1326 - Kampf um die Vampirwelt
zu lassen. Sie wollte keinem der Monster eine Chance geben, in den BMW einzudringen.
Die Luft um sie herum war drückend, zu verbraucht und auch zu schwül. Shao fragte sich, wie lange sie es in diesem Gefängnis noch aushalten musste.
Warten, nur warten.
Worauf?
Auf Hilfe. Sie vertraute Suko, der allein gegangen war, um die Lage zu verändern und…
Die Melodie des Handys riss sie aus ihren Gedanken. Zuerst wusste Shao nicht, was sie damit anfangen sollte, dann stellte sie fest, dass sie es war, die angerufen wurde.
Suko etwa?
Ihr fiel ein, dass Suko über ihre Lage nichts wusste. Er glaubte noch immer daran, dass sie ganz normal im Auto saß und auf ihn wartete.
Shao meldete sich mit leiser Stimme.
»Ein Glück, du bist okay.«
»Bill!« Sie hatte den Namen laut gerufen und war zugleich ein wenig enttäuscht, dass er und nicht Suko sie angerufen hatte.
Bill verstand sie auch und sagte: »Ich weiß, dass du einen anderen Anrufer lieber gehört hättest, aber es ging nicht anders. Ich muss jetzt mit dir sprechen.«
Ging nicht anders? Shao hatte diesen Sachverhalt sehr gut begriffen. Ihr wurde wieder kalt. Die Haut auf dem Rücken zog sich zusammen. Schweiß strömte aus den Poren. Sie fing an zu flattern. Die Lippen zitterten, sie schluckte und rang sich dann ihre Frage mit leiser Stimme ab:
»Warum ruft Suko nicht an?«
»Es geht nicht.«
Wieder erschrak sie. »Haben sie ihn erwischt? Ist er…«
»Nein, nein, Shao. Im Gegenteil. Er hat van Akkeren erwischt und ihn zu uns ins Haus geschleppt. Aber es gibt trotzdem ein großes Problem, denn ihr habt einen Fehler begangen.«
»Der Fehler bin ich – oder?«
»Leider.«
Shao schloss für einen Moment die Augen. Dabei sagte sie mit leiser Stimme: »Bitte, Bill, du brauchst weder Rücksicht noch ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich bin auf alles vorbereitet. Sag mir einfach nur die Wahrheit.«
»Du bist ebenso eine Geisel wie er.«
»Das stimmt.«
»Van Akkeren weiß es«, erklärte Bill zerknirscht. »Er hat entsprechend reagiert. Geisel gegen Geisel. Es soll zu einem Austausch kommen. Genau das ist es, was er will und was er auch in Szene gesetzt hat.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Suko und van Akkeren haben soeben das Haus verlassen und sind auf dem Weg zu dir.«
»So? Sind sie das?«
»Ja, sie gehen durch den Garten. Zwar recht langsam, aber sie müssten bald bei dir sein.«
Shao atmete auf. Sie hatte mit einer schlimmeren Nachricht gerechnet, denn dass Suko sich auf den Weg gemacht hatte, das war für sie ein Hoffnungsschimmer, auch wenn sich ihre eigene Lage dabei nicht verbessert hatte.
»Sind es nur die beiden, Bill?«
»Richtig. Suko hält van Akkeren dabei mit der Waffe in Schach. Wenn er durchdreht, wird er… na ja, du weißt schon.«
»Danke.«
»Okay, das habe ich noch sagen wollen. Wir warten hier noch etwas ab. Dann mischen wir uns ebenfalls ein.«
»Gut, Bill.«
»Halt dich tapfer, Mädchen.«
Shao lachte nur bitter auf. Sie wurde nicht mehr gehört, denn Bill hatte sein Handy ausgeschaltet.
Shao steckte ihr Handy weg. Ihre Starre hatte sich zurückgezogen, und sie wusste genau, was sie leisten konnte. Sie würde Suko unterstützen, und vor allen Dingen war ihr jetzt klar, was ihr bevorstand.
Den Eingang direkt sah sie nicht. Shao musste sich fast schon den Kopf verrenken, um etwas zu sehen. Auch das brachte ihr nicht viel ein. Den größten Teil der Sicht nahmen ihr die auf der Haube sitzenden Flugmonster.
Shao presste sich von innen gegen die Beifahrertür. Sie streckte ihren Kopf so gut wie möglich vor. Ein Teil des Gehsteigs geriet in ihr Blickfeld, und sie wartete zittrig ab, bis sich in Höhe des Eingangs etwas tat, den sie sehr wohl erkannte.
Wie lange brauchte man, um den großen Vorgarten zu durchqueren? Es kam darauf an, wie schnell jemand ging. Shao ging davon aus, dass sie noch etwas warten musste. Wenn jemand einen anderen Menschen mit einer Waffe bedrohte, dann liefen beide bestimmt nicht im Dauerlauf.
Ruhig bleiben. Den eigenen Atem unter Kontrolle bekommen.
Sich nur nicht aufregen. Cool bleiben. Nur keinen Fehler machen.
Das alles hämmerte sich Shao ein, und sie war zudem froh, wieder ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen. Alles würde sich hoffentlich klären. Als sie das dachte, konnte sie wieder lächeln. Ein Zeichen, dass sie ihren Optimismus zurückgewonnen hatte.
Und dann passierte das, worauf Shao gewartet hatte.
Zuerst sah sie van Akkeren. Kurz danach erschien Suko, und er hielt
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