1355 - Jagd auf den Grusel-Star
Akkeren blieb auf seinem Beobachtungspunkt stehen und strich über sein Gesicht.
Er dachte daran, dass es noch nicht zu Ende war. Das hatte er einfach im Gefühl.
Lange zu warten brauchte er nicht.
Er hörte nichts, aber er sah die kleine Flamme, die plötzlich hervorhuschte. Sie zuckte hin und her, und sie war auf der Suche nach einer Beute.
Die fand sie auch.
Plötzlich schoss eine lange Flammenzunge in die Höhe. Und die blieb auch nicht an ihrem Platz, denn sie breitete sich fächerförmig über das verunglückte Fahrzeug hinweg aus. Niemand schaffte es, den eingedrückten Wagen zu verlassen. Er hörte auch keine Schreie oder ein Stöhnen.
Dafür geschah etwas anderes!
Eine mächtige Explosion zerriss die Stille der Nacht. Van Akkeren blieb auf seinem Platz stehen. Von oben her schaute er herab auf das grausame Feuerwerk, das sich in der Senke ausbreitete.
Feuer, Glut und Rauch vereinigten sich zu einer tödlichen Falle, der niemand entkam. Brennende und glühende Teile wurden hoch in die Luft geschleudert und erfüllten die Nacht mit ihrem schrecklichen Regen. Flackerndes Licht, aus der die Fratze des Todes zu grinsen schien, erhellte die Umgebung der Senke. Es gab die schaurige Beleuchtung ab, die alle Fahrgäste, die sich noch im Wagen befanden, mit in den Tod nahm.
Noch einmal bäumte sich das Wrack auf, als habe es einen mächtigen Push erhalten.
Feuer stieß fauchend hervor. Glühender Regen trieb funkelnd durch die Dunkelheit. Bis der Tod schließlich seine Beleuchtung ausknipste und der Nacht wieder die Gelegenheit gab, ihr Kleid auszubreiten.
Der Grusel-Star hatte alles mit angesehen. Er war zufrieden, und er dachte natürlich nicht daran, sich dem Wrack zu nähern und nach Überlebenden zu suchen.
Gelassen wandte er sich ab und ging zu seinem Wagen zurück, dem nichts passiert war. Er hatte nicht den kleinsten Kratzer abbekommen, als hätte die Hölle persönlich Fahrer und Auto geschützt.
Und genauso musste es auch sein…
***
Rip Ferguson hatte nach den drei Flaschen Bier seinen Verstand zwar nicht verloren, aber dafür die Müdigkeit gewonnen. Er hockte auf dem Beifahrersitz wie jemand, der nicht ganz bei der Sache war und alles nur durch einen Schleier wahrnahm. Er war froh, wenn man ihn in Ruhe ließ und das normale Leben wie durch einen Filter gebremst ablief.
Bis sie die Disco erreicht hatten, würde er wieder fit sein. Er kannte sich genau.
So verdöste er den größten Teil der Fahrt und war kaum dazu in der Lage, zu denken. Ob sie schnell oder langsam fuhren, das war ihm letztendlich egal. Er wollte nur seine Ruhe haben und erst in der Disco die Sau rauslassen.
So weit kam es nicht.
Von einer Sekunde zur anderen wurde er aus seinem Zustand gerissen. Er hatte den Schlag gespürt, die Augen wurden ihm wie von selbst aufgerissen. Er glotzte nach vorn und starrte genau hinein in das grelle Licht, das ihm kein normales Sehen erlaubte.
Auch wusste er in den ersten Sekunden nicht, wo es sich befand.
Er vernahm die schreienden Stimmen hinter sich. Die Ohren wurden malträtiert, und er hatte das Gefühl, das sein Kopf dicht vor dem Platzen stand.
Dreh ich mich oder dreht sich der Wagen?
Eine Antwort fand er nicht, doch er stellte fest, dass sie sich nicht mehr auf der Straße befanden, sondern in das Gelände hineingeglitten waren. Der Morris war zu einem Schlitten ohne Kufen geworden. Aber ein Schlitten schaffte es, Hindernisse zu nehmen, und das war bei dem Auto nicht der Fall.
Den Aufprall erlebte er schreiend mit. Irgendwie hatte er in seinem Tran und den unkontrollierten Bewegungen seinen Gurt geöffnet, und durch den Aufprall wurde die Tür aufgerissen.
Nicht länger als eine Sekunde blieb er auf seinem Platz hocken.
Dann schien er von einem Sog gepackt zu werden, dem er nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
Er flog aus dem Morris!
Der Aufprall war hart. Sämtliche Knochen schienen aus Glas zu bestehen und zusammengekracht zu sein. Er fühlte sich nicht mehr als Mensch, sondern nur noch als Bündel.
Rip überschlug sich. Sein Kopf prallte gegen Hindernisse. Er nahm die Schläge hin, die ihn nicht bewusstlos werden ließen. Dann kam er urplötzlich zur Ruhe.
Auf dem Bauch blieb Rip Ferguson liegen. Im ersten Moment war er nicht dazu in der Lage, Atem zu schöpfen. Er achtete nur auf seine Schmerzen, die durch den Körper strahlten. Rip fühlte sich kaputt und zugleich völlig gelähmt. Doch da gab es eine Stimme, die nicht laut war, sondern nur in seinem Inneren
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