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1341 - Der Spion von Kumai

Titel: 1341 - Der Spion von Kumai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diese Zeiten waren lange vorbei. Heutzutage lastete eine allzu schwere Bürde von Verantwortung auf ihr. „Protektorin?"
    Schlagartig kehrte ihre Wachsamkeit zurück. Die Stimme gehörte Ging-Li-G'ahd. „Ein Anruf von der EXPLORER, Protektorin."
    „Gut. Ich werde mich darum kümmern." Von plötzlichem, unmotiviertem Triumph erfüllt, musterte sie ihre Konkurrentin. „Paß gut auf, Ging-Li-G'ahd. Vielleicht lernst du dann, wie man Verhandlungen in die Länge zieht."
    Bull schlief während der ersten Zeit in der Krankenstation sehr unruhig. Das Licht war bis auf einen rötlichen Schimmer abgedimmt. Hoffentlich verfiel Dri-Mei-H'ay nicht auf den Gedanken, ihre Telepathen nachts zu schicken. Dann wäre er in Sekundenschnelle entlarvt - soviel war ihm vollkommen klar. Aber es bestand kein Grund dazu. Die Protektorin schien an seiner Echtheit keinerlei Zweifel zu hegen.
    Immer wieder fuhr er trotzdem auf. Ein Beobachter hätte in solchen Augenblicken qualvolles Stöhnen gehört. Die beiden anderen Kartanin-Esper verhielten sich ebenso.
    Ihre explosiven Zellwucherungen verursachten körperlichen Schmerz und geistige Verwirrung, die Bull nicht hätte teilen mögen. Glücklicherweise nahmen die Pfleger weder operative Eingriffe noch genaue Untersuchungen vor.
    In einer Ecke des kleinen Raumes waren sanitäre Einrichtungen angebracht. Trotz ihres Geisteszustands hatten sich die ehemaligen Paratauwächter einen instinktiven Sinn für Reinlichkeit bewahrt. Wie terranische Katzen, dachte Bull manchmal. Keiner von beiden beschmutzte jemals seine Pritsche. Also mußte auch er es nicht, und darin lag ein enormer Vorteil. Niemand kam mit seinen Ausscheidungen in Kontakt. Menschenkot sah dem kartanischen Äquivalent ziemlich unähnlich.
    Am dritten Tag nahm Elskalzi mit ihm Kontakt auf: „Bist du wach?" wisperte es in höchster Tonlage. „Können wir sprechen?"
    Bull schaute sich verstohlen um. Die beiden deformierten Kartanin lagen halb besinnungslos auf ihre Lager hingestreckt. Pflegepersonal war nicht in Sicht. „Alles klar", wisperte er. „Ich hatte gestern Kontakt mit Dri-Mei-H'ay. Bei der gelben Kreatur - sie versteht es, mich hinzuhalten! Natürlich gehe ich auf ihr Spiel ein, ohne daß sie es merkt." Elskalzi gab ein undefinierbares Geräusch von sich. Es klang wie ein quietschendes Scharnier.
    Bull begriff, daß der Blue kicherte. „Nun aber Spaß beiseite, Elskalzi. Gibt es Neuigkeiten? Vielleicht weiterführende Daten über das Alter der Kuppeln?"
    „Nein, das nicht. Aber die >Seele< der LOVELY &BLUE hat eine Auswertung für dich. Wir wissen ja, daß Dri-Mei-H'ay die EXPLORER kapern will. Weshalb tut sie es nicht sofort? Antwort: Sie hat nicht genügend Teleporter zur Verfügung. Vielleicht darf sie auch keinen Paratau opfern, aber das ist extrem unwahrscheinlich."
    „Sag schon! Worauf willst du hinaus?"
    „Geduld ... Im Augenblick kannst du ohnehin nichts tun. Die >Seele< meint also, daß Dri-Mei-H'ay auf ihre Kolleginnen von Shallej, Bansej und Hubei wartet. Alle drei werden zweifellos mit voll besetzten Raumschiffen eintreten. Dann stehen vermutlich genügend Teleporter zur Verfügung."
    „Ihr müßt mir so lange wie möglich den Rücken freihalten. Ich bin sicher, daß ich euch rechtzeitig warnen kann."
    „Keine Sorge. Wir bleiben da." Irgendwo im Hintergrund des Raumes entstand ein Geräusch. „Die Pfleger", raunte Bull. „Ich muß abbrechen, Elskalzi. Bei Neuigkeiten meldest du dich, okay?"
    Der Blue schaltete wortlos ab. Sobald es interessante Dinge mitzuhören gab, würde Bull die Verbindung von sich aus wiederherstellen. Er schlug mit Armen und Beinen matt um sich. Sekunden später verklang das Geräusch. Die Pfleger hatten sich zurückgezogen, und er flel endlich in leichten Schlummer.
    Am nächsten Morgen schien der Zustand seiner beiden „Leidensgenossen" verschlechtert. Sie gaben kaum noch Laute von sich. Nur ab und zu bekam Bull ein Stöhnen oder erstickte Worte zu hören.
    Was sollte er tun? Er war unsicher. „Schau nur", meinte einer der kartanischen Pfleger zu seiner vorgesetzten Kollegin. „Es geht ihnen ziemlich übel. Vielleicht das letzte Kränkheitsstadium. Sollten wir sie nicht in den Cybermed legen?"
    Bull erschrak. Dies war wohl das Schlimmste, was passieren konnte; also mußte er sich von den beiden deformierten Paratauwächtern absondern. Er begann mit allen Gliedmaßen zu rudern. Dazu stieß er sinnlose Worte hervor. „Dieser hier scheint es noch wesentlich

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