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137 - Fluch der Seelenwanderer

137 - Fluch der Seelenwanderer

Titel: 137 - Fluch der Seelenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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aufgescheuchten
Huhns.
    Hier in der großen, mit Leben erfüllten Stadt
nahm sie zahllose Eindrücke auf, die sich mit Bildern mischten, die sie nicht
durch ihre Sinne registrierte.
    Diese Bilder entstanden - innen, in ihrem
Bewußtsein, und zusammen ergab das ein eigenartig verworrenes Mosaik, das
nirgends passen wollte.
    Da nahm sie ein Taxi wahr... Aus einer
Seitenstraße schob sich ratternd eine Straßenbahn ... Dunkelrot und grün
flammten die Lichter rund um das Schaufenster eines Etablissements, in dem die
großen Bilder nackter Frauen ausgestellt waren und über dessen Eingang in
großen, verschnörkelten Buchstaben das Wort »Bar« stand.
    In einem anderen »Mosaikstein« sah sie einen
Mann im Innern eines Flugzeugs. In einem anderen »Mosaik«: Ein fremder, junger
Mann, der ihr den Rücken zudrehte, eine Frau heiß und innig küßte und sie
langsam dabei entkleidete ... Ein weiteres Bild: Groß und deutlich ein
menschliches Gesicht. Eine Frau mit blauen Augen und schulterlangem Haar. Die
Unbekannte hatte den Mund weit zum lautlosen Schrei geöffnet. Vom oberen Rand
des facettenartigen Gebildes löste sich zäh und schleimig eine rote Masse, die
das Haar, die Stirn und schließlich das Gesicht der fremden, lautlos
schreienden Frau überflutete.
    Dorothea Witulla, die ihren Kopf nach links
und rechts bewegte, als bemühe sie sich, die unablässig auf sie einströmenden
Bilder von allen Seiten einzufangen, stöhnte leise. Sie bewegte ihre Lippen.
    »Tod ...«, murmelte sie mit brüchiger Stimme.
»Wo Blut ist... da ist der Tod ... Und Henry Quain hat alles gewußt... man muß
sie warnen ... ehe sie in ihrem Blut ertrinkt...«
     
    *
     
    Sie schluckte heftig.
    Alles um sie war plötzlich in einen blut-
farbenen Schleier getaucht, der sie restlos zu überdecken schien. Er senkte
sich vom Himmel herab, legte sich über die Häuser, über die flackernden
Neonlichter, über die Plakate, Straßenlaternen, Menschen und Fahrzeuge, die
sich auf der Straße befanden.
    Dorothea Witulla taumelte. Es wurde ihr
schwindlig, und sie faßte sich an die Stirn. Der Anfalll dauerte nur wenige
Sekunden.
    Im nächsten Moment sah sie die Straße, die
Menschen und die Fassaden der Geschäftshäuser wieder vor sich und die zahllosen
Schaufenster, die die Blicke vieler Passanten anzogen, die zu später Stunde
noch unterwegs waren.
    Es ging wie ein Ruck durch den Körper der
weißhaarigen Frau. Mit ihren trockenen, faltigen Fingern umklammerte sie den
Koffergriff und hob den Behälter an. Ohne nach links oder rechts zu sehen, lief
Dorothea Witulla auf die belebte Straße. Zielstrebig wollte sie auf die andere
Seite.
    Bremsen quietschten. Empörte Autofahrer
kurbelten die Seitenscheibe herunter und schimpften hinter der unvorsichtigen
Frau her.
    Es war ein wahres Wunder, daß es zu keinem
ernsthaften Unfall kam. Ohne sich um die allgemeine Aufregung, die durch sie
entstanden war, zu kümmern, erreichte Dorothea Witulla die andere Seite der
Straße.
    Der Blick der starren, wie im Fieber
glänzenden Augen war immer geradeaus gerichtet, als würden sie ein besonderes
Bild sehen ...
    Dorothea Witulla bog von der Hauptstraße ab
und fand sich wenig später in einer schmalen Straße, die auf beiden Seiten von
zweifelhaften Etablissements gesäumt wurde.
    Die Alte blickte sich aufmerksam um, als ob
sie etwas Bestimmtes suche.
    An einer Ecke stand ein hellerleuchteter
Kiosk. Ein einzelner Mann stützte sich schräg auf die schmale Theke. Vor ihm
stand eine halbleere Bierflasche mit drei leeren Schnapsgläsern.
    Halb schläfrig räkelte sich der späte Gast,
und man sah ihm an, daß er nicht mehr ganz nüchtern war.
    Zielstrebig lief Dorothea Witulla auf diesen
Kiosk zu.
    Der Zechbruder hob die schweren Augenlider,
als er die Bewegung neben sich wahrnahm. »Nanu ... Muttchen... daß du hier, in
der Gegend, noch so spät unterwegs bist?«
    Die Angesprochene nickte eifrig. »Ich suche
jemand .«
    Der Zechbruder richtete sich interessiert auf
und schob mit unsicherer Bewegung seine halbvolle Bierflasche zurück. »Und wen
... suchst du, wenn man ... fragen darf ?« lallte er
mit schwerer Zunge.
    Die Antwort kam wie aus der Pistole
geschossen. »Einen jungen Mann!«
    Der Angetrunkene schüttelte sich kurz. »Sag
das ... doch noch ... mal...«
    Ohne sich beirren zu lassen, wiederholte
Dorothea Witulla ihre Worte und fügte hinzu: »Ich kenne nur seinen Namen
nicht... Er muß hier sein ... hier irgendwo in einem Hotel .«
    Aus dem Kioskhintergrund

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