1338 - Die Sechstageroboter
muß."
„Er wird uns ohnehin belauscht haben", erwiderte Leonardo. „Wenn er sich nicht von selbst meldet, dann ..."
„... werden wir ihn suchen und aus seinem Versteck scheuchen", vollendete ich den Satz. „Du kannst ihm ausrichten, daß wir zu allem entschlossen sind. Wir werden nicht eher ruhen, bis wir das System in den Griff bekommen und schalten und walten können, wie es uns beliebt. Und dann werden wir den Kontrolleur ..." Ich verstummte, weil mir einfiel, wie scharf die mit Intelligenz ausgestatteten Ctl-Roboter auf eigene Namen waren, und fügte hinzu: „Wenn sich Zerberus nicht freiwillig stellt, werden wir ihn nach der Machtübernahme für immer desaktivieren. Das kannst du ihm sagen."
Leonardo schwieg eine Weile, dann sagte er: „Zerberus hat die Botschaft empfangen, läßt er euch wissen. Er dankt für den Namen und nimmt ihn an. Aber er sieht sich außerstande, euch zu helfen."
„Das soll er gefälligst uns entscheiden lassen", sagte ich barsch. „Wir kommen wieder, und dann erwarten wir, daß er sich zum Rapport meldet." Wir verließen den subplanetaren Hangarbereich durch einen stillgelegten Antigravschacht und fanden uns in dem Gartenlabyrinth wieder, das die Stadt umgab.
Bis zu unserem Landeplatz waren es nur fünfzehn Kilometer. „Willst du mir nicht verraten, was der Name Zerberus bedeutet?" fragte Dao-Lin auf PIG-Welle, während wir zu unserem Beiboot zurückflogen. „Zerberus ist in einer terranischen Mythologie ein Höllenhund, der Wächter am Tor zur Unterwelt", antwortete ich und fügte hinzu: „Aber verrate das dem Dreier besser nicht."
Dao-Lin-H'ay war daraufhin sehr schweigsam, auch als wir bereits an Bord des Schiffes waren und uns Poerl Alcouns Bericht anhörten.
Die Tefroderin berichtete, daß sie zusammen mit den beiden Arkoniden an der Westküste des Hauptkontinents so etwas wie eine Weltkarte entdeckt hatte, die ausschließlich aus Pflanzen gebildet wurde. Natürlich waren auch die drei Vieleck-Kontinente der anderen Planetenseite eingezeichnet.
Besonderes Interesse erweckte dabei der Äquatorial-Kontinent, dessen Terrassenstruktur aus einer besonders dichten Pflanzenart gebildet wurde. Diese Pflanze bestand aus knollenartigen Luftwurzeln, die phantastische Formen bildeten. Bei genauerem Hinsehen zeigte es sich, daß diese Knollen die Form von phantastischen Lebewesen hatten, ähnlich jenen, die Picasso aus den Hecken formte. Nur mit dem Unterschied, daß Picasso die rund zwei Dutzend Grundformen zu Fabelwesen vermischte. „Es klingt unglaublich", erklärte Arsala, „aber als wir diese Knollen genauer untersuchten, sie von Blattwerk und Blüten befreiten, entpuppten sie sich als lebenSgroße Nachbildungen verschiedengestaltiger Wesen. Wir entdeckten Echsen, Quallenartige, andere, die wie Rieseninsekten aussehen, und so weiter. Sie waren zwar nackt dargestellt, aber durch ihre aufrechte Haltung oder durch ihre für Tiere untypische Haltung war es eindeutig zu erkennen, daß es sich um Vertreter von Intelligenzwesen handelte. Diese Figuren waren nicht aus den Knollen geschnitzt, sondern bei den Gewächsen handelt es sich um Züchtungen, die zu solchen Gestalten wachsen."
„Wir nahmen uns natürlich daraufhin Picasso vor", schloß Ephremon an, „und setzten ihn unter Druck.
Er gestand, daß er die Hecken nicht nach eigenen Entwürfen formte, sondern sich von den Geschöpfen der Weltkarte hatte inspirieren lassen. Es war nur seine eigene Kreation, sie miteinander zu vermischen.
Das ist aber noch nicht alles. Wir haben uns einiges zusamrnengereimt und sind sicher, daß der Äquatorkontinent auf der anderen Planetenhälfte so etwas wie ein Völkermuseum darstellt. Und zwar von Völkern, die einmal in Pinwheel gelebt haben, aber irrzwischen ausgestorben oder auch degeneriert sind.
Dabei handelt es sich aller Voraussicht nach um Vertreter jener Zivilisationen, die einst von den Ctl-Robotern unterdrückt wurden ..."
„Und warum, zum Teufel, erfahre ich das alles erst jetzt?" schimpfte ich. „Weil du dir ausgebeten hast, nicht von uns gestört zu werden", erklärte Poerl Alcoun süffisant. „Wir würden natürlich gerne herausfmden, was dieser Kontinenf tatsächlich zu bieten hat. Was hältst du darum davon, wenn wir das Beiboot nehmen und einen Abstecher dorthin machen, Nikki? Du hast mit Dao-Lin ohnehin Wichtigeres zu tun ..."
„Könnt ihr haben", sagte ich ohne große Begeisterung. Denn erstens fühlte ich mich überrumpelt, und zweitens war mir nicht recht
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