1327 - Das Geheimnis der Wissenden
sich erschöpft. Von dem großen, wartenden Etwas spürte sie nichts mehr. Sie spürte allerdings auch nichts von den fliehenden Wissenden.
4.
Die Flucht der Wissenden war von offensichtlicher Panik geprägt. Das kartanische Schiff raste durch die Randzone der Pinwheel-Galaxis, als wäre der Teufel hinter ihm her. Dabei wechselte es mehrfach den Kurs, aber seine Manöver waren so durchsichtig, daß die WAGEIO ihm mühelos zu folgen vermochte. Dann versuchte es, ins Einflußgebiet der Maakar auszuweichen, aber dabei bekamen die Wissenden offenbar Angst vor ihrer eigenen Courage, denn im nächsten Moment traten sie schon wieder den Rückzug an.
Sie versuchten, sich in einem kleinen Sonnensystem zu verstecken, verloren aber allzu schnell die Nerven und verließen das Versteck schon, als die WAGEIO sich ihnen bis auf einige Lichttage genähert hatte. Nicht, daß dieses Versteck sicher gewesen wäre - die Galaktiker hatten die Wissenden keinen Augenblick lang aus der Ortung verloren.
„Wir können ein paar Schiffe zu Hilfe rufen und sie stellen", sagte Narktor, der kein Freund von langen Verfolgungsjagden war.
„Das schaffen wir auch alleine", knurrte Wido Helfrich, auch nicht gerade ein Muster an Geduld. „Ein paar Schüsse vor den Bug, und sie geben auf. Die sind doch sowieso schon halbverrückt vor Angst!"
„Ja", nickte die Kommandantin der PIG, „und gerade darum werden wir auch ohne Gewaltanwendung auskommen. So unberechenbar, wie die herumkurven, fliegen sie uns sonst noch mitten ins Feuer hinein. Ich werde ein solches Risiko nicht eingehen."
Poerl Alcoun, die in der Nähe saß und das Schiff der Wissenden kaum aus den Augen ließ, registrierte mit Erleichterung, daß Nikki Frickel bei allem Jagdeifer die Nerven behielt, auch wenn sie selbst mit Nikkis Argumentation nicht ganz einverstanden war. Das Wohl der Wissenden schien der Kommandantin der PIG ziemlich gleichgültig zu sein. Ihr kam es nur darauf an, das Geheimnis zu erfahren.
Manchmal hatte Poerl Alcoun den Eindruck, daß sie alle miteinander wie kleine Kinder reagierten, die mit aller Gewalt herausfinden wollten, was da in ihrem Teddy brummte - auch wenn das Spielzeug dabei vernichtet wurde.
Worin mochte das Geheimnis der Kartanin bestehen? War es die ganze Aufregung überhaupt wert?
Und wie lange würde diese Flucht noch dauern?
Poerl hoffte, daß es bald vorüber war. Nur ein einziges Mal hatte sie Paratau benutzt und versucht, einen direkten Kontakt zu den Wissenden herzustellen.
Es war ihr gelungen - und sie legte keinen Wert darauf, diesen „Erfolg" zu wiederholen.
Minutenlang hatte sie eine tiefe Verzweiflung gespürt, eine Hoffnungslosigkeit, wie sie sie schlimmer noch nie zuvor in ihrem Leben gefühlt hatte. Für die Wissenden schien dies der Vorabend des Weltuntergangs zu sein, und sie schienen völlig davon überzeugt zu sein, daß sie diesem Untergang nicht entkommen konnten. Ihre Flucht war eine Farce, ein letztes, sinnloses Aufbäumen.
Poerl hatte versucht, mit Nikki Frickel darüber zu sprechen. Aber die hatte gar nicht richtig zugehört.
„Ich wette, sie führen dich an der Nase herum", hatte Nikki schließlich gesagt. „Sie haben bestimmt in jedem Ärmel noch mindestens vier Asse versteckt. Ich kenne diese Kartanin mittlerweile. Die geben nicht auf - niemals!"
Vielleicht hatte sie damit sogar recht. Poerl Alcoun hoffte es - sie hoffte es sogar sehr.
Das Raumschiff der Kartanin hatte wieder einmal in einem Sonnensystem Zuflucht gesucht. Dort flog es hastig einen Planeten nach dem anderen an, sinn- und ziellos, während die Galaktiker von der WAGEIO aus zusahen. Der Tefroderin erschien es wie ein Spiel mit vertauschten Rollen. Diesmal war die WAGEIO die Katze, und das Schiff der Kartanin war die Maus, die verzweifelt nach einem Schlupfloch suchte. Und die Katze war nicht mehr allein, sondern sie hatte Gesellschaft bekommen.
Nikki Frickel hatte dieses Unternehmen schon seit langem geplant - das war Poerl Alcoun erst jetzt klargeworden.
Unter strengster Geheimhaltung hatte sie zehn Koggen ausgesandt, die schon vor der WAGEIO im Zielgebiet eingetroffen waren. Sie hatten sich allerdings ferngehalten und nur von weitem beobachtet. Das taten sie auch jetzt. Sie waren in weitem Umkreis verteilt, und ihre Ortungssysteme spannen ein Netz, dem die Kartanin kaum noch entkommen konnten.
Es war nicht anzunehmen, daß die Wissenden diese zehn Schiffe bereits entdeckt hatten. Die Kartanin waren den Galaktikern in
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