1356 - Die Botschaft der Letzten Tage
zerstören. Das ist der Wille Granjcars, des Mächtigen!"
„Granjcar ist tot!"
Selbst Atlan zuckte zusammen, als er die Stimme hörte. Sie war nicht laut und doch voller Kraft. Es war die Stimme eines männlichen Wesens.
Die fünf Shada rührten sich nicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie in den Hintergrund des Raumes, wo sich inmitten der von der Deckenbeleuchtung erzeugten Lichtfülle eine Zone der Dunkelheit gebildet hatte. Inmitten der Dunkelheit waren die Umrisse einer humanoiden Gestalt zu erkennen. Dem Arkoniden erschien sie wie die Gestalt eines hochgewachsenen, schlanken Mannes. Ein Gesicht besaß der Schemen nicht. Die Umrisse des Schattens waren fließend. Auch die Art seiner Kleidung ließ sich nicht bestimmen.
Atlan war im ersten Augenblick vom unerwarteten Auftauchen der Schattengestalt ebenso überrascht worden wie die fünf Tonak. Aber mit der Abgeklärtheit des Zehntausendjährigen überwand er das Staunen rasch und suchte nach einer Möglichkeit, die willkommene Ablenkung zu seinem Vorteil zu nutzen. Der Wortführer der Shada hielt den Kombilader nur locker in der Hand. Er würde ihn ihm entreißen können.
Unglückerweise war es eben der Wortführer, der seine Fassung als erster wiedergewann. „Wer spricht da über Granjcar?" grollte er. „Wer bist du, und woher kommst du?"
„Du hast mir keine Fragen zu stellen", sagte der Schatten. „Granjcar hat sich selbst getötet, wie die Singuva es befahlen. Zoor Hotep weiß davon, aber er sagt es euch nicht, weil er euch als Kämpfer für seine eigenen Machtgelüste braucht. Ihr stört meine Kreise. Ich habe wichtige Pläne, die ich mir nicht von fünf irregeleiteten Shada durchkreuzen lassen will. Fort mit euch!"
Da geschah etwas Seltsames. Die fünf Tonak brachen zusammen, als hätte der Blitz sie getroffen. Sie stürzten zu Boden und rührten sich nicht mehr. Atlan stand reglos. „Worauf wartest du noch?" fragte der Schatten mit rauher Stimme. „Wolltest du nicht Kambar Thoms Rat befolgen? „ „Woher weißt du davon?" fragte Atlan verblüfft. „Wer bist du?"
„Auch du stellst mir keine Fragen, Arkonide", kam die spöttische Antwort. „Diese hier werden zwei Stunden lang bewußtlos sein. Mehr Zeit hast du nicht, um Tonku zu verlassen, und selbst auf dem Weg zu deinem Boot mögen noch weitere Gefahren auf dich warten. Ich kann nicht überall sein, um dich zu beschützen. Wir sehen uns wieder. Weiter habe ich dir nichts zu sagen."
Der Schatten und die Zone der Finsternis verschwanden wie weggewischt. Hell und klar erfüllte das Licht der Deckenbeleuchtung wieder den Hintergrund des Raumes. Verblüfft musterte Atlan die reglosen Gestalten der fünf Tonak. Dann machte er sich daran, seine Sachen zusammenzuräumen.
Die Unterkunft des Administrators zu finden, der ihm am vergangenen Nachmittag einen so unfreundlichen Empfang bereitet hatte, bedeutete für den Arkoniden keine Schwierigkeit. Er hatte die bunte, tonkugerechte Kleidung mit der Netzkombination vertauscht. Der einsame Beamte, der im Administrationsgebäude den Nachtdienst versah, begriff anhand des Abstrahlfelds, das orangefarben in der Mündung des Kombiladers glomm, ohne weitere Worte, daß es ratsam war, auf jegliches Anliegen des erzürnten Gastes einzugehen.
Der Beamte zeigte Atlan den Weg zu der Behausung, in der sein Vorgänger vom Nachmittag die Nächte verbrachte. Der Arkonide hielt sich mit einem formellen Ersuchen um Einlaß nicht lange auf. Die Waffe verwandelte die Tür in ein organischinorganisches Gasgemisch. Drinnen gingen die Lichter an. Eine weibliche Tonak, die dem ermüdeten Nachmittagsadministrator ihre Gunst hatte zeigen wollen, verschwand mit wütendem Protestgeschrei in einem Nebenraum. Nackt und mit vor Entsetzen geweiteten Augen saß der, der für zehn Tage Aufenthalt einen ganzen erstklassigen Thalassit hatte nehmen wollen, in seinem zerwühlten Bett. Der Administrator, der Atlan herbeigeführt hatte, stand abseits. Der Arkonide ließ ihn nicht aus den Augen. Er brauchte keinen, der hinter seinem Rücken Alarm schlug. „Der verminderten Gastfreundschaft, die auf Tonku seit kurzem gepflegt wird, habe ich es zu verdanken, daß ich die Dienste dieses Unternehmens noch nicht einmal einen Tag lang in Anspruch nehmen konnte", erklärte Atlan. „Selbstverständlich verlange ich die geleistete Zahlung zurück."
„Das geht nicht!" kreischte der Tonak entsetzt. „Ich kann nicht..."
Der fingerdicke, blaßgrüne Strahl des Desintegrators summte
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