1379 - Attacke der Vogelmonster
den Krallen hängende Schäfer schien den Flug zu genießen. Dabei wirkte er nicht mal wie eine Puppe, sondern wie ein Mensch, der sich noch bewegte, sich streckte und manchmal seine Beine vorschwang wie ein Turner.
Ich fragte mich, welch ein Mensch er war. Wie konnte er sich in eine derartige Lage hineinbringen, und letztendlich musste man sich die Frage stellen, was hatte er davon?
Wir standen dicht vor dieser primitiven Hütte. Ob uns Joschi bereits gesehen hatte, konnte keiner von uns sagen. Er war jedenfalls eine ungewöhnliche Person, über die ich mir schon meine Gedanken machte.
Als einen direkten Feind hatte ich ihn bei unserer ersten Begegnung nicht eingestuft. Mir kam er mehr vor wie ein Mensch, der einen ungewöhnlichen Weg gegangen war, dabei allerdings andere opferte und auch über Leichen ging, wie wir gesehen hatten.
Ein Schäfer hütete seine Herde. Er sieht sie nicht als Nahrung für andere Wesen, und genau das machte den Unterschied zwischen ihm und einem normalen Schäfer aus.
Auch glaubte ich nicht, dass er ein Mensch aus einer längst vergessenen Zeit war. Er musste nur den Zugang gefunden haben.
Auch er wurde sicherlich von einem Motiv geleitet, so und nicht anders zu handeln. Und wieder dachte ich darüber nach, ob er sich alles allein ausgedacht hatte.
Neben mir stand Karina und atmete tief durch. »Sechs dieser fliegenden Bestien. Das bedeutet sechs Garben, John. Ich denke, wir befinden uns in einer guten Position.«
»Keine Ahnung, ob das so einfach ist. Außerdem gibt es da unten noch einen gewissen Joschi.«
»Der auf der anderen Seite steht. Vergiss das nicht.«
»Er wird es bestimmt erklären.«
Sie gönnte mir einen schnellen Seitenblick. »Und was denkst du, was dahinter steckt?«
»Keine Ahnung. Ich habe allerdings das Gefühl, dass wir noch eine Überraschung erleben.«
»Dann lass uns mal abwarten.«
Da sie immer mehr an Höhe verloren hatten, schwebten sie schon fast zum Greifen nahe über dem Boden. Ihre breiten Krallen und die Köpfe waren jetzt deutlicher zu sehen.
Es gab Köpfe, die man als schlank ansehen konnte und die fast nur aus Mäulern bestanden. Andere aber wirkten gedrungen und kompakt. Als hätte jemand gegen die Schnauzen geschlagen und sie plattgedrückt. Die Körper und Schwingen unterschieden sich nicht von der Farbe her, die dunkelgrün, aber mit braunen Farbnuancen durchzogen war.
Zwei dieser Wesen besaßen Kämme auf den Rücken. Als wollten sie beweisen, dass sie von Drachen abstammten.
Ein letzter Schwung noch, dann landeten sie.
Es ging alles so glatt. Nicht nur bei den urzeitlichen Flugmonstern, sondern auch bei Joschi. Bereits kurz vor dem Boden bewegte er seine Beine, um im nächsten Augenblick den Kontakt zu bekommen und locker auszulaufen, während die Flugdrachen wieder in die Höhe stiegen und sich um nichts mehr kümmerten.
Das heißt, sie kreisten und gesellten sich dabei zu den anderen vier Wesen.
»Er hat gute Aufpasser«, meint Suko.
»Wir könnten schießen«, schlug Karina vor, die ihre Waffe bereits leicht angehoben hatte. »Die Entfernung stimmt. Die Kugeln werden sie immer zerfetzen.«
»Warte noch damit«, sagte ich.
»Warum?«
»Weil ich überzeugt bin, dass dieser Joschi etwas von uns will. Ich möchte ihn nicht schon jetzt verärgern.«
»Okay. Hoffentlich denkst du auch noch so, wenn sie uns angreifen.«
Ich gab Karina keine Antwort. Wir alle wollten die Entscheidung, sie würde auch kommen, aber ich wollte zuvor gern wissen, woran ich war. Deshalb verhielt ich mich so abwartend.
Auch jetzt umlag der Mantel den Körper wie ein hellbrauner Sack. Der Schäfer schaute sich um und schien uns überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Bis er sich einen Ruck gab und auf uns zukam.
Auch diesmal beobachtete ich ihn genau. Er zeigte sich auf seinem Weg keinesfalls unsicher. Er schritt daher wie jemand, der sein Haus betreten wollte und für den es nichts anderes gab. Keinen Widerstand, der ihn hätte aufhalten können.
Schließlich blieb er stehen, weil wir ihm den Weg in die Hütte versperrten. Er stand so nahe vor uns, dass wir auch in seine Augen schauen konnten. Auf mich wirkte der Blick neutral. Ich sah keine Feindschaft darin. Man konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Mensch andere Lebewesen opferte.
Es war natürlich nicht gut, dass ich seine Sprache nicht verstand.
So würde sich eine Unterhaltung auf ihn und Karina beschränken.
»Ihr habt den Weg gefunden?«
Ich zuckte zusammen, als ich ihn sprechen
Weitere Kostenlose Bücher