1327 - Das Geheimnis der Wissenden
vorspielen.
Es ist nicht nötig, die achtzehn alten Kartanin zu opfern."
Die Galaktiker lassen sich nichts vorspielen, behauptete die Stimme. Es muß alles echt sein, oder wir werden später noch weit größere Opfer bringen müssen.
„Aber nicht Vai-Sinh-H'ay", rief Dao-Lin verzweifelt. „Sie war meine Lehrerin. Ihr könnt doch nicht von mir verlangen, daß ich zusehe, wie sie sich selbst umbringt!"
Sie gehört zu denen, die wir ausgewählt haben, erklärte die Stimme ungerührt. Es gibt nicht viele Kartanin, die die erforderlichen Voraussetzungen mitbringen.
„Es muß eine geben, die Vai-Sinhs Platz einnehmen kann!"
Dazu ist es zu spät.
„Das glaube ich nicht!"
Aber es ist so. Finde dich damit ab, Dao-Lin-H'ay.
„Nein!"
Wir können Vai-Sinh-H'ay nicht durch eine andere ersetzen. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Es würde zuviel Zeit kosten, eine andere in den Kreis hineinzubringen.
„Unsinn. Sie haben sich alle sehr schnell eingewöhnt. Ein paar Tage..."
Es bleiben uns keine Tage mehr. Die Galaktiker sind bereits da. Hast du das vergessen?
„Es gibt immer eine Möglichkeit ..."
Jetzt nicht mehr, sagte die Stimme streng. Außerdem weiß sie bereits zu viel.
„Sie weiß gar nichts", stellte Dao-Lin-H'ay bitter fest. „Keine von ihnen kennt irgendein Geheimnis. Es ist völlig sinnlos, sie zu opfern. Ihr wollt sie in den Tod schicken, um euch selbst zu schützen. Ihr seid nicht besser als die Galaktiker!"
Du bist ungerecht. Wir tun es für unser Volk.
„Das sagen die Galaktiker sicher auch."
Keine Antwort.
Dao-Lin setzte sich wütend mit der zentralen Schiffsautomatik in Verbindung. Sie hatte nicht übel Lust, die Flucht abzubrechen und einfach umzukehren, egal, was daraus wurde. Aber natürlich tat sie das nicht.
Sie konnte den Plan der Wissenden nicht gutheißen, auch wenn sie selbst zu diesem Kreis gehörte - zu den echten, Wissenden.
Die Galaktiker waren natürlich im Unrecht, wenn sie mit aller Gewalt versuchten, das Geheimnis der Kartanin zu ergründen. Erstens ging sie dieses Geheimnis nichts an, zweitens handelte es sich um interne Angelegenheiten der Kartanin, die diese Wesen aus einer fremden Galaxis nicht zu kümmern hatten, und drittens gab es immer noch jene Vereinbarung, dem zufolge die Galaktiker in der Galaxis der Kartanin nichts zu suchen hatten - und umgekehrt.
Was diesen Punkt betraf, war Dao-Lin allerdings zu gewissen Zugeständnissen bereit.
Die Kartanin hielten sich auch nicht gerade vorbildlich an diesen Vertrag. Sie waren bisher nur geschickter vorgegangen und hatten sich nicht so plump benommen, wie die PIG es getan hatte.
Aber das waren Schachzüge, wie sie zu allen Zeiten und überall im Universum vorkamen. Die Galaktiker spionierten, und die Kartanin spionierten auch. Sinnlos, in diesem Punkt Rechtfertigungen zu versuchen und nachzuforschen, wer von beiden mit diesem Spiel begonnen hatte.
Mit dem Geheimnis war es schon etwas anderes. Hier wurden Dinge berührt, die von tiefer, fast religiöser Bedeutung waren. Niemand hatte das Recht, gegen den Willen der Kartanin in diesem Bereich herumzustöbern oder gar von den Kartanin zu verlangen, daß sie das Geheimnis Fremden gegenüber ausplaudern sollten.
In diesem Bereich waren Takt und Feingefühl gefragt - Eigenschaften, die die Galaktiker normalerweise sehr hoch einschätzten, wie Dao-Lin-H'ay wußte. Aber in bezug auf die Wissenden ließen sie beides total vermissen.
Es war unrecht, die Wissenden so weit zu treiben, daß sie sich nur noch auf so furchtbare Weise zu helfen wußten.
Aber genauso unrecht war es von den Wissenden, sich derart weit treiben zu lassen.
„Es ist kein Opfer und erst recht keine Heldentat", sagte Dao-Lin laut und zornig in die Stille hinein. „Es ist Mord!"
Die Wissenden hörten sie - dessen war sie sich sicher. Aber die Stimme von Ardustaar schwieg.
Dao-Lin-H'ay nahm es mit hilfloser Wut zur Kenntnis.
Sie steuerte das Schiff auf den vorherberechneten Kurs - einen Kurs, der die Galaktiker zu der Überzeugung bringen sollte, daß die ARDUSTAAR in wilder, panischer Flucht davon stob, blindlings und ohne Ziel, obwohl das genaue Gegenteil der Fall war.
Mehrere Tage dauerte diese Flucht.
Dao-Lin-H'ay war ein wenig verwundert darüber, daß nur ein einziges Schiff ihnen folgte, aber sie nahm an, daß die Galaktiker durchaus Verstärkung in der Nähe hatten. Sie kannten die Kapazität der kartanischen Ortungsgeräte.
Sie wußten ohnehin schon viel zuviel über die Kartanin,
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