückseite des Hauses hatte,
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