1385 - Die Materiewippe
antwortete er. „Damit ist die erste Hürde überwunden."
„Wo sind wir?"
„Ich weiß es nicht. Die VENLO ist seit knapp acht Stunden unterwegs. Wir können nicht mehr weit vom Ziel entfernt sein."
„Ashkalu?"
„Wo sonst?"
Sie stand auf und ging vorsichtig ein paar Schritte, als müsse sie ihre Gehwerkzeuge erst testen. „Und was, wenn wir von der falschen Hauri-Gruppe aufgebracht worden sind?" fragte sie. „Alle Hauri sind hinter dem Hypertrop her, nicht nur die auf Ashkalu."
Er verzog das Gesicht. „Wie kann man nur auf eine solch häßliche Idee kommen!"
Es gab einen unterdrückten Knall, und Gucky war wieder da. Seine Augen leuchteten. Man sah ihm an, daß er mit dem Ergebnis seiner Erkundung überaus zufrieden war. „Die Roboter sind desaktiviert", meldete er. „Sie stehen vor dem Hauptschott des Lagerraum-Sektors und rühren sich nicht mehr. Ihre Geräte haben sie bei sich. Die Lagerräume sind absolut sauber. Es sieht so aus, als fühlten die Hauri sich völlig sicher. Ich habe ein wenig geespert. Seit kurzem tummeln sich neue Gedanken in den Bewußtseinen der Hexameron-Jünger. Diese Gedanken beziehen sich darauf, daß die VENLO die Überlichtphase bald abschließen und daß man dann Veenor aus geringer Entfernung zu sehen bekommen wird."
„Veenor?" fragten Reginald Bull und Nikki Frickel wie aus einem Mund. „Keine Sorge", winkte der Mausbiber ab. „Veenor ist die Sonne. Ashkalu ist einer der Planeten von Veenor."
Reginald Bull atmete hörbar auf. Nikki Frickel lächelte spöttisch. „Siehst du? Auch du hattest dir Sorgen gemacht."
„Natürlich", knurrte er. „Wenn man den Teufel so deutlich an die Wand gemalt bekommt ..."
„Es besteht vorläufig keine Gefahr der Entdeckung", sagte Gucky und wies auf die Konsole. „Du kannst deine Apparatur getrost wieder in Betrieb nehmen."
*
„Da sieht man nichts", klagte Wido Helfrich. „Der Planet ist rundum von Wolken bedeckt. Was muß das für eine Welt sein! Trübe bei Tag, finster bei Nacht."
„Nimm deinen Griffel und mach ein Gedicht draus", brummte Reginald Bull ungeduldig und schob den hageren Mann, der ihm den Ausblick versperrte, unsanft zur Seite. Ashkalu schien in der Tat keine freundliche Welt zu sein. Die Wolkendecke über der Taghälfte war lückenlos bis zu den Polen hin. Die Sensoren der VENLO waren in Betrieb und lieferten Daten an die im Innern der Hypertrop-Antenne installierten Meßgeräte. Es mußte auf der Oberfläche des Planeten ziemlich warm sein, denn selbst die obersten Wolkenschichten wiesen noch Temperaturen um null Grad Celsius auf. Die Lotung zeigte großmaßstäbliche Unebenheiten kilometerweit unterhalb des Wolkenmantels, daneben ausgedehnte, völlig ebene Flächen. Die letzteren waren ohne Zweifel Meere. Ashkalus Landmassen schienen äußerst gebirgig zu sein. Der Planet hatte einen Durchmesser von 13.800 km. Seine Oberflächenschwerkraft wurde zu 1,12 Gravos bestimmt. Die Atmosphäre setzte sich in der Hauptsache aus Argon und Sauerstoff zusammen, Stickstoff und Kohlendioxyd waren in geringeren Anteilen vertreten. Die Luft auf Ashkalu war unbedenklich atembar.
Die VENLO befand sich in einem Orbit 440 km über der Planetenoberfläche. Das mächtige Transportschiff war nicht für Planetenlandungen gebaut. Die Hauri würden es im Raum entladen müssen.
Eines der Meßgeräte registrierte eine intensive, kurzdauernde energetische Entladung. Bull nickte befriedigt. Der Peilimpuls an die CIMARRON war abgegangen. Er war so strukturiert, daß die Hauri, wenn sie ihn überhaupt wahrnahmen, für einen internen Energieaustausch halten mußten.
Bull schaltete die Meß- und Bildsysteme aus. Die Gefahr, daß die Streuemission der Geräte das Versteck innerhalb der Hypertrop-Antenne zu guter Letzt doch noch verriete, schien ihm nicht vernachlässigbar. Die einzige Verbindung, die er aktiv beließ, war der Audiokontakt mit dem Kontrollraum. Dort hatten die Hauri inzwischen begonnen, sich mit der Bodenstation auf Ashkalu zu verständigen. Sie sprachen haurisch. Die Mitglieder des Einsatzkommandos beherrschten das Haurische aufgrund der Hypnoschulung, die sie an Bord der BASIS mitgemacht hatten. „Hier spricht Vellom sav Aard", sagte ein Hauri mit tiefer, bedächtiger Stimme. „Der Auftrag ist erledigt.
Wir haben den Energiezapfer der Ungläubigen erbeutet. Das soll man dem Spiegel des Feuers melden."
„Heil dir, Vellom sav Aard", wurde von Ashkalu geantwortet. „Der Segen des Herrn Heptamer begleitet
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