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lügt», sagte er. «Die
Calade
verrät mir, dass Ihr lügt. Ihr spuckt Gott und Seinen Engeln ins Angesicht.»
«Nein!», widersprach der alte Mann.
«Wo ist
La Malice
?»
«Ich weiß es nicht!»
«Euer Familienname ist Planchard», sagte der Priester anklagend, «und die Planchards waren schon immer Ketzer.»
«Nein!», protestierte der Comte und setzte dann mit schwächerer Stimme hinzu, «wer seid Ihr?»
«Ihr könnt mich Vater Calade nennen», sagte der Priester, «und ich bin der Mann, der entscheidet, ob Ihr in die Hölle oder in den Himmel kommt.»
«Dann nehmt mir die Beichte ab», flehte der alte Mann.
«Da würde ich lieber dem Teufel den Arsch ablecken», sagte Vater Calade.
Eine Stunde später, als der Comte blind war und schluchzte, war der Priester endlich davon überzeugt, dass der alte Mann nicht wusste, wo
La Malice
versteckt war. Er lockte den Falken auf sein Handgelenk und zog ihm die Haube über den Kopf, dann nickte er einem der Männer im Kettenhemd zu. «Schickt den alten Narren zu seinem Herrn.»
«Zu seinem Herrn?», fragten die Waffenknechte verwirrt.
«Zum Satan», sagte der Priester.
«Um Gottes willen», flehte der Comte de Mouthoumet, und dann zuckte er hilflos, als ihm die Waffenknechte ein mit Schafswolle gestopftes Kissen aufs Gesicht drückten. Der alte Mann brauchte erstaunlich lange zum Sterben.
«Wir drei gehen zurück nach Avignon», erklärte der Priester seinen Begleitern, «aber die anderen bleiben hier. Sagt ihnen, sie sollen alles durchsuchen. Sie sollen den Turm einreißen! Kein Stein soll auf dem anderen bleiben.»
Der Priester ritt Richtung Osten nach Avignon. Später an diesem Tag schneite es, und weiche, zarte Flocken legten einen weißen Hauch über die fahlen Olivenbäume in dem Tal unter dem Turm des toten Mannes.
Am nächsten Morgen war der Schnee verschwunden, und eine Woche später kamen die Engländer.
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TEIL EINS
Avignon
Eins
D ie Mitteilung traf nach Mitternacht in der Stadt ein, überbracht von einem jungen Mönch, der England im August zusammen mit zwei anderen Ordensbrüdern verlassen hatte. Alle drei waren sie in den großen Zisterzienserkonvent in Montpellier befohlen, wo Bruder Michael, der Jüngste von ihnen, Medizin studieren und die anderen beiden die berühmte Theologieschule besuchen sollten. Wie allen Reisenden, die einen weiten Weg vor sich haben, hatte man ihnen Mitteilungen anvertraut. Eine war für den Abt bei Puys, und dort war Bruder Vincent an der Ruhr gestorben, dann waren Michael und sein Gefährte nach Toulouse gegangen, wo Bruder Peter krank und ins Hospital eingewiesen wurde, in dem er, soweit Michael wusste, noch immer lag. Also war der junge Mönch jetzt allein, und er hatte nur noch eine Mitteilung übrig, ein versiegeltes Pergament, das mittlerweile recht mitgenommen wirkte, und man hatte ihm gesagt, dass er den Mann, für den das Schreiben bestimmt war, möglicherweise verpassen würde, wenn er sich nicht noch am gleichen Abend auf den Weg machte.
«Le Bâtard»
, hatte ihm der Abt in Paville erklärt, «bewegt sich schnell von einem Ort zum anderen. Vor zwei Tagen war er noch hier, jetzt ist er in Villon, aber morgen – wer weiß?»
«Le Bâtard?»
«So wird er hier in der Gegend genannt», hatte der Abt gesagt und sich bekreuzigt, was darauf hinzudeuten schien, dass der junge englische Mönch von Glück reden konnte, wenn er die Begegnung mit dem Mann namens
le Bâtard
überlebte.
Jetzt, nach einem ganzen Tagesmarsch, blickte Bruder Michael über ein Tal hinweg zur Stadt Villon. Sie war leicht zu finden gewesen, denn als es dunkel wurde, hatten Flammen den Himmel erhellt und ihm als Leuchtturm gedient. Flüchtlinge, die ihm auf der Straße entgegenkamen, erzählten ihm, dass Villon brannte, und so musste Bruder Michael nur auf den hellen Feuerschein zugehen, um
le Bâtard
zu finden und seine Mitteilung abzugeben. Beunruhigt durchquerte er das Tal, sah die Flammen über den Stadtmauern lodern und quellende Rauchwolken in den Himmel ziehen, die hellrot leuchteten, wo sie der Abglanz des Feuers aufschimmern ließ. Der junge Mönch dachte, so müsse der Himmel des Satans aussehen. Noch immer strömten Flüchtlinge aus der Stadt, und sie rieten Bruder Michael umzudrehen und wegzulaufen, weil in Villon die Dämonen der Hölle wüteten, und er war in Versuchung, oh so sehr in Versuchung, doch ein anderer Teil seiner jungen Seele war neugierig. Er hatte noch nie einen Kampf gesehen. Er hatte
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