1385 - Lockruf aus Atlantis
müssen ihn von Bord bringen.«
Ills erschrak leicht. »Wirklich?«
»Ja. Man muss ihn untersuchen.« Wir zögerten nicht mehr länger.
Suko, der Hafenchef und ich fassten zugleich an und hoben den Körper aus der Koje.
Ills sprach dabei zu sich selbst. »Das ist mir alles ein Rätsel. Ich kann nicht fassen, dass so etwas überhaupt passiert. Das will nicht in meinen Kopf.«
»Warten wir ab, bis die Fachleute den Kapitän untersucht haben.«
Es war nicht einfach, den Schlafenden in der engen Kabine und später in dem noch engeren Gang zu transportieren. Aber wir schafften es und waren froh, das Deck zu erreichen. Noch immer wussten wir nicht, was mit dem Mann war. Er hatte seine Warnungen ausgesprochen, aber er hatte nicht gesagt, was genau mit seiner Mannschaft geschehen war. Genau darin lag das Problem.
Wir waren noch immer so schlau wie vorher.
Ills setzte sich mit dem Fahrer unseres Bootes in Verbindung. Er erklärte ihm, was anlag, und erfuhr, dass es kein Problem war, den Schlafenden an Bord zu nehmen, der noch zwischen Suko und mir auf Deck lag.
Mein Freund schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das alles nicht, John. Wie ist es möglich, dass der Mann nicht erwacht und dass er so steif ist wie ein Brett?«
»Das frage ich mich auch.«
»Fast wie Stein.«
»Ja. Möglicherweise ist er von innen versteinert.«
»Haben wir so etwas nicht schon mal erlebt?«
Ich nickte. »Mehrmals.«
»Na ja, man wird im Krankenhaus mehr feststellen, hoffe ich.«
So recht konnte ich auch daran nicht glauben. Nichts gegen den Ort Holyhead, aber ob es hier die richtigen Spezialisten gab, war fraglich.
Ills gab uns ein Zeichen, dass wir den Kapitän wieder anheben konnten. Erst sollte Steele an Bord des Motorboots gebracht werden.
Danach würden wir uns in den Lagerräumen umschauen.
Es war nicht leicht. Wir konnten ihn nicht über die Leiter rutschen lassen. So wartete unser Motorbootführer mit ausgestreckten Armen und fangbereiten Händen, und erst als eine Welle sein Boot nahe an den Kutter schob, klappte es. Zudem war das kleinere Boot noch angehoben worden.
»Alles klar!«
Der Kapitän wurde auf das Deck gelegt, und wir konnten zunächst mal aufatmen.
»Wie geht es weiter?«, fragte Ills.
Ich gab die Antwort. »Wir wissen nicht, was mit den anderen Mitgliedern der Besatzung passiert ist. Ich möchte nicht von Bord gehen, bevor wir nicht die Lagerräume durchsucht haben.«
»Das kann ich verstehen.«
»Sind Sie mit dabei?«
»Sicher.«
Auf dem Deck hatten wir die frische Seeluft genossen. Das änderte sich schnell, als wir wieder in den Bauch des Schiffes hinabstiegen. Um es kurz zu machen, wir fanden keine Spur der Besatzung, und so blieb das Rätsel weiterhin bestehen.
Warum war Edward Steele nicht auch verschwunden?
Was steckte dahinter?
Die Frage brannte in mir. Doch die Antwort wusste ich nicht. Nur Steele würde sie uns geben können, doch wir waren nicht die richtigen Fachleute, um ihn aus seinem Zustand zu erwecken, da mussten wir uns auf die Kunst der Ärzte verlassen.
Immer wieder spukte mir der Begriff Atlantis durch den Kopf.
Von dort war es nur ein kleiner Schritt hin bis zum Schwarzen Tod, der in seiner Vampirwelt das neue Atlantis hatte errichten wollen und das wohl auch geschafft hatte. Wenn die Basis mal feststand, dann würde er richtig anfangen können.
Mein Freund Suko kannte mich gut genug. Er wusste, um welches Thema sich meine Gedanken drehten. Deshalb schlug er mir auf die Schulter und sagte: »Mach dir keine zu großen Gedanken, John, das kriegen wir in die Reihe. Wir haben bisher alles geschafft.«
»Ja, ja. Nur hatten wir da mehr Ansatzpunkte, bei denen wir einhaken konnten.«
»Die werden noch kommen.«
»Okay, wie du meinst.«
Gregor Ills wartete an der Reling auf uns. Er ließ seine Blicke noch mal über das Deck schweifen. Dann rief es: »Okay, wir fahren – oder?«
Wir sahen seinen fragenden Blick auf uns gerichtet, und wir nickten ihm zu.
Das Meer hatte sich noch immer nicht beruhigt. Nach wie vor wellte die Dünung heran. Sie hob unser kleineres Boot an, sodass es manchmal fast bis an die Reling des Kutters reichte.
Es war nicht leicht, von Deck zu Deck zu klettern, aber Suko und ich schafften es, doch Gregor Ills wäre beinahe abgerutscht und im nicht eben warmen Wasser gelandet. Mit vereinten Kräften hebelten Suko und ich ihn auf das Boot, wo er wieder ausrutschte und sich langlegte. Es war ihm dabei nichts passiert, und wir konnten ihn wieder auf die
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