1355 - Jagd auf den Grusel-Star
die beiden Girls, die auf dem Rücksitz hockten. Zu dritt war es dort recht eng, doch das machte ihnen nichts aus. Unter ihren Jacken trugen sie das richtige Disco-Outfit.
Wenig Stoff und viel Glitzer. Damit mussten sie einfach auffallen.
Und sie waren in Stimmung. Sie lachten und kreischten. Der rothaarige Jim Bender, der in der Mitte saß, hatte es am besten. Er konnte beide in den Armen halten und hoffte, dass die Fahrt noch möglichst lange dauern würde.
Immer wieder bekam er von den Girls zu trinken. Es war ein Zeug, dass süßlich schmeckte, aber runterlief wie das beste Bier.
»Zeig mal, was die Karre bringt!«, spornten sie den Fahrer an, der Acht geben musste, weil sich die Straße oftmals verengte und in Kurven hineinlief. Sie befanden sich noch nicht auf der A30. Das würde noch einige Minuten dauern.
Gilbert ließ sich beeinflussen. Er gab mehr Gas. Der Morris schüttelte sich und ruckte ein paar Mal, als wollte er protestieren, wurde aber schneller, und auch die Kurven tauchten jetzt schneller auf, gebadet vom Licht der beiden Scheinwerfer, die einen hellen Glanz hinterließen.
Die Straße gehört ihnen. Sie konnten sich das leisten. Sie stammten aus der Gegend, und sie wussten, dass um diese abendliche Zeit so gut wie kein Verkehr herrschte.
Ihre Schreie erfüllten den Wagen. Auch die Girls kreischten mit, und niemand von ihnen dachte daran, dass ihnen eine Gefahr drohen konnte. Das hatte es noch nie gegeben.
Keiner von ihnen dachte an das Sprichwort, das mit des Geschickes Mächten keine ewiger Bund zu flechten ist.
Keiner sah den Ford Galaxy, der von der Hauptstraße abgebogen war und nun über die Nebenstraßen fuhr. Auch seine Scheinwerfer warfen ihr kaltes Licht in die Nacht, doch es erreichte nicht den Morris, denn zwischen den beiden Fahrzeugen befanden sich zu viele Kurven und auch eine unterschiedliche Höhe.
Manchmal war vom Morris aus die A30 schon zu sehen, aber immer nur für einen Augenblick. Sobald sie in eine Senke hineinfuhren, war die Fahrbahn verschwunden.
Gilbert saß angespannt hinter dem Steuer. Durch das Vorbeugen wirkte seine Haltung leicht verkrampft. Sein Blick war recht starr. Er spürte den feinen Schweiß auf der Stirn und auch im Nacken, wo er sich gesammelt hatte und dann in kalten Kugeln an seinem Rücken herabfloss.
Es ging ihm nicht gut. Er war nervös. Nicht wegen seiner Freunde, nein, das war etwas anderes, und er hätte auch nicht genau sagen können, was ihn störte.
In seiner Kehle spürte er ein raues Gefühl. Sie schien von verschiedenen Seiten aufgekratzt worden zu sein. Auch dass sein Herz recht schnell schlug, hatte er nicht zu oft erlebt. Er hatte so etwas wie einen Riecher für Gefahr bekommen und wäre am liebsten langsamer gefahren oder hätte ganz angehalten. Dass er dies nicht tat, hatte auch seinen Grund. Er wollte sich vor seinen Freunden nicht lächerlich machen. Sie hätten ihn für einen Feigling gehalten und ihn ausgelacht.
So etwas wollte er auf keinen Fall riskieren. Er fühlte sich wohl in der Gruppe und wurde auch anerkannt, weil sein Bruder ihm immer das Auto lieh.
Die nächste Kurve!
Das Licht der beiden Scheinwerfer fraß sich hinein. Es schluckte die Dunkelheit.
Gilbert kannte sie.
Sie waren nicht einfach zu nehmen, aber er vertraute auf den Wagen. Der lag noch immer wie ein Brett, und man konnte sich in ihm fühlen wie in einem Formel Eins-Renner.
Der Weg führte nicht nur in die Rechtskurve, es gab noch eine weitere Tücke, denn er glitt auf eine leichte Anhöhe zu und war deshalb schlecht einsehbar.
Genau jetzt passierte es. Man konnte Gilbert keinen Vorwurf machen. Es war für ihn kaum möglich, das Gelände zu übersehen. Das Licht der Scheinwerfer leuchtete hinein. Es wurde zwar leicht abgedrängt, erreichte aber trotzdem flache Kuppe.
Und genau dort explodierte es!
Es war eine Explosion ohne Krach. Als wäre dort ein UFO gelandet, denn es wurde plötzlich strahlend hell.
In diesen so wichtigen Sekunden hatte der Fahrer das Gefühl, dass alles anders wurde. Er saß noch im Wagen, aber er kam sich in einer Zeit gefangen vor, die alles anders machte. Weg aus der Wirklichkeit gerissen, hineingejagt in eine andere Welt, in der er den Überblick verloren hatte. Er konnte nicht begreifen, dass es vor ihm nicht nur das Licht seiner Scheinwerfer gab, sondern noch das einiger anderer. Da hatten sich die Lichter vereinigt und verwandelten sich zu einem grellen Ball, der blendete und alles zerriss.
Seine Freunde waren
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