1338 - Die Sechstageroboter
so sein, Nikki", behauptete sie. „Es wäre doch unlogisch, würden die Wissenden ein solches Machtpotential, wie es auf Ctl zur Verfügung steht, ungenützt lassen. Mit dieser Raumflotte würden wir jede Schlacht gegen die Maakar gewinnen. Und wir hätten damit auch den Galaktikern ganz schön zusetzen können. Überlege dir doch, welche Mühen wir Kartanin auf uns genommen haben, um Fernraumschiffe zu bauen und zur Galaxis Fornax Erntekommandos zu schicken. Noch viel mühevoller war der Bau der Mehrstufenschiffe nach Lao-Sinh. Es ist doch unlogisch, es sich so schwer zu machen, wenn Ctl II alles bietet, was das Kartaninherz begehrt."
Ich mußte Dao-Lin glauben, daß sie es nicht besser wußte. Aber ich konnte mich nicht zu der Meinung umstimmen lassen, daß die Wissenden keine Ahnung von den technischen Schätzen dieser Robotdynastie hatten.
Mir erschien es als wahrscheinlicher, daß die Wissenden noch keine Möglichkeit gefunden hatten, das Robotsystem zu aktivieren und beherrschen zu lernen. Aber das sagte ich Dao-Lin nicht, denn logischerweise hätte sie geantwortet, daß die Wissenden spielend schaffen könnten, was auch uns innerhalb kürzester Zeit gelang.
Es machte überhaupt keine Schwierigkeiten, an Bord eines der Kampfschiffe zu gelangen. Dort erlebten wir eine Überraschung, um nicht zu sagen, eine herbe Enttäuschung.
Irgendwie waren diese Raumschiffe ein Anachronismus. Zum einen war die Raumaufteilung so, daß eine große Zahl von Personen befördert werden konnte - Soldaten, Raumlandetruppen, Kampfroboter meinetwegen. Es gab sogar eine Kommandozentrale mit Kontursesseln, deren Maße und Form für Humanoide von menschlicher oder kartanischer Größe geeignet waren. Demgemäß gab es auch Kabinen, die eindeutig auf die Bedürfnisse von Lebewesen abgestimmt waren.
Das Kampfschiff wirkte von außen auch komplett. Ich meine, es war mit Waffen ausgestattet, daneben gab es Funk- und Ortungseinrichtungen, Schutzschirmprojektoren und dergleichen mehr.
Aber ein Blick in die Kommandozentrale zeigte, daß es sich letztlich doch nur um eine Attrappe handelte, denn alle Schaltpulte wiesen große Lücken auf, sie wirkten halbfertig, es fehlten die Armaturen und die Kontroll- und Steuergeräte.
Es gab praktisch keinen Hebel, keine Taste, mittels deren man irgendeine Funktion hätte auslösen können.
Auf Dao-Lins erstaunte Ausruf eund meine Flüche antwortete Leonardo: „Was habt ihr denn erwartet? Natürlich sind die Orter, die Funker, die Navigatoren, Piloten und Feuerleit-Roboter noch nicht auf ihren Plätzen. Die würden doch erst im Ernstfall aktiviert werden und ihre Positionen einnehmen."
„Ist eigentlich logisch", mußte ich zustimmen. Ich hatte die ganze Zeit über die naive Vorstellung gehabt, daß die Steuerzentralen der Robotschiffe auf die Verhältnisse von Leben aus Fleisch und Blut abgestimmt waren. Dabei hatten wir es hier mit einer reinen Robotzivilisation zu tun!
In diesem Moment brachen alle meine schönen Theorien von den Wissenden als die Herrscherinnen von Ctl wie ein Kartenhaus zusammen. Und der Plan, eines dieser Schiffe zu kapern und damit zu fliehen, fiel vorerst ins Wasser.
Aber dann führte uns Leonardo in die „Bereitschaftsräume", wo die „Raumschiffsmannschaften" untergebracht waren, und ich schöpfte wieder neue Hoffnung. Die Roboter waren nämlich so konstruiert, daß sie in die Lücken der Konsolen paßten, hatten aber neben ihren automatischen Funktionen auch noch Armaturen und Bedienungsinstrumente, die für Menschen - oder Kartanin - recht handlich waren.
Es waren regelrechte Zwitter-Roboter, sowohl vollautomatisch wie auch manuell zu bedienen. „Was für ein ausgeklügeltes Baukastensystem!" sagte ich bewundernd. „Wir müßten nur herausfinden, welcher Befehlsimpuls die Robotmannschaft auf ihre Posten ruft, dann wäre es uns trotz allem möglich, eines dieser Schiffe zu starten."
„Ich kann euch da leider nicht helfen", bedauerte Leonardo. „Und was ist mit dem Kontrolleur, von dem du uns erzählt hast?" wollte Dao-Lin wissen. „Könnte er Bescheid wissen?"
„Das bezweifle ich", sagte Leonardo. „Aber als Dreier hat er natürlich Zugang zu Bereichen, die für mich trotz allem raknor sind. Schon möglich, daß er euch weiterhelfen könnte."
„Dann setz dich mit ihm in Verbindung", befahl ich dem Roboter vom vierten Tag. „Erzähle ihm alles über 'uns und sage, daß wir ihn zu sprechen wünschen. Wir befehlen ihm, daß er Verbindung mit uns aufnehmen
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