1377 - Der rote Hauri
Schulungsraüm befand sich ein enges Foyer, das den Andrang nicht aufnehmen konnte. Es diente als Verteilerknoten- denn an zwei gegenüberliegenden Wänden zweigten weitere Gänge ab.
Der Schulungsraum war eigentlich ein Saal.
Es gab mehr als dreihundert Sitzplätze, auf humanoide Bedürfnisse zugeschnitten, und an den Rändern der Sitzbänke ungefähr dreißig Variform-Sessel. Er und die beiden Freunde entschieden sich für Sitzgelegenheiten weit hinten.
Als Ruhe eingekehrt war, trat durch eine bislang verborgene Tür am Dozentenpodium ein Hauri. Er war bekleidet mit einer grauen Kutte und festen Stiefeln, seine Größe betrug knapp zwei Meter und lag somit im haurischen Durchschnitt. „Mein Name ist Yerman nal Urkhii", sagte er mit lauter, sonorer Stimme, die den Saal bis in den hintersten Winkel erfüllte. „Ich bin euer Koordinator. Aufgrund der Informationen, die mir von Eperum aus überspielt wurden, werde ich euch anschließend den Fähigkeiten nach bestimmten Zielgruppen zuordnen. Einige werden zu Schaltmeistern ausgebildet, die meisten zu technischen Assistenten. Das bedingt Kolloquien in Kleingruppen und teilweise Hypnoschulung. Die einzigen Veranstaltungen, die in diesem Raum stattfinden, sind solche religiöser Unterweisung.
Anwesenheit ist Pflicht und wird festgestellt. Das ist zunächst alles, was ihr wissen müßt. Ihr werdet in eure Unterkünfte zurückkehren und abwarten, bis ihr per Interkomleitung aufgerufen werdet. Bei Verlassen des Raumes erhaltet ihr einen Lageplan der allgemein nutzbaren Einrichtungen."
Rhodan hatte nicht gewußt, daß sich in ihrer Unterkunft ein Interkomanschluß befand. Vielleicht war er in den winzigen Tisch integriert, dachte er. Sie würden es rasch herausfinden. Hinter Beodu und seinem kartanischen Helf er Nai-Leng ließ er sich auf den Korridor hinausschieben, und ein Hauri in khakibeiger Kombination drückte ihnen zwei engbedruckte Plastikfolien in die Hand.
Wortlos brachten sie den Ringkorridor hinter sich. Dabei studierte Rhodan gründlich den Lageplan des unterirdischen Schulungsgeländes; er fand den Wohnbereich ganz außen eingezeichnet, den Schulungssaal daneben und außerdem eine Fläche von mindestens zwei Quadratkilometern, die von kleinsten Unterrlchtsräumen bis hin zum mittelgroßen Experimentalzentrum alles bot.
Der einzige Ausgang, den die Karte auswies, lag von ihren Unterkünften nicht einmal fünfzig Meter entfernt. Ob dies ein Vorteil war, würde sich erst später erweisen. Zunächst galt es ja, ein paar Tage abzuwarten und die Möglichkeiten ihrer Lage in Ruhe abzuschätzen. Dann wollte Rhodan sein Vorgehen festlegen und vor allem entscheiden, was er für Nai-Leng und Beodu tun konnte. Denn eines stand fest: Zu lange durfte er die beiden dem Einfluß des Psikyber nicht aussetzen. Die Felder würden sonst ihr Denken auf Dauer umiormen und dem Hexameron zwei weitere hörige Diener liefern.
Und noch eine zweite Determinante bestimmte sein zukünftiges Handeln. Bevor nicht die Flotten der Benguel und Juatafu im Ushallu-System eintrafen, konnte er gar nichts tun. Bis dahin konnte er nur hoffen, daß die Tarnung hielt.
*
„Deine Vermutung ist richtig", sagte der Pikosyn. „Sie haben den Interkom in den Tisch eingebaut. Die gesamte Platte funktioniert als Membran. Eine durchaus ökonomische Lösung, möchte ich meinen."
Schon auf dem Gang hatte er eine unbeobachtete Sekunde genutzt, Beodu und Nai-Leng auf die Mikrophone und Kameras hinzuweisen. Beide hatten ihn überrascht angesehen und gefragt, ob sie denn etwas zu befürchten hätten. Aber in ihrer Stimme war Unsicherheit gewesen, dessen wurde Rhodan bei genauerem Nachdenken immer deutlicher gewahr.
Die beiden Freunde hatten ihre ursprüngliche Mission zumindest noch im Hinterkopf. „Annacinnt", unterbrach nun eine schnarrende Stimme seinen Gedankengang. „Melden in Raum 78, Abschnitt D."
Natürlich waren es haurische Worte, mit denen er noch immer seine Probleme hatte, aber der Translator seiner Netzkombination übersetzte automatisch.
Rhodan erhob sich, trat auf den Korridor hinaus und suchte auf der Karte nach dem bewußten Abschnitt. Zum ersten Mal gewährte man ihm Zutritt zu jenen Sektionen der Anlage, die auf der anderen Seite des größten Schulungssaals lagen. Er sah allerdings keinen Vertrauensbeweis darin - Kameras würden seinen Weg verfolgen, und unter Umständen existierte ein automatisches Auswertungsprogramm.
Raum 78 Dwar nicht weit entfernt.
Es gab keinerlei
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