136 - Chopper ruft die Leichen-Ladies
wirst sehen, dass ich recht habe. Etwas anderes noch, was den
Schatz betrifft ... Kannst du mir darüber etwas mehr sagen?“
„Es geht um eine stillgelegte Mine, Botumba.
Sie liegt zweihundert Kilometer von Windhuk entfernt. In einem Stollen sind
Rohdiamanten im Wert von etwa einer Million Dollar versteckt.“
„Einer... Million ... Dollar?“, stotterte
Botumba und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
„Ja. Aber du hast ja kein Interesse daran . ..“
Hans Botumba klemmte sich ans Steuer und
schlug die Tür ins Schloss. Er blickte auf das Handschuhfach, aus dem die
Stimme zuletzt gekommen war. „Was du mit mir vorhast, ist das eine Art Prüfung,
Chopper?“ Er hatte schon viel über Geister gelesen, und auch schon oft mit
Freunden und Kollegen darüber gesprochen. In irgendeiner Form wusste jeder
etwas anderes über sie zu berichten. „Oder - ist es ein Geschäft auf
Gegenseitigkeit? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mir rein aus Jux das
Versteck eines Schatzes nennst und dann auf Nimmerwiedersehen verschwindest.
Die Geisterwelt hat ihre eigenen Gesetze.“
„Richtig, Botumba."
„Das heißt, du wirst mir noch Bedingungen
stellen?“
„Ich habe es doch schon getan.“
„Du meinst, wenn ich bei Malena nach dem
Rechten sehe, ist alles abgegolten?“, fragte Botumba zweifelnd.
„Genau so ist es“, bestätigte Chopper.
Er ist verrückt, dachte Botumba. Ich habe es
mit einem schwachsinnigen Geist zu tun. Na, so etwas mag's vielleicht auch
geben.
Der Afrikaner fuhr los und fing an, sich an
sein ungewöhnliches Erlebnis zu gewöhnen. Die Sache machte ihm mit einem Mal
sogar regelrecht Spaß.
●
Windhuk war zwar groß, hatte aber durch die
Höhe und die Form seiner Gebäude eher seinen kleinstädtischen Charakter
beibehalten. Meistens gab es ein- und zweistöckige Gebäude, in den neuen
Siedlungsgebieten fand man auch moderne Häuser im Bungalow-Stil. Die meisten
gehörten weißen Einwohnern, ehemals Deutschstämmige, vielen Engländern und auch
Holländern. Mitten unter den Weißen lebten die Schwarzen. Die scharfe Trennung
zwischen den Rassen wie im Nachbarstaat kannte man hier nicht. An der
Peripherie waren in den letzten Jahren auch etliche Mietshäuser gebaut worden,
um Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Malena wohnte dort. Vor
ihrem grau-beigen Haus, vier Stockwerke hoch, lag die Straße düster und
verlassen. Weit und breit war kein Mensch zu erblicken. Das Haus selbst lag
auch im Dunkeln. Die Menschen darin schliefen.
Malena lebte in einer kleinen
Zweizimmerwohnung. Seit einigen Monaten hatte auch Hans Botumba sein Domizil
hier aufgeschlagen. Ihr beider Verdienst machte es möglich, dass sie sich diese
verhältnismäßig luxuriöse Wohnung mit Einbauküche, Teppichböden und
Einbauschränken leisten konnten. Davor hatte Malena die Wohnung von ihrem eigenen
Gehalt allein bestritten und hatte dementsprechend sparsam leben müssen. Die
siebenundzwanzigjährige Afrikanerin hatte aber diesen Nachteil gern auf sich
genommen, um endlich in den eigenen vier Wänden leben zu können. Als
Zweitälteste in einer achtköpfigen Familie hatte sie lange genug unter engsten
Verhältnissen gelebt.
Malenas Wohnung lag in der dritten Etage.
Alles war still. Die Tür zum Schlafzimmer war geschlossen, offen stand die
Balkontür zur Straße. In der milden Nachtluft bewegten sich sanft die weißen
Gardinen. Die Frau lag in dem breiten französischen Bett. Sie war nur mit einem
dünnen Laken zugedeckt, das sich hell von ihrer dunklen und makellos glatten
Haut abhob. Malena lag auf dem Bauch, hatte das rechte Bein ausgestreckt und
das linke leicht angezogen. Sie schlief völlig nackt, und sanfte Lichtreflexe,
die von dem hellen Sternenlicht stammten, das durch die Gardinen sickerte,
spielten schimmernd auf ihrer ebenholzfarbenen Haut.
Die Wohnung war verschlossen. Ohne Schlüssel
kam hier niemand herein. Es sei denn, er käme als Fassadenkletterer über’s Dach
und die Fensterbrüstung oder als Einbrecher mit einem Nachschlüssel. Weder das
eine noch das andere war der Fall bei der Gestalt, die plötzlich, wie aus dem
Boden gewachsen, mitten im Schlafzimmer stand. Es war kein Mann, sondern eine
Frau die wie eine Spukerscheinung auf der Bildfläche erschien.
Lautlos stand sie mitten im Zimmer. Sie trug
eine enganliegende schwarze Hose, hochhackige goldfarbene Schuhe und eine
raffiniert geschnittene schwarze Bluse, die mit schmalen Goldstreifen
durchwirkt war. Die
Weitere Kostenlose Bücher