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1352 - Die schwarzen Schiffe

Titel: 1352 - Die schwarzen Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie freute sich wie ein kleines Kind. „Oh, Kaekkata, du hast es tatsächlich geschafft."
    Narktor schob endlich seinen Kopf ins Innere. Das Feuerzeug warf einen grellen, stechenden Schimmer in die künstliche Höhlung, der ein paar schlafende Kekkerek aufweckte. Und dort, weit hinten am Ende der Wohnung, saß gefesselt und völlig reglos einer der Fremden.
     
    6. Der Gefangene
     
    Für ihre Begriffe waren Narktor und Wido Helfrich ziemlich komische Typen. Natürlich wußte Nerva-Than vom ersten Augenblick an, mit wem sie es zu tun hatte. Gemeinsam mit Nikki Frickel, der Terranerin, bildeten die beiden das Führungstriumvirat der PIG. Aber es gab absolut nichts im Verhalten der Männer, was diese Position gerechtfertigt hätte. Weder traten sie besonders intelligent auf, noch wohnte ihren Persönlichkeiten eine besondere Durchschlagskraft inne.
    Woran lag es dann? Vielleicht hatten Narktor und Wido Helfrich einfach Erfolg, überlegte sie. Erfolg war sicherlich ein guter Maßstab. Während Wido Helfrich stets pseudophilosophische Sprüche klopfte und ansonsten den Eindruck verbreitete, er sei nicht ganz bei sich, wirkte Narktor immer ein wenig streitsüchtig. Und doch hatten sie als einzige den Angriff der Fremden überlebt - aus purem Zufall oder Vorsehung? Wenn alles so weiterging, würde am Ende dieser Katastrophe die Lösung eines neuen Rätsels stehen.
    Am meisten freute sich Nerva-Than über Kaekkata, ihren bevorzugten Schützling. Wieviel Zeit hatte sie verbracht, gerade diesem Kekkerek Denkanstöße zu vermitteln? Sie wußte es nicht mehr. Überhaupt förderte die Spezies jener Affenartigen eine sonderbare Manie in ihr zutage. Für sich selbst sprach sie von einer „gebremsten Anpassung". Sie hatte ganz ohne Translator die Sprache der Kekkerek erlernt und nahm ohne jegliche Hilfsmittel Einfluß auf die Entwicklung ihrer Zivilisation.
    Vielleicht lag hier auch der Schlüssel ihres Außenseiterstatus in der eigenen Gesellschaft. Vielleicht hatte Nerva-Than immer nur eine Möglichkeit gesucht, sich selbst unverfälscht darzustellen ... Aber diese Gedanken waren müßig.
    Narktors Gesichtsausdruck beim Anblick des gefesselten Fremden bereitete ihr Freude. Sie selbst hatte ähnlich verblüfft reagiert, als ihr am Waldrand die Nachricht zugetragen worden war. Kaekkata war vollkommen selbständig vorgegangen - ihrer Absprache nach hätte der Kekkerek im Verein mit seinen Artgenossen lediglich ein wirksames Ablenkungsmanöver vorbereiten sollen. „Wie, zum Teufel, kommt der hierher?" wollte Narktor wissen - was natürlich eine ziemlich dumme Frage war. Schließlich hatte Nerva-Than genausowenig Gelegenheit wie er gehabt, etwas über die näheren Umstände in Erfahrung zu bringen.
    Zum ersten Mal fand sie Gelegenheit, den Fremden genau zu mustern. Im Großen und Ganzen entsprach sein Erscheinungsbild dem Bericht der beiden Männer, obwohl auch Narktor und Wido Helfrich nur von weitem die Gestalten gesehen hatten.
    Der Fremde war humanoid und ziemlich hochgewachsen, um die zwei Meter vielleicht. Seine Haut war dunkelbraun und wirkte wie rauhes Leder, und alles an ihm erweckte einen düsteren Eindruck. Nerva-Than assoziierte auf Anhieb einen Totengräber mit altertümlicher Schaufel, dessen einziges Geschäft darin besteht, so rasch und feierlich wie möglich Tote unter die Erde zu bringen. Aber nein, dachte sie, das ist kein Totengräber, sondern ein Killer. Und wenn sie sich täuschte? Auch in der Vergangenheit der Springer hatte es erzwungenes Mitläufertum gegeben, und ein Zweig ihres Volkes, die Überschweren, hatte Hunderte von Jahren nur mit dem Geschäft des Krieges zugebracht. Wie also kam sie dazu, ohne Anhörung über den Fremden ein Urteil zu fällen?
    Doch der erste Eindruck blieb. Der Fremde war unglaublich dürr, als sei er in einer feuchtigkeitsarmen Wüste aufgewachsen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen - die Farbe erkannte Nerva-Than allerdings nicht, weil faltige, fast pergamentartige Lider darüber lagen. Nennenswerte Anzeichen von Kopfbehaarung fehlten. „Große Frau!"
    Nerva-Than fuhr herum. Neben ihr stand Kaekkata, der sich lautlos von hinten genähert hatte, und blickte mit einer Mischung aus berechtigtem Stolz und übergroßer Scheu auf den Fremden. „Ich wollte dich nicht erschrecken", erklärte er in der obertonreichen, zuweilen keckernden Sprache der Ureinwohner Finisterres. „Und ... was sagst du zu unserem Fang?"
    „Ich denke, daß uns dieser Fremde sehr nützen wird. Gut, daß

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