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1362 - Die Rivalin

1362 - Die Rivalin

Titel: 1362 - Die Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommen. Dafür musste ich in die Höhe gehen und das offene Fenster passieren.
    Vorsichtig tastete ich mich schräg hoch. Mein Herz klopfte schneller als gewöhnlich. Im Nacken lag wieder die verdammte Kälte. Ich riskierte keinen Blick in die Runde. Ich wollte nur so schnell wie möglich das Etappenziel erreichen.
    Das schaffte ich und konnte aufatmen. Der First war zwar nicht breit, dafür aber gerade, sodass ich mich dort niederhocken konnte und erst mal in dieser Haltung verharrte.
    Auch hier stützte ich mich mit den Händen ab, um einen, relativ gesehen, optimalen Halt zu bekommen. Erst jetzt bewegte ich den Kopf, um die Umgebung abzusuchen.
    Es gab ja nicht nur dieses eine Dach. Die Häuser standen hier dicht an dicht. Zusammen mit denen in der Parallelstraße bildeten sie ein geschlossenes Karree, in dessen Mitte sich ein Hof befand, den sich die Menschen hier wohnlich eingerichtet hatten.
    Im Sommer war er ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Lady Sarah Goldwyns Tod hatte auch innerhalb der guten Nachbarschaft eine Lücke hinterlassen. Das Entsetzen und die Trauer waren groß gewesen, aber man hatte ja gewusst, mit welchem Hobby sie sich beschäftigte.
    So weit ich erkennen konnte, war das Dach leer. Keine Menschenseele, die auf ihm lauerte. Über mir lag der dunkle Himmel.
    Die feuchten Gerüche des Frühlings wehten zu mir hoch, aber ich nahm auch den Geruch der Dachpfannen wahr.
    Der Blick zum direkten Nachbardach gelang mir leicht, denn es gab hier keinen erhöhten oder auch tiefer liegenden Übergang. Ich hatte freie Sicht.
    Im ersten Moment sah das Dach wie jedes andere aus. Dennoch gab es einen Unterschied.
    Einer der Mieter musste sich für einen Kamin entschieden haben.
    Ein dicker Brocken ragte etwa in der Mitte des Dachs in die Höhe.
    Hinter ihm konnte selbst jemand Deckung finden, der mit großem Übergewicht zu kämpfen hatte.
    Das war auch für eine flüchtende Blutsaugerin ideal, wenn sie eine gewisse Zeitspanne abwarten wollte, um anschließend wieder an den Ort zurückzukehren.
    Dass ich ohne Deckung da stand, wusste ich. Ich tat es auch bewusst und richtete mich auf. Es sollte für die andere Seite eine Provokation sein, weil ich die Blutsaugerin locken wollte.
    Die Sekunden verstrichen. Ich drehte mich vorsichtig auf dem First, wobei ich dabei in die Knie ging, um dem Wind weniger Widerstand zu bieten. So weit ich schauen konnte, waren auch die anderen Dächer leer. Auf einigen standen TV-Schüsseln, die mich in ihrer Farbe an bleiche gestürzte Monde erinnerten.
    Auch in diese Richtung huschte niemand über das Dach hinweg.
    Deshalb drehte ich mich wieder um.
    Noch rechtzeitig genug, denn ich hatte mich nicht geirrt. Die Schwarzhaarige war noch da. Sie hatte sich nur hinter dem recht breiten Kamin versteckt gehalten und hatte mich von dort aus natürlich sehen müssen.
    Ich war der Mann, der ihr den Blutbiss und damit auch die Nahrung genommen hatte. Sie dachte nicht daran, hungrig wieder zu verschwinden. Sie zeigte durch ein Fauchen ihre Angriffslust an und nahm dann Kurs auf mich…
    ***
    Auch sie hatte Probleme, sich auf dem First des anderen Dachs normal zu bewegen. Wenn sie ging, musste sie das Gleichgewicht halten. Dazu streckte sie hin und wieder die Arme aus und achtete darauf, nicht auszurutschen.
    Ich wusste nicht, wer sie war, wie sie hieß und welche Erfahrungen sie gesammelt hatte. Aber sie schien zu den Personen zu gehören, die der Ansicht waren, unbesiegbar zu sein. Zumindest wenn ein normaler Mensch wie ich ihr Gegner war.
    Ich hatte bei der Kletterei die Beretta weggesteckt. Sie sollte mich nicht behindern.
    Jetzt holte ich sie wieder hervor.
    Und genau das beobachtete die Blutsaugerin. Ich ließ sie ebenfalls nicht aus den Augen, was gut war, denn ich sah, dass sie für einen Moment stutzte. Hatte sie die Waffe gesehen?
    Plötzlich standen wir uns wie Kampfhähne gegenüber. Es wäre kein Problem gewesen, auf sie zu schießen und sie dabei auch zu treffen, aber unter meinen Füßen befand sich keine breite Straße mit einem normalen Belag, sondern nur ein Dachfirst, der zudem recht schmal war und meine Stehfestigkeit beeinflusste.
    Ich hob die Waffe trotzdem an. Lässig aus der Hüfte zu schießen, das schafften nur die Helden im Western. Ich musste den rechten Arm mit der Waffe schon vorstrecken und dabei in der Dunkelheit so gut zielen wie möglich.
    Hinzu kam der Wind, der mich ablenkte, und die Blutsaugerin vor mir glich mehr einem dunklen Umriss, der sich

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