1337 - Krieg der Esper
besser so. „An alle!" rief der Springer über die Rundrufanlage. „Bedient euch des Anti-KM-Serums, das an euch ausgeteilt wurde. Es hilft gegen Beeinflussung durch Esper."
„Narktor!" drang es aus dem Lautsprecher. „Hier Nikki. Leistet keinen Widerstand. Das gilt für die ganze Mannschaft. Ergebt euch den Kartanin. Wir sind besiegt!"
Aber Narktor lachte nur. Er sah durch die reale Umgebung bereits wieder das blaue Leuchten der Riesensonne durchscheinen. „Schmonzes!" rief Narktor, Nikki nachäffend. „Wir werden das Katzenvolk schon ausräuchern!
Verstanden, Nikki?"
„Verstanden", kam es aus dem Lautsprecher. „Wir tragen bereits unsere SERUNS. Unsere vier Kumpel sind informiert."
Die „vier Kumpel" waren auf Nikki Frickels Geheiß läng'st im Großhangar 8 eingetroffen. Sie trugen SERUNS, hatten sie vakuumdicht gemacht. Sie standen mit den Rücken zusammen, die Paralysatoren schußbereit, und versuchten, nicht zu denken. „Unmöglich", seufzte Donald Screen, der mit 188 Jahren der Senior der Abendrot-Mannschaft war.
Durch den transparenten Schutzhelm war zu sehen, daß ihm das graue Haar schweißnaß am Kopf klebte. „Mach es so wie ich", sagte seine Gefährtin Lydia Peel mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Inhaliere Anti-KM-Gas."
„Nein, nein, neinneinneinnein!" sang da Arsala in den Kopfhörern der anderen. Sie bewegte sich tänzelnd auf das 70-Meter-Beiboot zu. Dabei sang sie. „In die Sonne will ich fallen, Motte, die ich bin ..."
„Ars!" rief ihr Gefährte Ephremon verzweifelt und folgte ihr. „Bleib da! Wir müssen Frickels weitere Befehle abwarten."
Plötzlich verhielt auch er und bewegte sich dann wie ein Traumwandler. „Ich sehe die Sonne", flüsterte er verträumt. „Ich Will dir folgen, Ars..."
Lydia weinte vor Schmerz. Das Anti-KM-Serum tobte in ihrem Körper, brachte das Blut schier zum Kochen, und der daraus resultierende Schmerz war stärker als alle hypnosuggestiven Mentalimpulse.
Sie sah mit tränenverschleierten Augen, wie auch Donald den beiden anderen folgte, und schluchzte vor Schmerz und Verzweiflung. Sie hob den Lähmstrahler, um die Gefährten zu paralysieren und so vor irgendwelchen Dummheiten, die sie unter fremdem Zwang begehen mochten, zu bewahren.
Aber sie hatte nicht die Kraft, den Paralyseimpuls auszulösen.
Und dann stand eine Kartanin vor ihr. Groß, schlank, mit dem schwarzen Spiralzeichen auf dem weißgestrafften Busen, die Augen unnatürlich weit geöffnet, die wie Tigeraugen leuchteten. „Kleine Sayaaronerin", sagte sie in gebrochenem Interkosmo. „Mußt nicht tränen. Nimm diese hier.
Die Tränen N'jalas."
Und sie hielt ihr eine Krallenhand voller Paratautropfen hin.
In Lydias Magen explodierte der Schmerzklumpen, der ihr die furchtbaren Krämpfe verursacht hatte.
Und das Feuer dieser Explosion griff auf die Kartanin über. Die Esperin war plötzlich von einem unwirklichen Flammenkranz umgeben, lautlos zuckten die Elmsfeuer aus ihrem Körper, Protuberanzen der blauen Riesensonne schossen geisterhaft aus ihren Augen. Sie schrie und - entmaterialisierte.
Poerl atmete schwer. „Das ist gerade noch einmal gutgegangen", sagte sie zu Nikki, die wie in Trance von ihr an der Hand geführt wurde. „Ich habe die Esperin verjagt ... nur verjagt!" fügte sie ängstlich hinzu.
Sie hoffte selbst, daß sie gegen die Esperin nicht zu hart vorgegangen war. Manchmal konnte sie ihre destruktive Fähigkeit der spontanen Verbrennung, die ein Nebeneffekt ihrer Lauschertätigkeit war, noch nicht genau dosieren. Darum war sie nicht sicher, ob sie den Gegnern nicht größeren Schaden zugefügt hatte.
Sie streckte ihre paramentalen Fühler vorsichtig nach Nikki aus und erkannte, daß die Kommandantin noch nicht unter dem Einfluß der Esper stand. Sie wirkte nur so abwesend, weil sie geistig, so gut es eben ging, abgeschaltet hatte. „Gleich sind wir im Laderaum", sagte Poerl beruhigend.
Sie lauschte wieder. Hunderte Gedankenströme flossen auf sie über. Die meisten stammten von kartanischen Espern. Es mochten inzwischen an die fünfhundert sein, die sich über die WAGEIO verteilt hatten. Und sie führten riesige Mengen von Paratau mit sich, bestimmt einige zehntausend Tropfen. Sie verteilten sie über das ganze Schiff, als wollten sie die WA-GEIO durch spontane Deflagration zur Explosion bringen.
Aber doch nicht, solange Dao-Lin-H'ay an Bord war!
Wie eine Art Hintergrundrauschen vernahm Poerl auch die Gedankenbefehle der siebzehn Wissenden. Es geschah zum
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