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1356 - Die Botschaft der Letzten Tage

Titel: 1356 - Die Botschaft der Letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufgestülpten Lippen.
    Er war annähernd einsachtzig groß, und unter den lockeren Ärmeln seines bunten Gewands spielten Muskeln, die einem Gewichtheber zur Ehre gereicht hätten. „Willkommen in Ransin", sagte er zur Begrüßung, aber weder der starre Blick noch die abweisende Miene verlieh den Worten Glaubwürdigkeit. „Wie lange gedenkst du zu bleiben?"
    „Noch nie ist mir ein wärmeres Willkommen zuteil geworden", antwortete der Arkonide in gutmütigem Spott. „Nicht länger als zehn Tage. Also werde ich, wenn es dir recht ist, zehn Tage im voraus bezahlen."
    Der Tonak erwiderte darauf nichts, und Atlan brachte aus einer Tasche seines Umhangs einige Gegenstände zum Vorschein, wie er sie bei seinen zahlreichen Reisen gern als Tauschobjekte für den Einkauf fremder Währung benützte. „Du kommst von weit her", sagte der Tonak daraufhin und wählte einen azurblauen Thalassit, wie er in solcher Farbgebung und Reinheit nur auf der Welt Johara in der Galaxis Syllagar gefunden wurde. „Das wird für zehn Tage genügen."
    „Höre, mein Freund", erwiderte der Arkonide ärgerlich. „Ich komme in der Tat von weit her. Aber ich bin nicht so unerfahren, daß ich nicht merke, wie du mich übers Ohr hauen willst. Dieser Stein ist wenigstens einen Jahresaufenthalt wert. Willst du mir nicht etwas herausgeben?"
    „Ich eröffne ein Konto für dich und schreibe dir zehntausend Konal gut", erklärte der Tonak mit steinerner Miene. „Mehr kann ich nicht für dich tun."
    „Das tut mir leid", antwortete Atlan, „aber es bleibt mir nichts anderes übrig, als auf den Handel einzugehen.
    Sage mir: Seit wann ist man auf Tonku so ungastlich?"
    „Seit die Gorims begonnen haben, das Netz der Krieger zu zerstören", antwortete der Tonak schroff.
    Die Unterkunft war mit allen Mitteln der modernen Kommunikation ausgestattet. Atlan vergewisserte sich, daß der Schwebebehälter mit seinem Gepäck ordnungsgemäß angeliefert worden war. Dann schaltete er den lokalen Nachrichtenkanal ein. Er hatte sich zu dem Abstecher nach Tonku entschlossen, weil er sich an Ort und Stelle über die Lage informieren wollte, die sich aus dem allmählichen Zusammenbruch des Psionischen Netzes ergab. Allerdings hatte er nicht vor, seine Wißbegierde allein aus dem offiziellen Nachrichtenfluß zu befriedigen. Nachrichten hätte er auch an Bord der KARMINA hören können. Er besaß auf Tonku einen zuverlässigen Informanten. Mit diesem wollte er später am Tag Kontakt aufnehmen. „... in den letzten zehn Tagen achtunddreißig der insgesamt vierzig erwarteten Handels und Transportschiffe ausgeblieben", sagte die Stimme eines unsichtbaren Sprechers, während die Kamera über die weite, leere Fläche eines Raumhafens strich. „Damit ist der interstellare Raumschiffsverkehr, der über den Hafen Tumqon abgewickelt wird, für den gesamten Monat auf acht Prozent des Vorjahreswerts abgesunken.
    Es wäre verfehlt zu glauben, daß von dieser Entwicklung nur die großen Handelshäuser betroffen sind.
    Schon jetzt fehlt es der Industrie an wichtigen Rohstoffen. Da die nuklearsynthetische Anlage im Süden der Hauptstadt erst nächstes Jahr den Betrieb aufnehmen wird, muß damit gerechnet werden, daß es zu schwerwiegenden Engpässen kommt. Der Vorsitzende des Zweckverbands Leichtmetall kündete an, daß im Lauf der kommenden Monate fünfzig Prozent der Fertigungsstätten seines Verbands aus Mangel an Grundstoffen stillgelegt werden müssen. Eine ähnliche Notlage bahnt sich auf dem Nahrungsmittelmarkt an. Hier kann durch hastig angekurbelte Eigenproduktion vorübergehend Abhilfe geschaffen werden.
    Längerfristig wird jedoch ernsthafte Knappheit vorausgesehen, die unter Umständen zu einer Rationierung gewisser Lebensmittelarten führen kann."
    Das Bild wechselte. Ein großes, aus vielen Elementen bestehendes Bauwerk wurde gezeigt. Es sah aus wie ein Märchenschloß. Es war von einer Mauer umgeben, deren Höhe der Arkonide auf gut und gern zwölf Meter schätzte. Mauer und Gebäudeteile waren aus einem blauschimmernden, metallischen Werkstoff ausgeführt. „In diesem Zusammenhang", fuhr der Sprecher fort, „verlangt Zoor Hotep, der Panish Panisha der Hohen Schule Gom-Endeleza, von der Regierung Sofortmaßnahmen zur Entlastung der heimischen Versorgung."
    Abermals wechselte das Bild. Ein schlanker, hochgewachsener Tonak erschien. Er war in einen Shant gekleidet, den Kampfanzug der Upanishad-Schüler und -Lehrer. Sein hageres, knochiges Gesicht war das eines

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