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1356 - Die Botschaft der Letzten Tage

Titel: 1356 - Die Botschaft der Letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bildfläche an der Wand leuchtete auf. Der kugelförmige Kopf eines Tonak war zu sehen. Das kurzgeschorene Haar wies die silbrigweiße Farbe des Alters auf. Die Augäpfel waren gelblich eingetrübt. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte der Arkonide, ein freudiges Aufleuchten im Blick des Alten zu erkennen.
    Aber sofort verhärtete sich das Gesicht wieder. Die grobporigen Stülplippen öffneten sich. Eine harte, knarrende Stimme fragte: „Was störst du mich in meiner Abendruhe? Ich kenne dich nicht! Wer bist du?"
    „Hat dich der Fremdenhaß auch schon angesteckt, Kambar Thom?" sagte der Arkonide traurig. „Hast du vergessen, wieviel Gutes dir von deinen Freunden getan wurde?"
    „Ich habe keine Freunde, die Fremde sind", antwortete der Alte barsch.
    Im nächsten Augenblick war die Verbindung unterbrochen. Ein paar Minuten vergingen. Da ertönte plötzlich das Rufzeichen, und Atlan trug dem Servo auf, den Empfänger zu aktivieren.
    Kambar Thoms Gesicht materialisierte auf der Bildfläche. Die Miene war ernst. Sorge spiegelte sich in den gelblich verfärbten Augen. „Um ein Haar hättest du mich in Verlegenheit gebracht, Freund", sagte der Alte. „Ich hatte Besucher von der unangenehmen Art. Glücklicherweise speicherte mein Empfänger deinen Anschlußkode, so daß ich dich zurückrufen konnte. Welcher Teufel reitet dich, ausgerechnet jetzt nach Tonku zu kommen?"
    „Ich wurde in der Nähe von Tonku aus dem Netz geprellt", antwortete Atlan. „Ich hätte mit dem Sekundärtriebwerk weiterfliegen können. Aber ich sah, daß das Netz im gesamten Bereich Larsa eins zusammengebrochen war. Da empfand ich Sorge um dein Wohlergehen. Außerdem brauchte ich ein paar Informationen."
    Kambar Thom zog die Lippen ein wenig in die Breite. Das war das Äquivalent eines tonakschen Lächelns. „Deine Fürsorge ehrt dich, mein Freund Atlan", sagte er. „Aber an deiner Stelle würde ich mich zuerst um die eigene Haut sorgen. Die Besucher, die ich hatte, kamen von der Upanishad. Sie waren mißtrauisch, weil ich früher viel Kontakt mit Fremden hatte. Deswegen, wirst du verstehen, kam mir dein Anruf besonders gelegen."
    Der Humor des Alten war von Bitterkeit erfüllt. „Es tut mir leid, daß ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe", versicherte der Arkonide. „Ich hatte keine Ahnung, daß es auf Tonku schon so schlimm steht."
    „Die Not an sich läßt sich ertragen", antwortete Kambar Thom. „Aber der Unwille in der Bevölkerung wird von den Eiferern geschürt. Erst vor einer Stunde hat Zoor Hotep öffentlich erklärt, er habe vom Ewigen Krieger Granjcar selbst den Auftrag erhalten, die Regierung zum Teufel zu jagen und ein Regime des Kampfes, des Gehorsams und der Ehre zu errichten."
    „Man ist nicht einmal sicher, ob Granjcar überhaupt noch lebt", sagte Atlan. „Den Kriegern ist von den Singuva befohlen worden, den ehrenvollen Freitod zu suchen."
    „Solange es keinen Beweis für Granjcars Tod gibt, wird Zoor Hotep den Namen des Kriegers für seine Propaganda mißbrauchen", erklärte der alte Tonak. „Es geht ihm in Wirklichkeit gar nicht um die Lehre der Krieger, sondern um seine eigene Position. Die Upanishad bekommt keine Schüler mehr, seitdem die Singuva die Macht übernommen haben. Zoor Hotep will seine Schule nicht verlieren, und er trauert dem Ansehen nach, das er früher genoß. Da hat er sich entschlossen, die Flucht nach vorne anzutreten."
    „Was kann ich für dich tun, Kambar Thom?" fragte der Arkonide ernst. „Du warst in harten Zeiten wie in guten unser zuverlässiger Verbündeter. Die Gänger des Netzes werden dich nicht im Stich lassen."
    „Wird es denn die Gänger überhaupt noch geben?" erkundigte sich der Alte nicht ohne Spott. „Das Netz zerfällt. Wo wollt ihr gehen?"
    „Ich brauche keine Organisation, um dir zur Seite zu stehen", antwortete Atlan. „Ich kann dir aus eigener Kraft helfen."
    Kambar Thom wischte mit der Hand durch die Luft. „In meinem Alter macht man sich um die eigene Person kaum mehr Sorgen", sagte er. „Wie lange habe ich noch zu leben? Zwanzig oder dreißig Jahre. Die werde ich in Würde verbringen. Nein, mein Freund Atlan: Ich brauche deine Hilfe nicht, so dankbar ich dir auch für dein Angebot bin. Aber ich gebe dir einen Rat: Laß Tonku so rasch wie möglich hinter dir zurück. Wenn sie dich fassen und feststellen, daß du ein Gänger des Netzes bist, ist dein Leben keinen grünen Konalki mehr wert. Denn die Gorims, so sagen sie, sind für den Zusammenbruch des Netzes

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