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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Planeten. Reginald Bull machte den Abschluß. Er hielt Gucky schon bei der Hand, da spürte man, wie ein Ruck durch das Antennensegment fuhr. Die Fesselfelder der Hauri hatten zugefaßt. In den nächsten Minuten würde das Segment auf eine der fünf Fähren verladen werden.
    Der Teleport verlief jetzt nahezu schmerzlos. Reginald Bull spürte ein leises Stechen in den Nackenmuskeln, mehr nicht.
    Er sah sich um. An das düstere Licht würden sich die Augen erst gewöhnen müssen. Es roch muffig und modrig. Die Luft war warm und mit Feuchtigkeit beladen. Von irgendwoher kam das eintönige Plitschplatsch fallender Tropfen. Eine Lampe flammte auf und blendete ihn. Die Lampe gehörte zur Ausstattung des SERUNS, den Nikki Frickel trug, und war im Brustteil installiert. „Damit du auch sehen kannst, in welchem Palast wir die nächsten vier Wochen verbringen werden", spottete die Kommandantin der PIG.
    Die Höhle zog sich tief in den Fels hinein. Im Hintergrund war sie trocken. Das Tropfgeräusch kam vom Eingang her. Es regnete draußen. Lianen verdeckten die Höhlenmündung zur Hälfte. Der Tag war grau und trübe. Bull sah düstere, verfilzte Vegetation, die wenige Schritte jenseits des Eingangs wie eine undurchdringliche Mauer stand. „Wo ist Gucky?" fragte er. „Sofort wieder gesprungen", antwortete Nikki. „Er will möglichst viel von der technischen Ausrüstung bergen, solange das Antennensegment sich noch im Orbit befindet."
    „Er wird sich überanstrengen", brummte Reginald Bull besorgt.
    Wido Helfrich und Narktor hatten es sich im Hintergrund der Höhle bequem gemacht, so gut es ging. Sie knabberten an Konzentratriegeln. Bull wandte sich ab und schritt auf den Ausgang zu. Hinter dem Lianenvorhang blieb er eine Zeitlang stehen und sah dem Regen zu. Dann schob er die Schlingpflanzen beiseite und trat ins Freie.
    Die Temperatur mochte bei 28 Grad liegen. An der Höhlenmündung begann eine Felsleiste, die sich nach rechts hin ins Gestein hinaufzog. Über der Höhle wölbte sich ein Felsmassiv mit senkrechter, vielfach zerklüfteter Wand. Die Leiste führte zu einer Kerbe hinauf. Wahrscheinlich war dort die Stelle, von der aus man ins Tal hinuntersehen konnte.
    Jenseits der Leiste fiel der Fels in sanfter Neigung zum Untergrund hin ab. Graugrünes Gras wuchs in ansehnlichen Büscheln auf einem acht Meter breiten Streifen moorigen Erdreichs. Dahinter begann der Wald. Reginald Bull sah auf. Der Himmel war solides, ungegliedertes Grau. Eine Gruppe geflügelter Tiere bewegte sich mit trägen Schwingenschlägen durch den Regen. Ein heiserer Schrei drang zu Bull herab, dem Ruf einer terranischen Wildgans ähnlich.
    Bull schritt die Felsleiste entlang. Der Regen netzte ihm das Gesicht. Er spürte die höhere Schwerkraft des Planeten. Es war gerade so, als hätte er in den vergangenen Minuten fünfzehn Pfund zugenommen.
    Die Wärme trieb ihm den Schweiß aus den Poren, und der Schweiß mischte sich mit den Regentropfen zu einer salzigen Flüssigkeit, die ihm ätzend in die Augen drang. Die Leiste stieg auf den letzten zwanzig Metern steil an. Er machte eine Pause, um zu verschnaufen, wischte sich das Gesicht trocken, so gut es ging, und fragte sich, ob er nicht vielleicht doch demnächst in Pension gehen solle. Er glaubte, er hätte in seinem Alter ein gewisses Maß an Bequemlichkeit verdient. Bergtouren bei erhöhter Schwerkraft, tropischen Temperaturen und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent waren nicht nach seinem Geschmack. Der Teufel sollte die Hauri holen!
    Aber schließlich stand er doch oben am Ende der Leiste. Die Felswand vor ihm war nicht höher als eine Balkonbrüstung. Er konnte bequem darüber hinwegschauen. Das Licht war nicht gut, und viele Einzelheiten verschwammen hinter den stetig fallenden Fäden des Regens. Aber die großen Dinge konnte er ohne Mühe wahrnehmen, und, bei Gott: Das Tal war voll von großen Dingen!
    Der Talkessel selbst war annähernd kreisförmig und hatte einen Durchmesser von gut dreißig Kilometern.
    Ringsum ragten Berge auf, hier kahler, steiler Fels, dort dicht bewaldeter, sanfter Hang. Der Boden des Kessels war gewiß fruchtbares Land und früher wahrscheinlich mit dichtem Wald bewachsen. Die Hauri hatten alles gerodet. An Vegetation gab es jetzt nur noch das Büschelgras, das bis zu einer Höhe von zwei Metern wuchs.
    Um den Mittelpunkt des Tales gruppierten sich ein System von sechs konzentrischen Gebäuderingen. Der innerste Ring hatte einen Durchmesser von mehr als

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