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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meinem Pikosyn, die Daten aufzuzeichnen und die Kreise zu ziehen."
    Reginald Bulls Geduld war erschöpft. Er trat auf den hochlehnigen Stuhl zu, faßte Gucky um den Leib und hob ihn sanft hinab auf den Boden. „Wenn du jetzt nicht gleich sagst, was du gefunden hast ...", drohte er.
    Der Ilt wich in gespieltem Schreck einen Schritt zurück und hob ängstlich die kurzen Arme. „Nur nicht gewalttätig werden, bester Freund", rief er. „Ich sag's dir doch. Ich habe einen Punkt gefunden, an dem sich mehr als dreißig Kreise einander schneiden. Wenn das nicht die zentrale Schaltstelle ist, nach der du suchst, dann will ich gerne zugeben, daß meine Theorie nichts taugt."
    Es war der Raum, den Gucky in Cuyel qar Sayits Gedanken gesehen hatte. Er lag im fünfzehnten Kellergeschoß unterhalb des achteckigen Turmes, und das war pure Ironie des Schicksals; denn bis zum zwölften Untergeschoß war Narktor bei der jüngsten Suchaktion vorgedrungen.
    Sie sahen sich behutsam um. Die Technik war kompliziert und zumindest auf den ersten Blick unverständlich. Aber ein Verständnis der Vorgänge, die von hier aus gesteuert und kontrolliert wurden, war für ihr Vorhaben nicht unbedingt erforderlich. Ihre Aufgabe war es, den Raum so zu verminen, daß er im entscheidenden Augenblick unbrauchbar gemacht werden konnte. Sie hatten nach Verstecken zu suchen, an denen sie die miniaturisierten Sprengkörper unterbringen konnten. Wie die Anlage funktionierte, brauchten sie erst in zweiter Linie zu wissen. Wichtig war, daß sie keines der Geräte versehentlich in Gang setzten.
    Reginald Bull war der einzige, der sich, soweit es die Zeit erlaubte, mit der fremden Technik beschäftigte.
    Er interessierte sich besonders für die sechs Abstrahltrichter und die mit ihnen gekoppelten Kontrollkonsolen. Die haurischen Symbole auf den Konsolen vermochte er ohne Mühe zu deuten, und allmählich formte sich in seinem Bewußtsein ein Bild, das die Funktionsweise der Anlage in groben Zügen beschrieb. Er ließ den Pikosyn mehrere Aufnahmen von den Geräten machen, die er für die wichtigsten hielt. Auf diese Weise verschaffte er sich Unterlagen, auf die er zurückgreifen konnte, wenn ihm etwas unklar war.
    Die Verstecke für die Sprengkapseln wurden definiert und ebenfalls in Aufnahmen festgehalten. Dann zog sich die Einsatzgruppe zurück. Sie bedurfte dabei der Hilfe des Mausbibers nicht. Der Turm und seine Kellergeschosse waren so verlassen wie zuvor. Per Antigravaufzug kehrten Reginald Bull und seine Begleiter zur Oberfläche zurück. Mit der Präparierung der Sprengkörper wurde sofort begonnen.
    Das war eine Arbeit, die Bull glaubte, sich ersparen zu dürfen. Drei Mann waren genug, um die Kapseln so herzurichten, daß sie in den ausgewählten Verstecken untergebracht werden konnten. Er wollte sich inzwischen mit der fremden Technik beschäftigen; denn es war ihm etwas aufgefallen, was ihm zu denken gab. Er zog sich in eine Ecke der Hütte zurück, schloß den Helm des SERUNS und machte es sich bequem. Dem Pikosyn erteilte er den Auftrag, die Bilder, die er in der zentralen Kontrollstelle aufgenommen hatte, der Reihe nach auf die Videofläche des Helmes zu projizieren.
    Stundenlang studierte er die Aufnahmen. Reginald Bull war ein Mann mit hervorragender technischwissenschaftlicher Ausbildung, die er bei jeder sich bietenden Gelegenheit auffrischte und vervollständigte. Er besaß technische Intuition und vor allen Dingen den riesigen Erfahrungsschatz eines über Zweitausendjährigen. Er hatte sich mit den wenigen Details der haurischen Technik, die bis jetzt bekannt geworden waren, intensiv beschäftigt. Und je länger er die Bilder betrachtete, die eines nach dem anderen über die Helmvideofläche glitten, desto klarer wurde ihm das Funktionsprinzip der zentralen Schaltstelle.
    Und desto banger wurde ihm zumute.
    Als er den Pikosyn schließlich desaktivierte und den Helm in den Halswulst der Montur zurückgleiten ließ, war seine Miene ernst. Nikki Frickel bemerkte es als erste. „Heh, du siehst aus, als hätten sie dir einen Manhattan ohne Bourbon serviert", rief sie. „Was ist los?"
    „Nicht viel Erfreuliches", brummte Bull. „Wir sitzen hier auf einem Pulverfaß."
    „Das ist neu", bemerkte Nikki sarkastisch. „Und ich dachte die ganze Zeit, wir säßen sicher wie in Abrahams Schoß."
    Wido Helfrich und Narktor waren inzwischen aufmerksam geworden. Gucky schlief. „Ich glaube zu wissen, wie die Materiewippe funktioniert", sagte Reginald

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