1337 - Krieg der Esper
Dao-Lin-H'ay öffnete ihre Hand und wies vier Paratautropfen vor. „Das reicht, um uns alle zu schützen. Was hast du vor, Protektorin Frickel?"
„Wir werden uns in die nächste Sonne stürzen, um in die strahlende blaue Ewigkeit einzugehen."
Psiphrenie! „Was ist euer Plan?" fragte Dao-Lin-H'ay. „Wir haben ein Großraum-Beiboot startklar gemacht", antwortete Poerl wahrheitsgetreu. „Damit wollten wir mit dir fiiehen. Der Angriff der Wissenden wäre somit ein Schlag ins Leere gewesen. Aber es ist etwas anders gekommen, als wir dachten. Mit einer solchen Esper-Offensive konnten wir nicht rechnen."
„Jetzt kann die Flucht nur noch mit meiner Unterstützung gelingen", sagte Dao-Lin-H'ay nachdenklich.
Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Ich mache mit."
„Du gehst freiwillig mit uns?" wunderte sich Poerl. „Das muß ich Nikki mitteilen ..."
„Nein!" sagte Dao-Lin-H'ay scharf. „Es ist besser, wenn dieses Weib für eine Weile mundtot ist. Ich könnte ihr Gekeife nicht ertragen."
Nikki Frickel stand noch immer unter dem Einfluß der suggestiven Esper-Impulse und sehnte sich danach, in die „blau strahlende Ewigkeit", einzugehen. „Warum verbündest du dich mit uns gegen die Wissenden, Dao-Lin?" erkundigte sich Poerl auf dem Weg zur Hangarsektion, die mittschiffs lag. „Das ist meine Sache", sagte Dao-Lin-H'ay nur.
Poerl stellte keine weiteren Fragen mehr, aber die Sache ließ ihr keine Ruhe. Es interessierte sie brennend zu erf ahren, was die Wissende mit dieser Rebellion gegen den Clan bezweckte. Ganz gewiß tat sie es nicht Nikki zuliebe, denn bei aller Hochachtung betrachtete Dao-Lin-H'ay die Kommandantin der WAGEIO als Gegnerin.
Sie erreichten den Hangar und schafften die vier von Nikki ausgewählten Begleiter an Bord des 70-Meter-Beiboots. Sie waren erst wieder ansprechbar, nachdem Poerl und Dao-Lin-H'ay sie vom Einfluß der Esper befreit hatten. „Könnt ihr das Beiboot ohne die Unterstützung der Zentrale starten?" fragte Dao-Lin-H'ay. „Nein", log Poerl. „Ich müßte zumindest Narktor aus dem Bann der Esper befreien, damit er die Sicherheitssperren aufhebt."
„Aber Poerl, du weißt doch ...", begann Lydia Peel, bevor sie schuldbewußt verstummte, als sie merkte, daß Poerl die Kartanin hatte täuschen wollen. „Keine Tricks mehr, Poerl", sagte Dao-Lin-H'ay tadelnd. „Sonst überlege ich es mir noch anders. Die Wissenden sind ohnehin schon sehr zornig auf mich. Vielleicht verzeihen sie mir diese Eigenmächtigkeit nie."
Poerl war überrascht. Bisher hatte sie geglaubt, daß die Wissenden keine Kenntnis von Dao-Lins Kooperation mit ihnen hatten. Aber nun stellte es sich heraus, daß Dao-Lin den Clan darüber informierte.
Das machte Poerl mißtrauisch - und sie lauschte.
Wissende: Dao-Lin, du hast deinen Familiennamen abgelegt und bist eine Voica geworden. Du bist eine von uns und hast dich den Regeln des Clans unterzuordnen. Du kannst es dir nicht erlauben, eigene Wege zu gehen. Noch schlimmer ist es, daß du uns zu erpressen versuchst. Komm zurück!
Dao-Lin: Ich kann die achtzehn unschuldigen Esper nicht vergessen, die ihr in den Tod getrieben habt. Ich brauche Zeit, um diese Geschehnisse zu überdenken.
Wissende: Zugegeben, wir haben übertrieben. Es mag uns als Fehlurteil anzulasten zu sein, daß wir die achtzehn Esper opferten. Auch wir sind nicht unfehlbar. Aber hätten wir durch ihr Opfer die PIG täuschen können, dann wäre dieses Opfer gerechtfertigt gewesen. Die Interessen unseres Volkes gehen über Einzelschicksale. Du hast keine Veranlassung, dich schuldjg zu fühlen oder den Stab über uns allen zu brechen. Komm zurück!
Dao-Lin: Ich bin unter bestimmten Bedingungen dazu bereit.
Wissende: Es steht dir nicht zu, Forderungen zu stellen, Dao-Lin. Ordne dich unter. Wende dich an die Esper. Sie werden den PIG-Leuten einen Denkzettel verpassen.
Dao-Lin: Was beabsichtigen Sie?
Wissende: Du wirst es gleich erleben ... Bringe dich zuvor in Sicherheit. Die Sayaaroner haben einen unverzeihlichen Frevel begangen. Sie haben Raknor entweiht. Hätten wir sie hier nicht gestoppt, wären sie in den Raknor-Nebel eingedrungen.
Dao-Lin: Das ist es also ... Ich bleibe bei meinem Standpunkt. Ich verlange ...
Wissende: Tu das nicht, Dao-Lin. Stelle unsere Geduld nicht auf eine solche Probe.
Dao-Lin: ... daß der Clan der Wissenden mit den Sayaaronern verhandelt. Eure Existenz ist ohnehin nicht mehr geheim. Ihr könnt nur einen dauerhaften Frieden erwirken, wenn ihr den
Weitere Kostenlose Bücher