1355 - Jagd auf den Grusel-Star
werden«, tröstete er sie.
Evelyn wollte nicht, dass wir sie zur Tür brachten. Außerdem wurde ein Fenster geöffnet. Dort erschien der Oberkörper einer Frau, die fragend nach Evelyn rief.
»Ja, ich bin es.«
»Dann ist es gut.«
»Das war meine Mutter. Sie muss irgendwas gehört haben.« Sie hob die Schultern und schaute sich um. »Es wird wohl besser sein, wenn ich aus dem Kaff verschwinde.«
»Das müssen Sie wissen«, sagte Godwin.
»Aber eines müssen Sie mir versprechen.«
»Gern.«
»Fangen Sie diesen grauenvollen Menschen.«
»Wir werden unser Bestes tun.«
Danach ging sie und lief beinahe schon fluchtartig auf den Hauseingang zu.
Godwin und ich schauten ihr nicht lange nach. Als sie eingestiegen waren, fragte Godwin nur: »Nach Osten?«
»Genau dorthin, mein Freund…«
***
Vor einigen Jahren hatte es so etwas noch nicht gegeben. Dann aber war ein schlauer Geschäftsmann auf die Idee gekommen, in die Einsamkeit hier zu investieren. Er hatte seine beiden Discos aufgebaut und ihnen den Namen Dartmoor Disco gegeben. Die beiden Tanztempel waren das Ereignis an der A30 westlich von Exeter. Sie hatten kaum Pause. Sie waren im Sommer ebenso besucht wie im Winter, denn für das junge Volk gab es sonst nichts, wo es sich hätte amüsieren können. Besonders am Wochenende waren die Schuppen stets überfüllt, und in der Woche konnte sich der Besitzer auch nicht beklagen. Bis auf den Montag, da hatten die Discos geschlossen.
Sonst aber brannte oft genug die Luft.
Sie lagen etwa anderthalb Meilen voneinander entfernt auf der grünen Wiese. Wer Sie tagsüber sah, der fuhr an ihnen vorbei. Da waren sie einfach nur graue kastenartige Bauten.
In der Nacht aber veränderten sie sich. Da waren sie von zuckenden rotgelben Lichtern umgeben, die tief in die Dunkelheit hineinleuchteten.
Wie zwei gewaltige Feuer leuchteten sie. Als wäre etwas aus dem Himmel gefallen, um auf der Erde weiter zu brennen.
Die Gäste kamen von nah und fern. Viele mit ihren eigenen Autos.
Man rottete sich zusammen, bis genügend Leute da waren, um die Fahrzeuge zu füllen.
Einer musste nüchtern bleiben, denn er war als Fahrer ausgesucht worden. Dass dies nicht immer geschah, hatte leider traurige Folgen gehabt. Viele Besucher waren auf der Hauptstrecke verunglückt.
Und es gab nicht nur Verletzte, sondern auch Tote, deshalb hatte die Bahn auf diesem Teilstück keinen guten Ruf.
Appelle und Aufrufe in den lokalen Zeitungen hatten nicht gefruchtet. Wer hier fuhr, der drückte aufs Gas und wollte beweisen, welch ein Könner er war.
In diesem einsamen Landstrich war die Polizei nicht besonders präsent. Doch man hatte sich auf Grund der Vorkommnisse dazu entschlossen, zumindest an den Wochenenden Streifen einzusetzen, um zu verhindern, dass zu schnell gefahren wurde.
In der Woche sah es anders aus. Hinzu kam der normale Verkehr auf dieser für den Transport wichtigen Straße, und auch am Abend war sie nicht unbedingt leer, selbst wenn sie kilometerweit durch die Einsamkeit führte.
Die Gruppe, die an diesem Abend einen Discobesuch auf dem Programm stehen hatte, stammte aus Longdown. Die jungen Leute hätten auch nach Exeter fahren können. Dort gab es eine größere Auswahl an Discos, aber auf dem Land war es preiswerter, und darauf kam es ihnen schließlich an, denn Reichtümer besaß kaum jemand.
Fünf junge Erwachsene hockten in dem Morris. Gilbert, der Fahrer, hatte sich ihn von seinem Bruder ausgeliehen. Seit der Wagen unter dem Dach von BMW gebaut wurde, hatte er wieder Konjunktur. Da konnte man die Nostalgie mit der Moderne verbinden.
Der Wagen lag wie ein Brett auf der Straße und glitt auch nicht aus den Kurven, wenn anständig Gas gegeben wurde.
Gilbert war nüchtern. Die anderen, zwei junge Mädchen und zwei junge Männer hatten schon in der Standkneipe was getrunken und waren bereit, die Sau rauszulassen.
Auch im Wagen tranken sie das gemixte Zeug aus den Dosen.
Diese Drinks kamen immer mehr in Mode. Manche schmeckten nicht nach Alkohol, und genau das war üble Täuschung, vor allen Dingen dann, wenn man sie nach einigen Gläsern Bier trank.
An diesem Abend war in der Disco besonders viel los. Das verstand sich von selbst. Erstens war Freitag, und zweitens sollte jemand zur Miss Dartmoor gewählt werden.
Sie würde ihren Titel dann als Sumpfhexe über den Sommer hin behalten und bekam als Belohnung ein Weekend in London und freien Eintritt sowie freie Getränke für ein Jahr lang.
Genau darauf spitzten auch
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