Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1354 - Strangeness-Schock

Titel: 1354 - Strangeness-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Die beiden Kartanin blickten mich auffordernd, aber auch freundlich und neugierig an. „Geduld", sagte ich. Und dabei klang meine Stimme etwas belegt, denn erst jetzt wurde ich mir der Tatsache bewußt, daß ich vielleicht - oder sehr wahrscheinlich - den ersten Kontakt mit Wesen aus dem anderen Universum namens Tarkan angeknüpft hatte.
    Und daß ich diesen fortführen konnte!
    Ich konnte aber auch blind in eine Falle rennen und alles verspielen, alles, insbesondere die wichtigen Erkenntnisse, die ich nicht nur für meine Terraner, sondern für die ganze Milchstraße, ja für alle Intelligenzen der Lokalen Galaxiengruppe gesammelt hatte.
    Zwölf Minuten! Fast eine davon hatte ich schon vergeudet. Und mein Wort wollte ich halten. Warum, bei allen Teufeln der Black Holes, stand mir in diesen Minuten Poerl Alcoun nicht zur Seite? Warum mußte gerade sie noch im Koma des Strangeness-Schocks liegen?
    Und warum konnte ich mich nicht auf Mullin-Okra berufen, der hier mit Sicherheit hätte helfen können? „Ich möchte in Ruhe nachdenken", teilte ich den Anwesenden mit. Dann übergab ich das Kommando an meine Freundin und Navigatorin Taslight „Tassy" Khuftan.
    Es sagte keiner etwas, als ich die Kommandozentrale verließ und meine Privatkabine aufsuchte.
    Die Zeit saß mir im Nacken. Die Nachwehen des Strangeness-Schocks auch. Ich hatte meinen Kopf in den Händen vergraben und versuchte nachzudenken. Tausend Ideen störten meine Überlegungen. Sie wühlten die jüngsten Erinnerungen nach dem Erwachen auf und spülten sie gegen die heftige Brandung der eigenen Vergangenheit. Die Wellen der Gedanken tobten gegeneinander, und keine gewann die Oberhand, sosehr sich auch jede in diesem Strudel aus Gefühlen und Erinnerungen bemühte.
    Am wenigsten ich selbst. Als ich glaubte, bereits eine Stunde hier so zu sitzen und zu grübeln, blickte ich auf meine Uhr. Ganze zwei Minuten waren erst verstrichen. Ich erkannte, daß meine Gedanken zu vielschichtig und zu schnell waren. Ich mußte mich in einen anderen physischen Zustand versetzen, denn sonst würde ich nie eine Entscheidung fällen können. „Soll ich dich beraten?" fragte der Bordsyntron vorsichtig an. „Halt deinen technischen Dreckschnabel!" fauchte ich zurück. „Schalte dich aus meiner Kabine! Total!
    Und mit allen Sensoren, Lauschern und Schnüffelmaschinen!"
    Er schwieg.
    Aber ich war sicher, daß er diese Anweisung befolgte.
    Ich sah das düsterrote Glühen Hangays auch mit geschlossenen Augen.
    Ich fühlte seine Hitze wie das Skalpell, das ein Medo-Pflaster gewesen war. Ich dachte an Mullin-Okra und an Poerl Alcoun, die vielleicht nie mehr erwachen würden, weil die Strangeness aus dem Universum Tarkan sie ihres Verstandes beraubt hatte.
    Ich empfand Ekel gegenüber diesen Eindringlingen. Ich empfand auch Bewunderung für sie, die etwas vollbracht hatten, was ich in meinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte.
    Was sollte ich tun? Kontakt aufnehmen zu diesen seltsamen Tarkan-Kartanin, bei denen das männliche Geschlecht zu dominieren schien?
    Was konnte ich tun? Warum war ich nahezu allein auf diese Fremden von den fremden Sternen eines fremden Universums gestoßen? Es war eigentlich alles fremd. Was war eine Terranerin mit einer SORONG und ihrer Mannschaft gegenüber Millionen oder Milliarden Sternen und ungezählten Völkern aus einer anderen Existenzebene? Nichts!
    Ich war ein Nichts. Aber ich war gefordert! Ich hatte die Augen geschlossen. Zehn oder mehr Minuten meiner Bedenkzeit mochten bereits verstrichen sein. Warum hatte ich nicht „eine Stunde" oder „einen Tag" verlangt? Hatte ich mich selbst in diese Zwangslage manövriert? War ich klar genug bei Sinnen nach dem Strangeness-Schock, daß ich eine richtige Entscheidung treffen konnte?
    Vor meinen geschlossenen Augen begannen Bilder zu tanzen, Bilder aus der Vergangenheit, Bilder von der Insel Waigeo.
    Eine sanfte Hand legte sich auf meine Schulter. „Du kannst es", sagte eine verzerrte Stimme.
    Ich hob den Kopf und blickte auf die plumpe und massige Gestalt von Käsegesicht. „Du hast mir gerade noch gefehlt", stöhnte ich. „Und ich habe nicht einmal eine Waffe zur Hand."
    „Waffen nützen nichts gegen mich", antwortete Käsegesicht. „Das müßtest du doch längst bemerkt haben. Selbst ein Paratronschirm kann mir oder Traumtänzer nichts anhaben."
    „Verschwinde!" schrie ich und bedauerte es im gleichen Moment, daß ich alle Kontrollen des Bordsyntrons aus meiner Kabine

Weitere Kostenlose Bücher