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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eines Betts. Außerdem nahm er einen bestimmten Geruch war, den es in einem normalen Zimmer eigentlich nicht gab, auch nicht in einer Wohnung und nur draußen im Freien.
    Es musste kalt um ihn herum sein, doch er spürte die Kälte nicht.
    Kein Schauer, keine Gänsehaut, alles blieb neutral. Er schien sich wirklich vom normalen Leben entfernt zu haben. All die Gefühle, die dazugehörten, waren bei ihm verschwunden.
    Aber er schaffte es, nachzudenken. Es musste einen Hintergrund geben. Er war nicht einfach nur so in das neue Leben hineingeworfen worden. Es musste etwas vorhanden sein, an das er sich erinnerte und worauf er aufbauen konnte.
    Er bemühte sich. Die Gestalt! Der Angriff! Seine Schwäche. Trotzdem die Flucht.
    Sein Zimmer, in dem er nicht hatte bleiben wollen. Etwas hatte ihn erfasst und ihn hinausgetrieben. Ins Freie. In den Park. Und dann dorthin, wo er sich jetzt befand.
    Erde, Nässe, Kühle. Er roch auch die Bäume und deren Rinden. Er lag nicht im Freien, weil er die Bäume nicht sah. Aber er lag nahe bei ihnen und tastete um sich.
    Seine Hände glitten über den Erdboden hinweg. Sie berührten Gegenstände, an denen sie wieder abrutschten und die ihn auch gar nicht interessierten.
    Er selbst sah sich jetzt als wichtiger an. Etwas war mit seinem Hals passiert. Er spürte ihn, aber es gab ihn nicht mehr so wie sonst. Die Haut war an der linken Seite straffer geworden und gab zugleich einen bestimmten Druck ab.
    Boris Nolan setzte sich hin. Erst jetzt tastete er mit seinen Fingern zur linken Halsseite hin. Unter den Fingerkuppen malten sich die Schwellungen ab wie winzige Hügel, die auf der Oberfläche noch zwei Krater zeigten.
    Nolan schluckte. Zumindest dachte er, dies zu tun. Nur befand sich in seinem Mund kein Speichel mehr. Alles in seiner Mundhöhle bis hin zum Rachen war wie ausgetrocknet.
    Trinken! Die Kehle benetzen. Satt werden. Das Wasser in sich hineinkippen…
    Das wäre normal gewesen. Bei Boris sah es anders aus. Auch in ihm war die Gier nach etwas Flüssigem erwacht. Bier, Wasser, alles Mögliche hätte er in sich hineinkippen können, aber das wollte er nicht. Allein wenn er daran dachte, fing er an, sich zu ekeln.
    Doch ein Getränk gab es, das ihm nicht aus dem Kopf wollte. Es steigerte seine Gier. Es war nichts Kaltes. Er konnte überall an es herankommen. Jeder Mensch trug es in sich.
    Blut!
    Vier Buchstaben, die sich in sein Gehirn hineingemeißelt hatten.
    Die Augen bewegten sich bei ihm. Sie rollten, sie erhielten einen Druck von innen, und er merkte das Zittern seiner Glieder.
    Es war besser geworden. Er sah jetzt klarer, und damit kehrte auch die Erinnerung zurück. Er wusste jetzt, wo es sich befand. Er hatte es nur vergessen gehabt.
    Nicht mehr in der Klinik. Die andere Kraft war wie ein Motor gewesen und hat ihn nach draußen getrieben. Aber er lag nicht im Freien, sondern war geschützt vom Holz einer Hütte.
    Hütte!
    Nach dem Blut war es wieder ein Begriff, der für ihn zählte. Zudem eröffnete sich ihm die Erinnerung. Er hatte selbst mitgeholfen, die Hütte zu bauen. Sie war nicht für Menschen bestimmt gewesen, sondern für Material, das in ihr gelagert wurde.
    Holzmöbel, die im Sommer unter die Bäume gestellt wurden. Zumeist für die Mitarbeiter der Klinik. Hin und wieder durften auch Patienten auf ihnen in der Sonne sitzen. Die allerdings waren dann an Händen und Füßen mit Ketten gefesselt, sodass ihnen eine Flucht unmöglich gemacht wurde.
    Die Hütte war nicht schlecht. Sie war gut versteckt, denn er war davon überzeugt, dass er ein Versteck brauchte. Er wollte nicht mehr zurück in seinen Job. Das konnte niemand von ihm verlangen.
    Das hätte auch nicht geklappt. Er wäre nicht mehr in der Lage dazu gewesen, den Job durchzuführen, denn er fühlte sich nicht mehr als Mensch.
    Auch die Erinnerungen waren fortgewischt. Er wollte sie nicht mehr. Die Vergangenheit war tot und begraben. Für ihn gab es nur noch die Zukunft. Aber die, die sich auf ihn bezog. Eine andere kam für ihn nicht mehr in Frage.
    Die Hütte war nicht ganz dicht gebaut. So erkannte er, dass die Nacht bereits vom Tag abgelöst worden war, denn durch die Lücken zwischen den Brettern schimmerte das Licht.
    Licht!
    Bereits das Wort bereitete ihm Probleme. Er hasste es. Licht, Sonne, Helligkeit…
    »Nein, nein!«, entfuhr es ihm. »Ich will es nicht. Ich will die Dunkelheit, die Nacht. Und ich will Blut – Menschenblut…«
    Es überraschte ihn nicht, dass er so sprach. Es gehörte jetzt

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