1385 - Lockruf aus Atlantis
gespickt mit unberechenbaren Wellen, die auf dem weiten Mantel der Dünung tanzten.
Auch unser Boot schien auf dieser Dünung zu reiten. Manchmal schwebten wir auf der Kuppe, dann rutschten wir in ein Tal hinein, und meinen Magen meldete sich schon.
Suko und ich saßen recht stoisch am Heck. Wir bekamen die Gischtspritzer mit, die sich einfach nicht vermeiden ließen und oft genug unsere Gesichter wuschen.
Das war kein Urlaub am Strand, bei dem wir in einem Schlauchboot hockten, um Sonne, Wind und Wellen zu genießen. Hier ging es hart zur Sache, auch wenn wir keinen Sturm hatten, aber uns Landratten reichte der Wind schon.
Gregor Ills hielt sich beim Bootsführer auf. Der Mann hatte den Kahn voll im Griff. Er war ein recht kleiner Typ mit breiten Schultern. Er trug eine Fliegerjacke aus Leder und eine Mütze auf dem Kopf, die schräg saß. Während er steuerte, unterhielt er sich mit Ills. Beide nahmen die Fahrt locker, was bei uns weniger der Fall war. Dieses Schaukeln nahm uns ganz schön mit. Mehr als einmal spürte ich einen scharfen Geschmack in der Kehle, und als ich Suko anschaute, grinste er und konnte sich seine Bemerkung nicht verkneifen.
»Das Leben kann manchmal ganz schön hart sein, wie?«
»Du sagst es.«
»Es dauert nicht mehr lange.«
Ein schwacher Trost, denn die Schaukelei ging weiter. Das Meer erwies sich nicht eben als unser Freund. Es ging immer noch auf und nieder. Auf den Kämmen der Wellen hatte ich das Gefühl, über allem zu schweben, dann wieder rutschten wir in die Täler hinab, und ich hatte dabei das Gefühl, von Bord zu fliegen.
Aber unser Ziel baute sich immer höher auf. Schon jetzt erkannten wir mit bloßem Auge, dass sich auf dem Deck niemand bewegte. Ich fragte mich erneut, ob sich die Mannschaft unter Deck versteckt hielt oder ob sie vielleicht verschwunden war? Bei Nacht und Nebel von Bord des Schiffes verschwunden, an Land gegangen und…
Ja, was dann?
Da konnte ich mir noch so sehr den Kopf zerbrechen, eine Lösung wusste ich nicht. Es gab die vage Spur zu Atlantis, es gab den Hinweis meines Freunde Bill Conolly. Das alles zählte ich zusammen, aber es kam nicht viel dabei heraus. Es konnte auch sein, dass wir einem Hirngespinst nachliefen, obwohl mir mein Gefühl sagte, dass dem nicht so war. An Bord des Kahns vor uns war schon etwas Ungewöhnliches geschehen.
Wir näherten uns keinem mächtigen Kreuzfahrtschiff, sondern einem Fischkutter. Zu den kleinsten gehörte er nicht. Das Boot war schon seetüchtig, aber in dieser Weite wirkte es fast so verloren wie wir in dem wesentlich kleineren Boot. Auch die Wellen spielten mit dem Kutter. Hart und wuchtig schlugen sie gegen die Bordwände, als wollten sie diese zertrümmern.
Es würde schwierig werden, dort anzulegen. Da mussten wir schon unsere ganze Hoffnung auf den Bootsführer setzen.
Immer wieder stachen wir tief in ein Wellental hinein, und jedes Mal schossen wir danach wieder in die Höhe. Ich drehte mich auf meiner schmalen Bank um. Die hohe Hafenmauer konnte ich noch ausmachen. Doch vom Gefühl her erschien mir die Küste weiter entfernt, als sie es in Wirklichkeit war.
Wir gingen längsseits. Gregor Ills gab uns ein Handzeichen und deutete gegen die Bordwand des Schiffes. Dort sollten wir wohl hochklettern und dafür eine Jakobsleiter benutzen.
Ich nickte Ills zu, der wenig später zu uns kam. Der Ausdruck in seinem Gesicht gefiel mir nicht, auch wenn er vor sich hinnickte.
»Was ist los?«
Er ging in die Hocke und hielt sich an der Reling fest. »Wird nicht einfach werden.«
»Das denke ich auch.«
»Sind Sie schon mal über eine Leiter an Bord geklettert?«
Ich grinste schief. »Erinnern kann ich mich daran nicht.«
»Es ist nicht ganz einfach. Okay, das Boot schwankte, aber die Leiter hält. Außerdem sind es nur ein paar wenige Stufen. Läge die andere Bordwand nicht so hoch, wäre es einfacher. Dann hätten wir springen können.« Ills klopfte mir auf die Schulter. »Okay, es geht los.«
Unser Kapitän legte längsseits an. Er machte das sehr geschickt und kam auch mit den anrollenden Wellen zurecht, die uns zwar packten, aber nicht gegen die Bordwand des Kutters drängten.
Gregor Ills hielt bereits die Leiter in der Hand. Er und der Bootsführer wechselten einige Worte, und wir konnten den Hafenboss beobachten, der sich einen sicheren Stand suchte und den rechten Arm bewegte. In dieser Position kam er mir vor wie ein Lassoschwinger.
Ich setzte darauf, dass es bei ersten Versuch bereits
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