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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hauptmann, warf mir einen kurzen Blick zu, dann musterte er Libussa, die Männerkleidung trug.
    „Können wir Euch helfen, Herr?" fragte Libussa mit verstellter Stimme.
    „Vielleicht", antwortete er lächelnd. „Wir sind im Auftrag des Fürstbischofs von Würzburg unterwegs."
    Ich erstarrte, doch Libussa lächelte freundlich.
    „Ist euch in den vergangenen Stunden ein rothaariges Mädchen begegnet?" fragte er.
    „Nein!" stieß ich heftig hervor.
    „Dich habe ich nicht gefragt!" herrschte er mich an. „Dein hübscher Freund soll antworten."
    „Nein", antwortete Libussa ruhig.
    Der Hauptmann ritt näher heran, beugte sich etwas zur Seite und riß Libussa die Kappe vom Kopf. Ihr aufgestecktes, rotfunkelndes Haar war wie ein Kainsmal.
    „Was wollt Ihr von mir?"
    „Du bist die rote Hexe, die wir suchen!"
    „Ihr irrt Euch, denn ich bin keine Hexe."
    „Entblöße deine linke Schulter, Libussa", befahl der Hauptmann.
    Irgendein Anhänger des Schrecklichen, oder vielleicht sogar er selbst, hatte diese Information weitergegeben. Libussa war verloren, falls sie vor Gericht gestellt werden würde.
    Ich schnalzte mit der Zunge, und die treuen Rosse trabten los.
    „Nicht, Gabor", sagte Libussa. „Es ist sinnlos. Jeder Fluchtversuch ist vergeblich. Rette dein eigenes Leben.
    Doch ich hörte nicht auf sie.
    Ich klammerte, mich an der Griffstange fest und zog den Dolch, den ich aber nicht benutzen konnte, da die Reiter einen Sicherheitsabstand hielten. Zwei Soldaten drängten unsere Pferde zur Seite, die schließlich wild schnaubend stehenblieben.
    „Steck den Dolch ein, Junge", sagte der Hauptmann. „Gegen dich liegt nichts vor. Wir sollen nur die Rothaarige gefangennehmen und den Wagen wegen möglicher Beweise beschlagnahmen."
    Drei Pistolen waren auf mich gerichtet. Nun konnte ich wie ein echter Held sterben - ohne Furcht und völlig sinnlos.
    „Hör auf den Hauptmann, Gabor", flehte Libussa.
    Als Toter konnte ich ihr nicht helfen, daher zog ich das Leben dem Tod vor. Langsam schob ich den Dolch in die Scheide.
    „Ich werde dich befreien, Libussa", sagte ich fest entschlossen.
    Sie lächelte schwach, dann nahm sie mein Gesicht in beide Hände und drückte zärtlich ihre Lippen auf die meinen.
    „Wir werden uns wiedersehen", flüsterte sie.
    „Ja, das werden wir", sagte ich gefährlich ruhig.
    Es war nun bereits so dunkel, daß man nur wenige Schritte weit sehen konnte. Ich kletterte zu Boden.
    „Im Wagen befinden sich einige Gegenstände, die mir gehören, Hauptmann", sagte ich, und dabei dachte ich vor allem an die Armbrust, mit der ich sie töten wollte.
    „Nichts darf angerührt werden. Morgen kannst du dir deine Sachen in Würzburg abholen."
    Einer der Soldaten kraxelte zu Libussa auf den Kutschbock.
    Noch immer war ich schwach auf den Beinen, und alles sah ich wie durch einen dichten Schleier hindurch.
    Zwei der Soldaten bewachten mich, bis der Wagen wendete und in Richtung Würzburg fuhr.
    Mit tränenverschleierten Augen sah ich ihm nach.
    Nun lachten die Soldaten gemein.
    „Einen Denkzettel verpassen wir dir aber, du hinterfotziges Bürschchen!"
    Bevor ich noch die Bedeutung des Satzes verstand, droschen sie mit den Scheiden ihrer Schwerter auf mich ein. Ein paar Schläge trafen mich voll, dann versuchte ich sie abzublocken, doch unter einem Hieb schien mein Schädel zu bersten.
    Bewußtlos brach ich zusammen.

    Irgendwann erwachte ich, bewegte leicht den Kopf und stöhnte vor Schmerzen. Mühsam schlug ich die Augen auf und starrte eine rußgeschwärzte Decke an. Als ich den Kopf hob, wurden die Qualen fast unerträglich, irgend jemand bearbeitete meinen Schädel mit einem Hammer.
    Ich befand mich in einem kleinen Raum, dessen Holzwände kahl waren. In einer winzigen Feuerstelle brannten ein paar Äste.
    Ein altes Weib hockte neben dem Feuer und blickte mich an. Ihr schneeweißes Haar war zu einem Knoten gebunden, und das Gesicht war voller Runzeln und Falten. Doch die dunklen Augen hatten viel gesehen, in ihnen schien sich die Weisheit der ganzen Welt gesammelt zu haben.
    „Bewege dich nicht", sagte sie mit sanfter Stimme.
    „Wer bist du?" fragte ich krächzend.
    „Grete, ein Kräuterweiblein."
    Mühsam erhob sie sich und kam auf mich zu. Ihr verwaschenes Kleid war grau und oftmals geflickt. Neben mir hockte sie nieder und schob ihre linke Hand unter meinen Kopf, den sie leicht hob. „Dieser Trank wird deine Schmerzen lindern", sagte sie und drückte einen Becher an meine Lippen. Schluckweise

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