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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinter den Kulissen ein Machtkampf tobt..."
    „Oder schon entschieden ist. Vielleicht wartet der Singuva nur ab, bis sich die Fronten geklärt haben.
    Dann muß er seine Gegner nicht mühsam suchen. Dann kann er mit einem Schlag die Opposition auf Mardakaan beseitigen."
    Salaam Siin wußte, daß in der Herrschaft über Mardakaan auch die Vorherrschaft über das gesamte ophalische Sternenreich lag. Er mußte dem Singuva das Handwerk legen. Sonst würden bald überall in Estartu, wo immer sich die ehemaligen Animateure engagierten, suggestive Chöre eine Entscheidung zugunsten der Singuva herbeiführen. „Ich will euch vertrauen", entschied der Meistersinger. Dabei fühlte er deutlich, daß Vertrauen in diesem Fall die beste Lösung war. „Ich war ein Gänger des Netzes, und ich habe geholfen, die Heraldischen Tore zum Einsturz zu bringen. Ich habe euch benutzt, das ist wahr - so, wie zuvor die Ewigen Krieger euch benutzt haben. Aber dies soll nun vorbei sein. Mardakaan muß den Ophalern gehören! Dafür will ich kämpfen, deshalb sagt mir, ob ich mich einer Widerstandsgruppe anschließen kann."
    Die beiden Ophaler überlegten nicht lange. „Du bist Salaam Siin, wir achten dich hoch. Wir wissen, daß du die Wahrheit sprichst ... Deshalb helfen wir dir. Wende dich an Hagen Geen."
    Der kleine Kolonial-Ophaler notierte auf einem Zettel ein paar Daten. Salaam Siin sang einen dankenden Akkord und wandte sich ab, wobei der Zettel unauffällig in einer seiner Taschen verschwand. Hoffentlich hatte niemand die Übergabe beobachtet und richtige Schlüsse gezogen.
    Aber nein, dachte Salaam Siin, und wennschon. Aus der Entfernung würde ohnehin niemand seine Identität erkennen. Er ahnte nicht, daß dies völlig unnötig war.
     
    *
     
    Der Zettel enthielt keine Adresse, sondern eine Rufnummer.
    Salaam Siin suchte die nächstgelegene Visiphonzelle auf und stellte die Verbindung her. Auf dem Bildschirm erschien ein wenig auffälliger, mittelgroßer Ophaler.
    Der andere schaute nichtssagend. „Was kann ich für dich tun?"
    „Ich möchte mit Hagen Geen sprechen", antwortete Salaam Siin.
    Diejenigen Organknospen auf dem Kopf seines Gesprächspartners, deren Funktion Augen entsprach, weiteten sich überrascht. „Ein ungewöhnlicher Wunsch. Du bist also ein Fremder. Man hat dir Hagen Geens Namen genannt, dich aber nicht weiter eingeweiht."
    „So ist es."
    „Finde dich gegen Ende des Tages an den ehemaligen Gebäuden der Nambicu ara wada ein. Dort wird dir weitergeholfen."
    Im Augenblick darauf starrte Salaam Siin nur noch auf die leere Mattscheibe. Was sollte er den geheimnisvollen Worten des anderen entnehmen? Um Hagen Geen hatte es sich offenbar nicht gehandelt. Aber ganz gleich - er besaß einen Anhaltspunkt, und die Zeit bis heute abend würde er schon herumbringen.
    Der Meistersinger nahm erneut ein Robottaxia und ließ sich ziellos durch die Straßen Mardakkas fahren.
    Er besichtigte das ehemalige Regierungsviertel, wo fast ein Drittel aller Gebäude beschädigt war, fuhr anschließend der Reihe nach die wichtigsten Arenen ab und verweilte schließlich an einer halbkreisförmigen Häuserzeile. Es handelte sich um das Gelände der Nambicu ara wada.
    Die meisten Wände waren eingerissen oder lagen, in ihre Bestandteile zerkleinert, am Boden. Nur ein paar häßliche Nebengebäude standen noch. Wo bis vor kurzer Zeit der große Akustikdom als zentrales Element der Anlage fungiert hatte, lag ein Haufen grobkörniger Masse. Vielleicht ein symbolischer Racheakt der Herrschenden, verübt nach dem Sturz der Heraldischen Tore?
    Salaam Siin wußte es nicht. Doch er bemerkte, daß sein Herz unbewußt an diesen Anlagen gehangen hatte. Stand er hier den Früchten aller Mühe gegenüber? War es dies, was sein Einsatz zugunsten der Gänger des Netzes bewirkt hatte? Nein, sagte er sich mehrmals, bis er selbst daran glaubte. Er hatte die alte Ordnung mit gestürzt, und er würde an Ort und Stelle am Aufbau einer neuen mitwirken.
    In Gedanken versunken schlenderte der Meistersinger zu seinem Taxigleiter zurück. „Zur Großen Arena von Mardakka!" befahl er.
    Das Gefährt wendete, hob sich ein paar Meter in die Luft und steuerte die nächste Hauptverkehrsader an.
    Vor den Toren der Großen Arena herrschte vollkommene Ruhe. Nirgendwo standen leere Gleiter, und Fußgänger ließen sich ebensowenig sehen.
    Salaam Siin betrat das Rund des Amphitheaters mit gemischten Gefühlen - dort hatte er viele Triumphe gefeiert, aber dort war auch der

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