1341 - Der Spion von Kumai
denen inzwischen zwei gestorben sind, und tausend Paratautropfen als Probe.
Ihr wißt, daß eine halbe Tbnne Paratau kritisch ist ... Eigentlich hätte sie spontan deflagrieren müssen.
Die Fremden jedoch hatten einen grünlichen Schutzschirm, der den Paratau stabil hält. Ich war selbst dabei, als das Beiboot auf Kumai landete und die Probe übergab."
„Du willst sagen", rief Mei-Lao-T'uos zornig, „daß du ihnen die Landung gestattet hast? Bedenke das Risiko!"
„Ich habe es bedacht. Wir brauchen diesen Schutzschirm nötig. Also b'leibt keine andere Möglichkeit, als mit vereinten Kräften beide Schiffe anzugreifen. Das verdoppelt unsere Erfolgschancen."
„Klug gedacht", lobte Mia-San-K'yon. Die Protektorin von Hubei hatte die ganze Zeit über reglos auf ihrem Schemel gehockt. „Wie hast du die Fremden hingehalten?"
Dri-Mei-H'ay schnurrte befriedigt. „Das war nicht schwierig. Sie sind ja nicht uneigennützig gekommen.
Ich verhandle schon seit fast zwei Wochen mit ihnen über einen angemessenen Preis. Augenblicklich biete ich wertvolle Schwingquarze. Aber sie wollen mehr, als ich glaubwürdig zugestehen kann."
„Sei deiner Sache nicht zu sicher", mahnte Mei-Lao-T'uos. Nun bereute sie, die übrigen Protektorinnen nicht von dem Vorfall auf Bansej unterrichtet zu haben. „Da ist etwas, das du wissen mußt."
Sie dachte voller Unbehagen an den Fremden mit dem rötlichen Haarschopf. Er hatte einen so harmlosen Eindruck gemacht, doch am Ende war er entkommen. Das Toshin-Mal, jenes Stigma an seiner Stirn, hatte sie zwar gesehen, aber falsch bewertet. Nur extrem gefährliche Wesen wurden auf diese Weise von den Ewigen Kriegern gebrandmarkt. So lauteten zumindest die Berichte ihrer Estartu-Kundschafter.
Von einem der Terminals aus ließ sie Verbindung zur KAANU herstellen. Ihre Crew hatte innerhalb weniger Minuten das entsprechende Infoband überspielt. Hier waren sämtliche relevanten Daten enthalten. „Seht ihr?" Die drei anderen Protektorinnen schauten angespannt und nachdenklich drein. „Die Fremden verfolgen ein bestimmtes Ziel. Sie machen uns etwas vor."
„Vielleicht nicht", entgegnete Mia-San-K'yon nach einer Weile. „Und falls doch, werden wir ihre Pläne durchkreuzen. Ich teile Dri-Meis Ansicht: Wir brauchen diesen Schutzschirm. Jahr für Jahr opfern wir so viele fähige Esper. Wenn wir dem ein Ende bereiten können, müssen wir es tun - selbst wenn das Risiko viel zu hoch scheint."
Mei-Lao-T'uos gab ihr recht. Ihnen blieb keine Wahl. „Schauen wir uns zunächst die überlebende Paratauwächterin an, die uns die Fremden gebracht haben", schlug Ali-Sin-G'ahd vor. „Ja", murmelte Mei-Lao-T'uos, „tun wir das. Vielleicht wird es interessant."
Das Krankenrevier befand sich in einer der Wohnkuppeln. Gut siebzig Patienten wurden hier behandelt.
Mei-Lao-T'uos war sicher, daß ein Teil von ihnen geheilt werden würde. Der Rest aber würde wochenlang dahinsiechen und schließlich in den Tod hinüberdämmern. In ihrem Zuständigkeitsbereich, auf Bansej, sah es kaum besser aus. Ein solches Ende war nichts für Kartanin, dachte si'e. Kartanin wollten der Gefahr ins Auge sehen und kämpfen. „Hier ist es."
Sie betraten einen abgetrennten, speziell gesicherten Flügel. Purch transparente Glasflächen betrachtete Mei-Lab-T'uos die gräßlich deformierte Kartaninfrau. Ihr Gesicht war zu einer Masse aus Krebsgewebe und Sinnesorganen verquollen. Ab und zu regte sie ziellos und von Schmerzen geplagt ihre Glieder. „Dort, woher sie kommt, sind vermutlich die Medikamente ausgegangen", erklärte Dri-Mei-H'ay. „Jetzt kommt jede Behandlung zu spät."
„Laßt sie uns genau anschauen."
Gemeinsam betraten die vier Protektorinnen das Krankenzimmer. Die Pfleger schickte Dri-Mei-H'ay auf den Korridor hinaus. Anschließend holte sie aus einem Brustbeutel vier Tropfen Paratau hervor. „Es ist unwahrscheinlich, daß sie etwas über den Schutzschirm weiß. Trotzdem müssen wir ein Paraverhör wagen. Wir gehören zu den besten Espern des Tarkaniums - vielleicht ist uns mehr Erfolg beschieden als meinen Telepathen."
Mei-Lao-T'uos legte gleich den anderen einen winzigen, schimmernden Tropfen in ihre Handfläche.
Langsam schloß sie die Faust und spürte ihre Krallen. Im Sekundenbruchteil darauf stand der Protektorin eine neue Dimension der Kraft zur Verfügung. Sie spürte die anderen ... Und sie spürte das Objekt!
Vier Kraftströme flossen fast ungewollt zusammen und potenzierten einander. Das Objekt zerfiel in
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