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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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begreifen waren. Da musste man schon tief in die Psyche eines Menschen eintauchen, um das überhaupt in den Kopf zu bekommen. Aber auch da war es beinahe unmöglich, die Ströme dieser Gewalttaten zu kanalisieren. Deshalb wusste ich auch nicht, ob ich über die Antwort beruhigt oder enttäuscht sein sollte. Beruhigt wäre mir natürlich lieber gewesen, aber daran konnte ich einfach nicht glauben, und das sagte ich auch offen.
    »Van Akkeren ist trotzdem anders.«
    Der Arzt hob seine Brauen. »Ich kann wirklich nicht klagen, wenn ich ihn mit den anderen Patienten vergleiche, Mr. Sinclair, das müssen Sie mir schon glauben.«
    »Tun wir auch.« Ich sprach für Suko gleich mit. »Aber auch wir haben unsere Erfahrungen mit ihm gemacht, und das nicht nur einmal.«
    »Klar.«
    Suko fragte: »Hat er eigentlich gesprochen? Hat er über bestimmte Themen geredet, oder ist er nur ruhig gewesen und hat sich mit seinem Schicksal abgefunden?«
    Dr. Turgis trank einen Schluck von seinem Wasser. »Das wird er wohl, es blieb ihm ja nichts anderes übrig. Aber… Stumm ist er nie gewesen.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    Der Arzt winkte ab. »Man kann es als dummes Zeug bezeichnen, wirklich. Alle Patienten reden.«
    »Aber seine Worte interessieren uns!«
    »Klar, Sie sind ja seinetwegen hier. Ich habe nicht alles behalten, was er sagt. Einer unserer Mitarbeiter hat engeren Kontakt mit ihm. Sein Dienst beginnt allerdings erst heute Abend. Er hat die Ohren gespitzt. Es ging bei van Akkerens Gerede um Drohungen. Um eine Abrechnung. Er sprach von Veränderung.«
    »Wissen Sie keine Einzelheiten?«
    »Sie machen es mir schwer.«
    »Sorry, aber wir sind nicht zum Vergnügen hier.«
    »Ja, ja, Inspektor.« Der Arzt konzentrierte sich, was wir auch an seiner Mimik erkannten. »Also, wenn ich mich recht erinnere, dann sprach er von einer Gestalt mit einer Sense, und er fragte auch, ob sich der Pfleger vorstellen könnte, wie es ist, wenn plötzlich das Blatt einer Sense in seinen Körper eindringt.«
    Der Arzt hatte sehr langsam gesprochen, und es war ihm anzusehen, dass er damit nichts anfangen konnte. In seinem Blick funkelte der Spott. »So etwas ist nicht neu, meine Herren. Das kennen wir. Zahlreiche Patienten reden so oder ähnlich. Sie geben ihre Vorstellungen bekannt, die sie betreffen und die durch ihre Köpfe schwappen. Es sind Bilder, die bei ihnen auftauchen.«
    »Keine Erinnerungen?«, fragte ich dazwischen.
    »Nein, das glaube ich nicht. Nur selten. Zumeist ist das, was sie sagen nicht mit dem identisch, was sie getan haben und weshalb sie einsitzen. Da werden dann immer neue Fantasien geboren, die durch ihre Köpfe spuken. Wir nehmen das hin, wir notieren das, und es bleibt in den Akten.«
    »Wäre es möglich, dass wir die Akte des Vincent van Akkeren sehen könnten?«
    Dr. Turgis lächelte knapp. Allerdings auch überrascht. »Es ist nicht üblich. Sie müssten mir schon eine Genehmigung zeigen. Auch wer hier einsitzt, der besitzt trotzdem einen gewissen Datenschutz.«
    Ich lächelte den Mann an. »Machen Sie eine Ausnahme. Wir werden es nicht weitertragen.«
    »Gut, wie Sie meinen.« Nicht eben schnell erhob er sich und ging zu seinem Aktenschrank. Er öffnete ihn und schaute auf die Rücken zahlreicher schmaler Ordner. Da sie alphabetisch geordnet waren, hatte er das entsprechende Stück schnell gefunden.
    Der blaue Aktenordner war recht dünn. Viel Material schien es nicht zu geben. Dr. Turgis setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und blätterte die Akte auf.
    »So, dann wollen wir mal.« Er selbst las nicht, sondern reichte uns die Akte rüber.
    Suko und ich rückten näher zusammen, damit wir gemeinsam lesen konnten. Viel kam dabei nicht heraus. Van Akkeren schien wirklich ein ruhiger Patient zu sein, er hatte nicht getobt, er war nicht durchgedreht, hatte seine Drohungen nur verbal ausgesprochen, und tatsächlich war immer wieder die Gestalt mit der Sense erwähnt worden.
    »Er hat ihn nicht vergessen«, murmelte Suko. »Wie auch? Der Schwarze Tod hat ihn in der letzten Zeit geprägt. Van Akkeren war stolz darauf gewesen, an seiner Seite zu stehen. Er war sein Mentor, der große Helfer und nun…«
    »Hat er ihn verlassen, John?«
    Ich blickte Suko in die Augen. »Glaubst du das?«
    »Na ja, nicht wirklich. Er hofft nach wie vor, und er wird auch Gründe haben.«
    »Eben. Und deshalb sollten wir damit rechnen, dass der Schwarze Tod versuchen wird, van Akkeren zu befreien.«
    »Frontalangriff?«
    »Möglich.«
    »Dann

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