1385 - Lockruf aus Atlantis
gehört.«
»Klar, wir nicht. Vielleicht aber John.«
»Willst du ihn um diese Zeit anrufen?«
»Nein, da warte ich noch. Ich denke, dass er überrascht sein wird.«
»Ja, das meine ich auch.«
Bill lehnte sich zurück. Er umspannte dabei die Hüfte seiner Frau mit dem rechten Arm. »Der Schwarze Tod…«, murmelte er. »Wir hielten ihn schon einmal für vernichtet, doch er kehrte zurück. Er gibt einfach nicht auf. Verdammt noch mal, wäre er doch für immer und alle Zeiten verschwunden!«
Sheila musste lachen. »Hast du das wirklich angenommen, Bill? Hast du daran geglaubt? Wir beide wissen von dem neuen Atlantis. Es kann nicht immer nur ein totes Gebiet sein. Der Schwarze Tod muss Leben in diese Vampirwelt hineinbringen, aber es wird ein Leben sein, das seinen Gesetzen folgt und keinen anderen.«
»Meinst du wirklich, dass er schon so weit ist?«
»Ja. Und vergiss nicht, wer an seiner Seite steht und ihm hilft. Saladin ist mächtig. Sehr mächtig sogar.«
»Leider.«
»Komm, lass uns gehen!«
»Ins Bett?«
»Wenn du willst?«
Bill schüttelte den Kopf und lachte dabei. »Sorry, Sheila, aber ich würde mich die ganze Nacht über herumwälzen und immer nur an den Schwarzen Tod denken.«
»Was willst du denn tun? Hier vor deinem Laptop sitzen und grübeln?«
»Das auch nicht. Ich werde mir jetzt einen dreifachen Whisky pur gönnen und darauf trinken, dass wir alle zusammen es schaffen, Saladin und den Schwarzen Tod irgendwann zu erledigen.« Er deutete auf den Monitor. »Kann ja sein, dass dies die erste Spur ist, die uns schließlich zum Ziel führt. Ich will nicht, dass ein neues Atlantis entsteht.«
»Ist es nicht, schon entstanden?«, fragte sie.
»Nun ja, wenn du es so siehst, schon. Aber der Schwarze Tod will es perfekt haben. So perfekt, dass er sich darin wohlfühlt, und er hält sich klugerweise zurück, wie du gesehen hast. Er selbst hat sich nicht gezeigt, dafür sahen wir den Mann…«
»Und diesen roten Vorhang, der von oben nach unten fiel. Den darfst du nicht vergessen.«
»Ja, hast Recht.« Bill rollte seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ich hole mir eine Flasche und ein Glas. Morgen sehen wir dann weiter.«
»Okay, bring mir auch ein Glas mit.«
»He, was ist los?«
»Zu zweit trinkt es sich besser.«
»Ja, da hast du Recht. Und in einigen Stunden sehen wir dann weiter…«
***
Es war der steife Westwind, der Suko und mir entgegenwehte, und er war schon verdammt kalt. Auf der walisischen Halbinsel Angelsey war der Herbst stärker zu spüren als in der Stadt, denn hier pfiff er über die Hügel hinweg, wühlte sich in die grünen Täler hinein und sorgte dafür, dass das Meer zu einem welligen und brodelndem Kessel wurde, durch den sich die Fischerboote zu kämpfen hatten, bis sie den Hafen von Holyhead erreichten, von dem auch die Autofähre nach Dublin startete.
Die hatten wir noch auf dem Wasser in Richtung Westen fahren gesehen, als das Flugzeug mit dem Landeanflug begann, um dann schwankend, aber trotzdem sicher auf der Piste landete.
Wir beide waren von dieser schnellen Reise überrascht worden, denn es gab ein Problem, mit dem die Einheimischen und auch die Polizei nicht fertig wurden. Das Problem lag nicht in diesem Hafenort, sondern auf dem Meer. Auch nicht auf einer Insel. Es ging um ein Schiff, dass nicht einlaufen sollte.
Empfangen wurden wir von dem Hafenkommandanten. Er hieß Gregor Ills, sah durch seinen grauweißen Bart tatsächlich aus wie ein Seebär und gehörte zu den Menschen, die jede Bewegung genau durchdachten, bevor sie sie durchführten.
Viel wussten wir nicht. Sir James, unser Chef, hatte uns nur mitgeteilt, dass die Besatzung des Schiffs nicht an Land gehen durfte, weil mit ihr etwas nicht stimmte.
Das wäre für uns normalerweise kein Fall gewesen, hätte es da nicht ein anderes Problem gegeben. Die Besatzung war nicht durch eine Epidemie geschwächt, sie war von einem anderen Virus infiziert worden. Jeder, der auf dem Fischkutter seinen Dienst tat, sprach immer wieder nur von einem Ort. Er hieß Atlantis.
Auch das wäre noch kein Grund gewesen, den Fischkutter nicht einlaufen zu lassen, wenn sich der Kapitän nicht selbst gemeldet und vor sich und seiner Besatzung gewarnt hätte. Er konnte nicht zulassen, dass er in den Hafen einlief, weil mit ihm und seiner Mannschaft eine Veränderung vorgegangen wäre. Er musste wohl so glaubwürdig gewesen sein, dass die Behörden erst mal abwarteten.
Später hatten sie von einem Boot aus das Schiff
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