Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zwar rot lackiert, aber scharfkantig und bedrohlich. Er mußte vor kurzem einen Unfall erlitten haben. „Wir kennen uns, mein lieber Salaam Siin."
    Der andere kam näher und legte zwei seiner Armpaare um Salaam Siins Rumpf. „Erinnerst du dich nicht mehr? Mein Name ist ..."
    „Ich kenne dich wirklich!" trompetete Salaam Siin empört. „Dein Name ist Koden Free, und du bist derjenige, der beim letzten Spiel des Lebens fast meinen Sieg verhindert hätte!"
    „So ist es. Du wirst mir doch nicht mehr böse sein? Die Spielregeln haben sich verändert. Ich kenne alle Schliche. Deshalb bin ich der Richtige für diesen Posten - du wirst uns doch mit allen Kräften helfen, Meistersinger?"
    Salaam Siin zögerte. Er rückte instinktiv ein paar Zentimeter von Koden Free ab. Wie konnte er vergessen, was der andere in seiner Verschlagenheit beinahe angerichtet hatte? Sein damaliger Auftraggeber, ein Singlehrer mit Namen Kaleng Proo, war allerdings lange tot. Vielleicht hatten die Spielregeln sich wirklich verändert. Vielleicht hieß das Gebot der Stunde nun, auch mit Ophalern wie Koden Free zusammenzuarbeiten.
    Widerwillig drängte Salaam Siin die innere Stimme, die ihn warnen wollte, zurück. „Also begraben wir den Streit", sang er leise. „Ich stehe der Hagen Geen zur Verfügung."
    „Das ist gut so, Meistersinger. Diese Entscheidung rettet dein Leben, denn Mitwisser können wir uns im derzeitigen Stadium der Planung nicht leisten."
    Koden Free verzog das Gesicht zum ophalischen Äquivalent eines Lächelns. Nichts deutete darauf hin, daß er soeben eine Todesdrohung ausgesprochen hatte.
    Ich muß mich in acht nehmen, dachte Salaam Siin. Das war kein leeres Gerede, beileibe nicht... „Und nun besprechen wir ein letztes Mal den Plan." Koden Free schaute in die Runde, ohne einem der Anwesenden mehr Beachtung als notwendig zu schenken. „Am morgigen Tag findet die Abschlußsitzung statt. Dann werden die Aufgaben verteilt."
    Salaam Siin erfuhr, auf welche Weise der Singuva angegriffen und festgesetzt werden sollte. Die pterischen Panisha in seiner Begleitung mußten durch massiven Chorgesang handlungsunfähig gemacht werden. Anschließend würden die Fremden von Stoßtruppen gefangengenommen und in ausbruchssicheren Quartieren festgesetzt. Dasselbe Vorgehen galt für die zehn Schiffe des Singuva; hier war der größere Einsatz an Sängern nötig, denn die suggestiven Impulse hatten aus Gründen der Tarnung über mehr als zwanzig Kilometer zu wirken. Ein Problem stellte dieses Detail jedoch nicht dar. „Morgen also!" verkündete Koden Free ein letztes Mal. Seine metallenen, messerscharfen Kunstglieder hob er dabei wie zum Gruß, aber Salaam Siin verstand die Geste eher als Mahnung. „Seid pünktlich und verschwiegen. Eure Instruktionen erhaltet ihr beim Verlassen des Raumes."
    Salaam Siin erhob sich und eilte als erster hinaus. Dabei spürte er Koden Frees Blick im Rücken, und er begriff, daß die Vergangenheit keineswegs begraben war. Der andere hatte ihn einmal übertölpelt. Würde er diesen Versuch ein zweites Mal wagen? Und was, fragte sich Salaam Siin, sollte er dagegen unternehmen?
     
    *
     
    Alles, was er von den Aktivitäten der Hagen Geen bislang mitbekommen hatte, war sonderbar oberflächlich verlaufen. Lediglich Kontakte, Absprachen und eine beklemmende Begegnung hatte es bisher gegeben, aber konkrete Aktionen nicht. Lag dies in der Natur der Sache? Salaam Siin wußte seine eigene Frage nicht zu beantworten. Über die sabhalische Einsatzkombination stellte er Verbindung zur HARMONIE her. „Ich habe erfahren, daß der Singuva, dessen Anwesenheit wir vermuten, zehn Schiffe mit nach Mardakaan gebracht hat. Um welche Typen handelt es sich? Sind alle zehn lokalisierbar?"
    Der Syntron seines Netzgängerschiffs zögerte kaum merklich. Salaam Siin schloß daraus, daß sich die Ermittlung der geforderten Daten viel schwieriger als erwartet darstellte. „Ich habe alle zehn gefunden", hörte er dann. „Es handelt sich um Schiffstypen, die entfernt den Schiffen der Ewigen Krieger ähneln. Vermutlich haben die Singuva ausgelaufene Typen oder Testraumer reaktiviert. Den ophalischen Gerüstschiffen sind sie allerdings noch immer weit überlegen."
    „Und ihre Standorte?"
    „Ein regelmäßiges Zehneck, verteilt über die ganze Breite des Raumhafens", antwortete der Syntron. „Damit hat der Singuva seine Streitmacht auf jeden Überfall optimal vorbereitet."
    Salaam Siin trennte die Verbindung. Er war anderer Meinung.

Weitere Kostenlose Bücher