1377 - Es lauert im Dunklen
wer weiß, mit wem sie Kontakt hatte.«
Der Meinung war ich mittlerweile auch. Hier kamen einige Dinge zusammen, die noch nicht passten und erst in die richtige Reihenfolge gebracht werden mussten. In mir allerdings steckte ein ganz starkes Gefühl, das mir sagte, dass es auch ein Fall für mich werden könnte, und deshalb wollte ich weitermachen.
Als ich den traurigen Blick des Mannes sah, musste ich leise lachen. »Keine Sorge, Mr. Blake, das packen wir.«
Sein Blick wurde unsicher. »Ich weiß nicht so recht. Gut sieht das alles nicht aus. Außerdem hänge ich verdammt stark an meiner Tochter, das müssen Sie mir glauben.«
»Das habe ich gesehen.«
»Und was soll ich jetzt tun?«
Er stand vor mir wie jemand, dem die Suppe verhagelt war. Er wusste sich keinen Rat mehr, denn so etwas, wie es hier passiert war, ging über die Grenzen seines normalen Lebens hinaus.
»Kopf hoch, Mr. Blake, wir schaffen das. Und sollten Sie noch Zweifel wegen meiner Person haben, dann brauchen Sie nur Jane Collins anzurufen. Die wird sie aufklären…«
***
Das Loch, das düstere Loch!
Es war nichts zu sehen, und trotzdem weiteten sich die Augen der Studentin. Sie kannte den Begriff der ägyptischen Finsternis, und der schien ihr treffend zu sein. Es war wahnsinnig dunkel. Sie schaute hinein und sah nichts, da waren nur dieser pechschwarze Tunnel, der tief in den Steinbruch hineinführte.
Das jedenfalls nahm sie an. Und sie fürchtete sich nicht unbedingt nur vor der Dunkelheit, sondern auch vor dem, was sich möglicherweise darin versteckt hielt.
Was im Dunkeln lauerte…
Auf ihrem Rücken hatte die Kälte einen Schauer hinterlassen. Wie eine dünne Eisschicht hatte er sich auf der Haut festgefressen. In ihrem Kopf herrschte ein wahres Durcheinander, und sie war nicht in der Lage dazu, einen klaren Gedanken zu fassen.
Allein die Tatsache, dass sie die Höhle betreten sollte, brachte sie fast um den Verstand. Cindy hatte das Gefühl, schreien zu müssen, das allerdings schaffte sie nicht, weil ihre Kehle einfach zu war und nur unartikulierte Laute entließ.
Riordan ließ sie ihn Ruhe, und so kam sie allmählich dazu, wieder die eigenen Gedanken fassen zu können. Er hatte von einer Kirche der Dunkelheit gesprochen, die Dunkelheit sah sie. Aber wo war die Kirche?
Die Gedanken huschten durch ihren Kopf. Sie wollte eine Lösung finden, doch es gab für sie keine. Die Kirche musste sich in der Dunkelheit versteckt halten, und ob es irgendwo einen Schalter gab, der das Licht einschaltete, wusste sie auch nicht zu sagen.
Riordan übernahm das Wort. »Du hast die Kirche sehen wollen. Jetzt stehst du vor ihr.«
Sie nickte, obwohl ihr nicht danach zumute war. Dann fragte sie leise: »Aber ich kann keine Kirche sehen.«
»Es ist der Eingang.«
»Und was ist…?«
Riordan lachte leise und hämisch. »Du wirst hineingehen und dort die Lösung finden, das kann ich dir versprechen. Diese Kirche verleiht dir eine große Macht. Sie giert nach Nachwuchs, und den wird sie auch bekommen, Cindy.«
»Durch wen denn?«
»Durch dich, meine Liebe. Du wirst für den Nachwuchs in der Kirche sorgen.«
Sie hatte die Aufforderung verstanden, aber sie konnte damit nichts Konkretes anfangen. Es ging ihr zu sehr gegen den Strich. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Für sie waren die Dinge einfach auf den Kopf gestellt worden.
Cindy stellte nur fest, dass der unheimliche Wanderprediger dicht an sie herangetreten war. Sie nahm ihn auch über seinen Geruch wahr, und sie hatte das Gefühl, dass er scharf, streng und auch irgendwie nach Schwefelgasen stank.
Das Wort Nachwuchs wollte ihr nicht aus dem Kopf. Automatisch dachte sie an die Kinder, mit denen sie gesprochen hatte. Sie hatten zuerst von diesem bösen Mann gesprochen, der sich in ihrer Nähe aufgehalten hatte. Nicht weit vom Kindergarten entfernt hatte er sich herumgetrieben und war den Kleinen aufgefallen.
Durch ihre Aussagen erst war Cindy auf die dunkle Gestalt aufmerksam geworden. Zu ihrem Studium gehörte nicht nur die Theorie, sondern auch die Beschäftigung mit den jungen Menschen, und sie hatte sehr gut aufgepasst, was diese ihr zu sagen hatten.
Es gab Kolleginnen, die diese Aussagen als Kinderfantasien abgetan hatten. Da dachte Cindy anders, und nun spürte sie am eigenen Leibe, dass sie im Recht war.
»Reicht dir die Zeit?«, flüsterte Riordan.
»Was meinen Sie?«
»Des Schauens.«
»Und wenn?«
»Dann können wir jetzt hineingehen.«
Cindy Blake schloss
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