1387 - Das Finale
lange bleiben, wie er es wollte.
»Ja«, sagte er, »wir sind ganz allein, und du bist eine sehr schöne Frau, Sheila. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was alles mit uns beiden passieren kann, wenn wir hier richtig zusammenkommen. Sex ist die Triebfeder des Menschen. Dieser Trieb ist stärker als der Überlebenstrieb, und wenn ich an die Spielarten denke, die der Sex bietet, könnte ich direkt ins Schwärmen kommen.« Seine nächsten Worte gestaltete er zu einer Frage, die wieder direkt an Sheila gerichtet wurde. »Dir würde es doch Spaß bereiten, mit mir Sex zu haben?«
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sie erfolgte beinahe schon spontan.
»Ja, ich würde Spaß daran haben.«
»An allem?«
»An allem«, flüsterte sie.
Saladin zog seine Lippen noch mehr in die Breite. Er ließ Sheilas Hände los und knetete über ihre Brüte, die sich unter dem Pullover abhoben.
Sheila wehrte sich nicht. Sie war äußerlich dieselbe Person geblieben, doch einen eigenen Willen hatte sie nicht mehr. So ließ sie alles mit sich geschehen.
»Aber du hast Glück«, fuhr er fort und ließ seine Hände wieder sinken, »denn für mich gibt es wichtigere Dinge als Sex. Im Moment jedenfalls. Aber denke nicht, dass ich dich vergessen werde. Ich werde noch mal auf dich zurückkommen. Zunächst muss ich wissen, wo sich dein Mann Bill befindet. Also: Wo steckt er?«
Auf diese Frage eine Antwort zu geben hatte sich Sheila noch vor kurzem geweigert. Das war nun vorbei. Sie musste antworten, und so sagte sie: »Bei Purdy Prentiss.«
Selbst Saladin konnte man überraschen, denn dieser Name sagte ihm nichts. »Wer ist das?«
»Eine Staatsanwältin und eine Freundin.«
»Wo wohnt sie?«
Die Antwort auf die Frage floss glatt über Sheilas Lippen. In die Augen des Hypnotiseurs trat wieder ein harter Glanz. Plötzlich freute er sich, was er auch durch ein kurzes Lachen bekannt gab.
»Danke, meine Liebe, du hast mir sehr geholfen. Mehr möchte ich im Moment nicht wissen.«
Sheila schwieg. Sie sprach nur, wenn man es von ihr verlangte, und das war in diesem Augenblick nicht der Fall.
»Gut, du wirst hier bleiben und auf mich warten, nicht wahr?«
»Ja, ich warte auf dich«, erklärte sie mit tonloser Stimme.
»Leg dich in dein Bett. Dort wirst du bleiben. Wenn der Morgen graut, wirst du erwachen und das, was hier passiert ist, vergessen haben. Ich brauche dir kein Codewort zu geben. Sobald die Sonne aufgeht, wachst du auf.«
»Ich werde mich danach richten.«
»Dann geh ins Schlafzimmer.«
Sheila gehorchte auf der Stelle. Sie ging mit langsamen Schritten, und Saladin blieb hinter ihr, weil er auf Nummer Sicher gehen wollte. Er betrat sogar mit ihr das Schlafzimmer und schaute zu, wie sie sich entkleidete und dann ins Bett legte.
Für eine Weile blieb er neben ihr stehen und betrachtete ihre Gestalt. Erneut bedauerte er es, keine Zeit für sie zu haben, weil andere Dinge Vorrang hatten.
Noch einmal flüsterte er die Adresse der Staatsanwältin vor sich hin, dann zog er sich zurück und verließ das Haus so unbeobachtet, wie er gekommen war…
***
Tot – ich war tot!
Oder nicht?
Die Tatsache und die ihr folgende Frage huschten zugleich durch meinen Kopf.
Wie fühlte man sich, wenn man tot ist?
Es war wieder eine Frage, die mich beschäftigte, und ich war in der Lage, mir darauf eine Antwort zu geben. Wahrscheinlich fühlt man nichts, gar nichts. Nur war das bei mir anders, denn ich konnte nicht nur gedanklich Fragen stellen, sondern merkte auch den Widerstand unter meinem Körper, was mich zu dem Schluss kommen ließ, doch nicht in einer Geistform irgendwo zu schweben.
Erinnerungen!
Sie waren plötzlich da, und ich stellte mir wieder die Frage, ob sie auch bei einer Person kamen, die nur mehr feinstofflich war.
Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Ich konnte mir selbst keine konkrete Antwort geben, doch nach einigem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass es meinen Körper noch gab.
Und damit gab es mich als Person John Sinclair!
Das Feuer. Die verdammte Feuerhölle. Daran musste ich denken, als ich mich mit der Erinnerungen beschäftigte. Wieder war sie für mich so allgegenwärtig. Ich sah den brennenden Himmel, ich sah das Feuer fallen, ich sah die lodernde Walze, die sich über den Boden hinwegdrängte, und ich sah Suko und mich, als wir versuchten, der absoluten Vernichtung zu entkommen. Unser Rennen gegen den Tod und gegen das Ende. Ein Wettlauf für das Leben.
Ich hatte meines
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