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1377 - Es lauert im Dunklen

1377 - Es lauert im Dunklen

Titel: 1377 - Es lauert im Dunklen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für einen Moment die Augen. Sie wollte sich selbst wegwünschen, was sie nicht schaffte. Sie dachte daran, dass es ein Fehler gewesen war, sich mit Riordan einzulassen, doch nun gab es kein Zurück mehr für sie.
    Er berührte ihre Schulter. So wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
    »Du kannst jetzt gehen.«
    »Ja, ja…«
    Ihr Innerstes sträubte sich, was auch Riordan merkte. Er stieß sie etwas härter an. Die junge Frau überwand die Grenze, indem sie den ersten Fuß vor setzte.
    Es gibt immer Wege im Leben eines Menschen, die unangenehm sind. In Cindys Fall hatte es nichts mit unangenehmen Dingen zu tun. Das war einfach anders. Sie hatte das Gefühl, in den eigenen Tod zu laufen, der am Ende des Wegs lauerte.
    Es begann bereits mit der Kühle, die sie kurz nach dem Eintritt in die Höhle umfing. Sie verglich sie mit der Kühle in einem Grab oder in einer alten Gruft, die tief in der Erde lag und im Laufe der langen Jahre diese Kälte gesammelt hatte.
    Über ihren Rücken rann ein Schauer. Sie lauschte in die Finsternis hinein, weil sie nicht glauben wollte, dass sie allein war. In dieser Höhe lauerte irgendetwas im Dunkeln. Möglicherweise an ihrem Ende, aber wo war es? Wie tief wurde sie in den verdammten Steinbruch hineingeschickt?
    Cindys Nerven waren nicht mehr die besten. Mit jedem Schritt, den sie ging, verstärkte sich ihr Zittern. Im Nacken hatte sich kalter Schweiß gesammelt. Sie lauschte dem leisen Knirschen der Steine unter ihren Füßen.
    Für eine Weile hatte sie den ›bösen Mann‹ vergessen. Das allerdings blieb nicht so bestehen, denn Riordan schob sich nicht nur an sie heran, er überholte sie auch. Dabei sah sie ihn nicht mal, sie merkte nur, dass er an ihr vorbeihuschte.
    Cindy überlegte, ob sie stehen bleiben und danach fliehen sollte.
    Einfach herumwerfen und aus der Höhle laufen. Nicht mehr in dieser Dunkelheit bleiben, dem anderen ein Schnippchen schlagen, doch das traute sie sich nicht.
    Und so schritt sie weiter in die Finsternis hinein, versehen mit dem Wissen, dass in der Dunkelheit vor ihr etwas lauerte. Das war kein Tunnel mit zwei Enden. Sie war davon überzeugt, nicht wieder im Freien zu landen. Wer einmal hier in der Falle des Steinbruchs steckte, der kam so rasch nicht wieder heraus.
    Keine Spur von Riordan. Er hielt sich in der Dunkelheit verborgen. Er war mit der Dunkelheit verschmolzen, aber er würde sich irgendwann zeigen, davon war sie überzeugt.
    Cindy wusste nicht, ob der Gang breiter oder schmaler geworden war. Es gab in ihrer Umgebung keinen Funken Licht. Schwarz wie Pech war die Finsternis, und bei jedem Atemzug hatte sie das Gefühl, sie trinken zu müssen.
    Bis jemand sprach.
    Die Worte wurden nur geflüstert, aber Cindy hörte sie überdeutlich.
    »Willkommen in der Kirche der Dunkelheit, Cindy. Willkommen in meinem Dom…«
    Wahrscheinlich wartete er auf eine Antwort, aber Cindy war nicht fähig, sie zu geben. Zu stark war ihre Angst. Es war schlimm, dass sie Riordan nicht mehr sah. Sie musste sich voll und ganz auf seine Stimme verlassen, und allein ihr Klang zeigte ihr an, wer Chef in dieser unterirdischen Welt war.
    Die Stimme hatte sie von vorn erreicht, und in genau diese Richtung schaute sie auch. Cindy wollte etwas sehen, und wenn es nur Riordan war. Dann hätte sie einen Anhaltspunkt gehabt, aber sie sah nichts, denn die verdammte Dunkelheit schluckte alles.
    »Es ist nicht alles tot, was die Menschen für tot halten«, hörte sie ihn reden. »Viele haben gedacht, dass ich nicht mehr wäre, dass sie mich aus dem Weg geschafft hätten, aber sie haben sich geirrt. Ich bin wieder da, und ich bin dabei, meine Kirche aufzubauen. Die Kirche der Dunkelheit, in die ich alle die Seelen hineintreiben werde, die ihr zustehen, und niemand kann mich daran hindern. Ich bin zu einem Teil der Hölle geworden und werde sie mit dem füllen, was ich vor langer Zeit nicht mehr geschafft habe. Sie alle werde ich holen, so wie es schon damals geschehen ist.« Er fing an zu lachen, und dieses Gelächter jagte Cindy einen kalten Schauer über den Rücken.
    Es klang so widerlich. Auch siegessicher. Riordan ging davon aus, dass sich ihm niemand mehr in den Weg stellen konnte.
    »Es ist meine Hölle«, erklärte er. »Meine eigene Hölle, und ich hole mir das, was ich schon damals getan habe. Nun bin ich zurück, und du hast es bemerkt, ebenso wie deine Schützlinge…«
    Über das letzte Wort musste Cindy besonders intensiv nachdenken. Wie konnte er so etwas sagen?

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