1362 - Die Rivalin
noch nicht aufgegeben hatte, sie wieder in ihre Fänge zu bekommen.
Mit einer harten Bewegung wurde sie hoch gerissen und auf die Beine gestellt. Sofort drehte Camilla ihr Opfer herum und schleuderte es gegen die Wand dicht neben der Garderobe.
Jane konnte sich nicht auf den Füßen halten. Bevor sie allerdings zusammensackte, waren die Hände wieder da und hielten sie eisern fest. Sie wurde mit dem Rücken gegen die Wand gepresst. Eine Hand verkrallte sich in ihrem Haar und presste auch den Kopf so weit wie möglich nach hinten. Sie drehte ihn auch etwas zur Seite, damit die Ader unter der Haut deutlicher hervortrat.
Die linke Seite lag frei zum Biss. Und genau das hatte Camilla gewollt. »Wer kann dir jetzt noch helfen?«, flüsterte sie…
***
Bei mir herrscht Alarmstufe eins.
Und ich verfluchte es, keinen Schlüssel bei mir zu haben, mit dem ich die Tür hätte aufschließen können. Wenn ich ins Haus wollte, musste ich die Tür aufbrechen, aber das würde mir auch nicht gelingen, denn das Holz war viel zu stabil.
Einen Schrei vernahm ich nicht mehr. Dafür andere Geräusche, die mir ebenso wenig gefielen. Hier befand sich ein Mensch in höchster Gefahr. Da ich nicht an Justine glaubte, konnte es sich nur um Jane Collins handeln.
Das alles war mir in den wenigen Sekunden durch den Kopf geschossen, und innerhalb dieser Zeitspanne war mir bereits eine andere Lösung eingefallen.
Bevor ich sie richtig realisierte, stand ich schon am Fenster zur Küche.
Dahinter war nichts zu sehen, das Fenster war auch geschlossen, aber nicht mehr lange.
Hand und Beretta umwickelte ich mit meinem Taschentuch und hämmerte die Waffe gegen die Scheibe. Ich hatte sehr wuchtig zuschlagen müssen, um das Glas zu zerstören.
Es gab einen Knall, und ich wich zurück. Vor mir sah ich, dass die Scheibe viele Sprünge bekommen hatte. Dadurch gab es nicht mehr den Widerstand, und so schlug ich noch einige Male zu, bis der Weg für mich einigermaßen frei war.
Es war kein Problem, von außen her durch das Fenster in die Küche zu klettern. Es lag normal hoch, und ich stemmte mich auf der Außenseite der Fensterbank ab.
Wenig später schon kippte ich nach vorn, hörte auch die Geräusche aus dem Flur, räumte eine Espressotasse weg, die zu Boden fiel und splitternd zerbrach.
Dann war ich durch.
Nach vorn gebeugt und die Hände auf den Boden gestützt, stellte ich fest, dass die Küchentür offen stand. Mir gelang ein Blick in den Flur. Nur sah ich nicht, was dort ablief.
Aber ich hörte es. Und genau das versetzte mich in weitere Alarmstimmung.
Die Zeit flog vorbei, als ich mit zwei Sätzen die Küche verließ und den Flur erreichte.
In diesem Augenblick überkam mich der Eindruck eines Zeitstillstands. Da hätte auch Suko das Wort Topar rufen können, so ähnlich kam mir meine Lage vor.
Ich starrte auf die Wand.
Jane Collins ›klebte‹ daran. Sie wurde von einer Person festgehalten, die dunkle Kleidung trug und mir den Rücken zudrehte. Justine Cavallo war es nicht, denn sie besaß blonde Haare. Die der Fremden aber waren dunkel.
Sie drückte Jane gegen die Wand. Mit der anderen Hand hielt sie das Haar auf dem Kopf fest, den sie nach rechts gedreht hatte, damit die linke Halsseite frei lag.
Genau diese Haltung kannte ich, und sie alarmierte mich. Wer sich so benahm, konnte nur ein Blutsauger sein.
Es vergingen wirklich nur wenige Augenblicke, in denen ich das Bild in mich aufsaugte. Ich glaubte auch nicht, dass mich Jane Collins erkannt hatte. Dafür machte sie auf mich einen viel zu schlappen Eindruck. Ich hatte zudem einen Blick in ihr Gesicht erhascht. Ihr Ausdruck wirkte auf mich, als wäre sie weggetreten.
Sie sah mich nicht.
Dafür die andere Frau, obwohl sie mir den Rücken zudrehte. Sie musste einen besonderen Instinkt haben und war auch in der Lage dazu, ihm sofort zu folgen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Was dann passierte, sah ich als meinen Fehler an. Ich hätte der Schwarzhaarigen eine Kugel in den Kopf schießen können, aber ich war mir noch nicht sicher, ob sie wirklich ein Geschöpf der Nacht war.
Sie war es. Nur kam die Erkenntnis für mich zu spät. Als sie sich aus dem Stand heraus umdrehte, riss sie Jane Collins mit. Sie wollte auch nicht stehen bleiben und etwas anderes tun. Alles Weitere lief wie ein schneller Film vor meinen Augen ab, denn plötzlich bekam Jane einen harten Stoß und flog mir entgegen. Genau in dem Augenblick als ich das verzerrte Gesicht mit dem offenen Mund und den
Weitere Kostenlose Bücher