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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bull. „Ein galaktischer Ingenieur würde sich weigern, mit einem solchen System zu arbeiten. Aber bei den Hauri herrschen offenbar andere Sitten. Einmal eingeschaltet, kann die Anlage nicht mehr zum Stillstand gebracht werden - außer durch den erfolgreichen Transfer der anvisierten Masse, in diesem Fall der Galaxis Pinwheel, nach Tarkan."
    Er ließ die Worte wirken; dann fuhr er fort: „Die sechs Gebäuderinge - und womöglich der erbeutete Hypertrop - versorgen die Wippe mit ungeheuren Energiemengen. Die Wippe speichert die Energie bis zum entscheidenden Augenblick. In der Sekunde, in der ihre Sensoren den Energiefluß des Projekts Meekorah bemerken, mit dem die Kartanin das dritte Hangay-Viertel von Tarkan ins Standarduniversum befördern, beginnt die Wippe, ein Saugfeld aufzubauen. Dazu braucht sie Energie. Ein Teil der gespeicherten Energie fließt also ab, aber gleichzeitig liefern die Gebäuderinge weitere Energie, so daß der Inhalt des Reservoirs stets auf demselben Niveau bleibt. Der Aufbau des Saugfeldes nimmt gewisse Zeit in Anspruch. Ich kenne die Zeitdauer nicht genau, aber sie scheint zwischen dreißig und vierzig Minuten zu liegen. Inzwischen haben die Sternenmassen von Hangay zu materialisieren begonnen. Dann erhält die Materiewippe ein zweites Signal, nämlich von ihrer Zwillingsstation drüben in Tarkan. Es muß eine solche Station geben, das geht aus der Analyse klar hervor. Auf das zweite Signal hin wird die Materiewippe endgültig aktiv. Das Saugfeld wird so vektoriert, daß es den Energiefluß des Kartanin-Projekts anzapft. Es entsteht kurzfristig ein Feld, das ganz Mdreiunddreißig einhüllt. Die Einzelheiten des Transportvorgangs sind mir nicht klar. Auf jeden Fall aber verschwindet Mdreiunddreißig aus unserem Universum und kommt in Tarkan wieder zum Vorschein. Die Wippe schaltet ab."
    Er schwieg. Eine Zeitlang war es still in der Runde. Dann begann Wido Helfrich mit meckernder Stimme: „Wie ein Orakel sprach's der Philosoph. Niemand verstand's, aber jeder hielt es für der Weisheit letzten Schluß."
    „Halt den Mund", wies Nikki Frickel ihn zurecht. „Ich glaube, ich begreife, was er meint. Die Materiewippe wird lange vor Eintreffen des ersten Signals aktiviert. Das erste Signal kommt von dem Energiefluß, den das Projekt Meekorah erzeugt. Die Wippe lädt sich auf." Nikki wandte sich an Bull. „Was passiert, wenn der kartanische Energiefluß ausbleibt?"
    „Die Wippe überlädt sich. Eine Zeitlang kann sie den Zufluß von den Gebäuderingen noch aushalten, aber irgendwann wird sie explodieren", antwortete Bull. „Und wenn das kartanische Projekt funktioniert, aber das Signal von der Zwillingsstation nicht ankommt?"
    „Dasselbe."
    „Von wieviel Energie ist hier eigentlich die Rede?" fragte Nikki. „Genug, um dieses Tal in alle Winde zu zerblasen?"
    „Schlimmer noch", antwortete Reginald Bull düster. „Genug, um den ganzen Planeten in atomaren Staub zu verwandeln."
     
    7.
     
    Sie plazierten die Sprengkapseln. Es wäre theoretisch möglich gewesen, einen automatischen Signalgeber zu bauen, ihn auf eine Laufzeit zu stellen, die am 30. November endete, und sich einfach darauf zu verlassen, daß die Automatik die Sprengkörper zum richtigen Zeitpunkt zündete. Dann hätte man jetzt schon die CIMARRON herbeirufen und sich von Ashkalu absetzen können und brauchte sich nicht darüber den Kopf zu zerbrechen, was geschehen würde, wenn die Materiewippe aus dem einen oder anderen Grund nicht so funktionierte, wie es die Hauri vorhatten.
    Es gab mehrere Gründe, die gegen eine solche Vorgehensweise sprachen. Einer davon war der, daß niemand auch nur ungefähr wußte, wann am 30. November die entscheidende Tätigkeitsphase der Wippe beginnen würde. Zündeten die Kapseln zu früh, dann hatten die Hauri die Möglichkeit, den Schaden wieder zu reparieren - oder, schlimmer noch: Es gab irgendwo in der Weite des Gebäudekomplexes ein Duplikat der zentralen Schaltstelle, und die Hauri brauchten im Fall einer Explosion nur einen Hebel umzulegen und konnten dann die Steuerung der Materiewippe von anderem Ort aus fortsetzen.
    Reginald Bulls Entscheidung war gefallen. Die Kapseln würden von Hand gezündet werden, nachdem die Materiewippe das erste Signal erhalten hatte - d.h. nachdem der Energiefluß des Projekts Meekorah nachgewiesen worden war und die Wippe mit dem Aufbau des Saugfelds begonnen hatte. Erst dann war gewährleistet, daß die Hauri nach der Explosion nicht mehr auf ein

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