1353 - Die Fratze des Todes
Wagen saßen, sprachen sie wieder. Sir James übernahm das Wort und hielt Suko davon ab, den Motor zu starten.
»Stellen Sie sich darauf ein, dass es ab jetzt unser Fall ist.«
»Gut.«
»Und Sie werden ihn zunächst allein angehen müssen. John Sinclair konnte noch nicht sagen, wann er zurückkehrt. Er hat noch in Cornwall zu tun, denn dort geht es um das Templergold. Godwin de Salier hatte ihn gebeten, noch zu bleiben.«
»Das macht nichts, Sir. Ich denke schon, dass ich auch allein zurechtkomme.«
»Gut.«
Suko fuhr an. Es wurde eine etwas längere Fahrt, denn trotz der City-Gebühr glich die Londoner Innenstadt hin und wieder einem einzigen Verkehrsstau.
Beide waren schließlich froh, das Ziel erreicht zu haben. Sir James fuhr direkt mit hoch und ging mit Suko in das Büro, das der Inspektor mit seinem Freund und Kollegen John Sinclair teilte, dessen Platz momentan leer war, sodass sich Sir James dort hinsetzen konnte.
Das passierte, nachdem sie Glenda Perkins begrüßt hatten, die Tee und Wasser brachte.
Sie kannte den Ernst der Lage und sah auch an den Gesichtern der Männer, dass ihnen die Beerdigung noch nachhing. Deshalb stellte sie keine Fragen. Lautlos zog sie sich in das Vorzimmer zurück.
Allerdings hatte sie auch eine Akte mitgebracht, die schon bereitgelegen hatte.
Nachdem Sir James sich geräuspert und einen Schluck von seinem ›stillen‹ Wasser getrunken hatte, schaute er Suko über die Schreibtische hinweg an. »Muss ich von vorn beginnen?«
»Nein, nicht unbedingt. Ich habe einiges über den Fall gelesen.«
»Pardon. Über die Fälle.«
»Stimmt.«
Sir James schlug die Akte auf. Einige Sekunden schaute er sinnend auf das, was nur er sah, dann fing er an zu sprechen.
»Phil Byron arbeitete als Kollege und zugleich als Undercover-Agent für und bei uns. Er hatte den Auftrag, drei Morde aufzuklären, die Rätsel aufgaben, aber nicht direkt in unseren Bereich hineinfielen, was sich nun geändert hat. Nicht weil der Kollege Byron als Opfer hinzugekommen ist, nein, weil inzwischen klar geworden ist, dass wir sehr wohl damit zu tun haben könnten, denn wie ich die Lage einschätze, kann man diese Untaten als Ritualmorde ansehen.«
Suko nickte. »Wenn Sie das sagen, Sir, muss es stimmen. Ich habe bisher nur davon gehört. Einzelheiten kenne ich nicht.«
»Das wird sich von nun an ändern.«
»Gut, dann höre ich gern zu.« Sir James blickte von der Akte auf.
»Zunächst halten wir fest, dass die Taten allesamt auf einem begrenzten Gebiet geschehen sind. Es gibt dort einen Hochhauskomplex, inklusive Garagenanlage, der…«, Sir James hob die Schultern, »… wie soll ich sagen? Der eigentlich mehr für sich dasteht.«
»Wieso?«
»Es ist eine Insel. Oder ein Getto, um es drastisch auszudrücken. Die Menschen, die dort leben, empfinden zu diesen Hochhäusern eine Art von Hassliebe. Sie mögen sie nicht, aber sie kommen dort auch nicht weg, und genau das ist das Problem. Sie bleiben dort in ihrem eigenen Kosmos, in dem sehr oft die Gefühle eskalieren, sodass es zu Gewalttaten kommt. Da können Ihnen die Kollegen einiges erzählen, Suko. Aber zu Morden ist es bisher nicht gekommen, abgesehen von einigen Totschlagsdelikten, das muss ich schon einschränken. Nun aber hat es in der letzten Zeit – binnen fünf Wochen – vier Tote gegeben. Phil Byron inklusive, denn er ist eingesetzt worden, um den Mörder zu fangen. Es war ein Undercover-Einsatz. Er hat sich während der Dunkelheit in der Umgebung umgeschaut. Er ging in die Häuser hinein, er hielt sich aber auch außerhalb auf. Von den Bewohnern hat kaum jemand etwas davon mitbekommen, aber er muss trotzdem aufgefallen sein, sonst hätte ihn der Killer nicht nach genau dem Muster umgebracht wie die drei anderen Opfer zuvor.«
»Verstehe, Sir.«
»Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Suko, aber Sie werden erst verstehen, wenn ich mit meinem Bericht fertig bin. Dann werden sie auch begreifen, warum es ein Fall für uns geworden ist.«
»Gut.«
Sir James blätterte weiter und trank wieder ein Schluck von seinem Wasser. Es vergewisserte sich noch mal und nickte Suko über den Schreibtisch hinweg zu.
»Ja, das stimmt. Die bedauernswerten Opfer sind durch Messerstiche getötet worden. Laut Obduktionsbericht muss der Killer eine Waffe mit sehr langer Klinge besitzen, denn die Stiche gingen durch den Körper hindurch. Das ist grausam genug, aber das ist es nicht, was mich auf den Gedanken bringt, dass Sie sich um diesen Fall kümmern
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