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1362 - Die Rivalin

1362 - Die Rivalin

Titel: 1362 - Die Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beiden aus dem Oberkiefer wachsenden Zähnen sah…
    ***
    Ich hätte zur Seite springen oder abtauchen können. Das genau tat ich nicht.
    Es blieb mir auch keine Zeit, über die letzte Entdeckung nachzudenken, hier ging es um Jane Collins, die ich nicht ins Leere laufen lassen wollte. Sie sollte auch nicht an eine Wand prallen. Wenn schon ein Hindernis, dann lieber mein Körper.
    Ich war darauf vorbereitet. Trotzdem erwischte sie mich wie ein lebender Rammbock. Allerdings prallte sie nicht von mir ab. Ich fasste blitzschnell zu und hielt sie fest, sodass wir gemeinsam zurücktaumelten. Beide waren wir mit uns selbst beschäftigt, und so ergriff die Schwarzhaarige ihre Chance. Sie war nicht darauf erpicht, sich mit uns anzulegen oder unser Blut zu trinken. Ich bekam noch so eben mit, dass sie als schattenhafte Gestalt auf die Treppe zuhuschte, wo sie wenig später aus meinem Blickfeld verschwand.
    Dass sie nach oben lief, hörte ich am Echo ihrer Schritte. Ich wollte sie erst mal laufen lassen und mich zunächst um Jane kümmern, die noch zitternd in meinen Armen lag und heftig atmete. In den großen Augen las ich den Ausdruck der Furcht und achtete auf ihren schnellen heftigen Atem.
    Es ging ihr schlecht, doch sie dachte trotzdem darüber nach, was mit ihr passiert war oder hätte passieren können.
    »Du musst sie kriegen, John! Sie will mein Blut! Sie ist einfach gekommen, um…«
    »Kommst du allein zurecht?«, unterbrach ich sie.
    »Ja.«
    Ich brachte sie in die Küche. Zwar blieb Jane auf den Beinen, benutzte mich aber als Stütze, und sie schlurfte auch mit den Sohlen über den Boden.
    In der Küche drückte ich sie auf einen Stuhl. Jane schaute zwar zum zerstörten Fenster hin, gab jedoch keinen Kommentar ab.
    Wahrscheinlich erinnerte sie sich daran, dass dieses Fenster nicht zum ersten Mal zerstört worden war.
    Mir ging es um die Frau. Sie war nach oben gelaufen, und dort kannte ich alle Verstecke. Der Anblick ihres Gebisses wollte mir nicht aus dem Sinn. Ich wusste, dass ich es mit einer Blutsaugerin zu tun hatte, und dachte nicht daran, die Verfolgung waffenlos aufzunehmen.
    Vor dem Beginn der Treppe blieb ich stehen und schaute in die Höhe. Natürlich waren die Stufen leer. Die Flüchtende hatte die Treppe längst hinter sich gelassen. Ich hörte sie auch nicht, denn oben schien sich die Stille eingenistet zu haben.
    Ein wenig unwohl war mir schon, als ich die Stufen hochging. Für einen Augenblick dachte ich daran, dass dieses Haus schon einiges erlebt hatte. Wilde Angriffe, Kämpfe, aber auch den Tod.
    Ich schlich hoch und ging dabei recht schnell. Ich wollte es so rasch wie möglich hinter mich bringen.
    In der ersten Etage empfing mich die Stille. Ich hatte nichts anderes erwartet. Die Blutsaugerin würde sich nicht zeigen und nicht zum offenen Kampf stellen. Eine wie sie lauerte im Hintergrund und würde auch aus ihm hervor agieren.
    Wo hielt sich versteckt? In dieser Etage konnte sie sich für mehrere Räume entscheiden. Weiter oben gab es nur das Archiv, in dem sie sich ebenfalls versteckt halten konnte.
    Weder von dort noch aus meiner unmittelbaren Nähe hörte ich ein Geräusch. Ich nahm etwas anderes wahr. Von der linken Seite her erreichte mich ein sanfter Luftzug. Als ich genauer hinschaute, sah ich eine nicht vollständig geschlossene Tür. Der Wind hatte Platz genug, in den Flur zu wehen.
    Mit einem langen Schritt hatte ich die Tür erreicht. Dann kurzes Lauschen. Kein fremder Laut erregte meine Aufmerksamkeit. Mit dem Waffenlauf drückte ich die Tür so weit auf, dass es für mich günstig war.
    Ich wusste, dass dieses Zimmer nicht von Jane bewohnt war. Hier hatte sich Justine Cavallo eingenistet und sie hatte sich den Raum ›gemütlich‹ eingerichtet. Da gab es so gut wie keine Möbel. Das Bett, der Schrank, ein Stuhl, mehr gab es nicht.
    Ich entdeckte sofort, welchen Weg die schwarzhaarige Blutsaugerin genommen hatte. Der Wind hatte nur freie Bahn bekommen, weil das Fenster nicht geschlossen war. Bis zum Anschlag stand es offen, und genau diesen Weg hatte die Unperson genommen.
    Ich überstürzte trotzdem nichts und war weiterhin auf der Hut, als ich mich nach draußen beugte. Es war möglich, dass die Schwarzhaarige irgendwo in der Nähe an der Hauswand lauerte. Diesen Geschöpfen traute ich alles zu, auch wenn sie aussahen wie normale Menschen.
    Auf meinem Gesicht hatte der Schweiß eine leichte Schicht hinterlassen. Jetzt streifte mich der Wind, und ich empfand ihn als noch kühler.

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