1385 - Lockruf aus Atlantis
übernahm der Haf enchef die Führung. Er bewegte sich sicher, als wäre er selbst der Kapitän.
Unser Weg führte in den Bauch des Kutters und damit in die Dunkelheit und zudem hinein in einen Geruch, der nicht erhebend war. Es stank nach Fisch, wie man so schön sagt. Wirklich ein ekliger Geruch.
Die Lagerräume waren nur durch Schotts von uns getrennt.
Außerdem war es hier unten kalt. Wir entdeckten eine Kühlanlage und sahen mit Eis gefüllte Metallbehälter, schlichen durch einen schmalen Gang und erreichten schließlich eine Tür, die geschlossen war.
Gregor Ills fasste die Klinke und konnte die Tür locker aufdrücken, und so war der Weg für uns frei.
Der Fischgeruch war auch hier nicht verschwunden, aber hinter der Tür befanden sich die Kojen der Besatzung. In eine Wand eingelassen. Nur diese Liegen, nicht mehr. Weiter vorn war der offene Durchgang zu einer kleinen Küche.
Leer, alles leer. Nicht nur die Küche, auch die Kojen. Da war kein Bett gemacht, und an den Kopfenden lagen noch die persönlichen Sachen der Männer. Rucksäcke und Wäschebeutel. Für uns sah es so aus, als hätten die Leute den Kutter überhastet verlassen.
»Es ist mir ein Rätsel«, murmelte Ills. Er ging weiter, denn es gab noch eine Tür, an der rechten Seite. Obwohl kein Schild uns darauf hinwies, gingen wir davon aus, dass dahinter die Kabine des Kapitäns lag.
Verschlossen war die Tür nicht. Diesmal öffnete Suko. Seine Hand lag am Griff der Beretta. Er stieß die Tür auch nicht mit einem Ruck auf. Er ließ sich zunächst Zeit, bis die Tür so weit geöffnet war, dass wir einen Blick hineinwerfen konnten.
Auch dieser Raum konnte als klein bezeichnet werden, aber es gab einen schmalen Schrank, mehr ein Spind, einen Tisch, der ebenso festgeschraubt war wie die beiden Stühle, und es gab ein Bett.
Auf ihm lag ein Mann!
Neben mir atmete Gregor Ills scharf aus. Dann flüsterte er: »Das ist Edward Steele, der Kapitän…«
***
Sehr überrascht waren wir nicht. Wie hieß es noch? Der Kapitän verlässt als Letzter das sinkende Schiff. Das hatte er hier nicht getan.
Er war geblieben, aber ich fragte mich, ob er noch am Leben war, denn auf dem Bett lag er wie eine Leiche.
Er trug noch seine Arbeitskleidung, eine dicke Hose, einen Pullover und Schuhe. An Haken hinter der Tür hing seine wetterfeste Kleidung. Mehrere Jacken, die das Wasser abhielten, wenn es über Bord gischtete.
Wir hatten die Kabine nicht lautlos betreten und waren sogar überrascht, das an der Decke das schummrige Licht brannte. Aber Steele rührte sich nicht. Er lag weiterhin starr auf dem Bett und schaute gegen die Decke der Kabine.
Keiner wusste so recht, was mit dem Kapitän los war. Wenn er noch lebte, würde er uns sicherlich sagen können, was hier abgelaufen war, und ich wollte natürlich wissen, was mit dem Mann war, ob er noch lebte oder nicht. Zumindest hatte er einen Warnruf absetzen können und von Atlantis gesprochen. Er hatte auch vor seinen eigenen Leuten gewarnt, und jetzt stellte sich die Frage, ob er sich dabei mit eingeschlossen hatte.
Ich näherte mich der Liege, blieb direkt daneben stehen und schaute in das Gesicht des Mannes.
Er trug einen dunklen Bart. Dafür waren die Haare kurz geschnitten.
Ich fasste ihn an.
Der Mann rührte sich nicht. Er schien wirklich in einem tiefen Schlaf zu liegen. Allerdings war er nicht tot, denn seine Haut hatte sich nicht kalt angefühlt.
Seine Augen sah ich nicht, denn die waren geschlossen, und so ging ich davon aus, dass er nur eingeschlafen war.
»Ist er tot, Mr. Sinclair?«
»Ich denke nicht.«
»Dann schläft er?«
»Kann sein, denn ich glaube nicht, dass er in ein Koma oder eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen ist.«
»Dann müssen wir ihn wach bekommen.«
»Das denke ich auch.« Ich winkte den Hafenboss heran. »Es ist besser, wenn Sie das übernehmen, denn wenn Steele erwacht, kann ein ihm bekanntes Gesicht nicht schaden.«
»Ja, das stimmt.«
Ich zog mich vom Bett zurück und blieb neben Suko stehen. Dabei hob ich die Schultern. »Von Atlantis kann ich hier nichts entdecken.«
»Dass die Mannschaft verschwunden ist, gefällt mir gar nicht«, murmelte Suko.
Gregor Ills gab sich alle Mühe. Er sprach den Mann an, er rüttelte ihn, aber Steele wurde nicht wach.
Als Ills seinen Kopf drehte, da sahen wir den schon verzweifelten Ausdruck in seinen Augen. »Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll?«
»Hier kann er auf keinen Fall bleiben«, erklärte Suko. »Wir
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